Karmeliterkirche in Abensberg in der Hallertau


Karmeliter- oder
Klosterkirche "Unserer lieben Frau vom Berge Karmel"

in Abensberg im Hopfenland Hallertau



Die Karmeliter- oder Klosterkirche übertrifft an Größe die Pfarrkirche und steht ihr an Schönheit nicht nach. Wie schon berichtet, hat Johann II. von Abensberg aus Dankbarkeit für die große Erbschaft im Jahre 1389 das Karmeliterkloster gegründet. Der Bau der ursprünglich gotisch angelegten, dreischiffigen Basilika begann 1392, denn in einer Urkunde von diesem Jahr schreibt der Stifter Johann (seine Gemahlin war Agnes von Lichtenstein) ausdrücklich, "das er eine neue Kirchen in den Ehren unser lieben Frau angehebt habe". Der Bau beanspruchte längere Zeit und die Kirche dürfte vielleicht erst 1442 vollendet worden sein, denn in diesem Jahr fand eine Altarweihe statt. Ursprünglich waren nur die Seitenschiffe gewölbt, während der Chor und das Mittelschiff eine flache, mit Gemälden verzierte Holzdecke hatten. 1671 erhöhte man durch Aufschütten den Fußboden, verlegte den Orgelchor 1673 auf die Westseite und entfernte 1695 den gewölbten Lettner (Lesepult zum Vorlesen des Evangeliums, dann auch der Raum, in dem es gestanden hatte), der bisher Chor und Laienkirche getrennt hatte und auf dem sich Orgel und Musikchor befunden hatten. An die Südseite des Langhauses fügte man 1697 die Josephikapelle an. 1710 berief Prior Ambrosius seinen Bruder, den Bürgermeister Andreas Haisinger von Straubing, der im Bauwesen erfahren war, und den Franziskaner-Architekten Frater Philipp, der damals das Franziskanerkloster in Straubing baute. Nach dessen Plänen wurde die Kirche im Barockstil umgestaltet. Das Mittelschiff wurde eingewölbt, Fenster und Portale modernisiert. Der Hochaltar, der bisher am Ende des Chores stand, wurde gegen die Mitte vorgerückt und hinter ihm die Sakristei und der Psallierchor (Chor, in dem die Psalmen gesungen wurden) eingerichtet. Darunter baute man die Klostergruft. Die bisherige Sakristei aber wurde in die "Kapelle der schmerzhaften Mutter Gottes" umgewandelt. 1803 verfiel das Kloster der Säkularisation und die Klostergebäulichkeit der öffentlichen Versteigerung. Ein Teil der Gebäude wurde als Krankenhaus, als Armenhaus und Schulschwesternhaus verwendet, ein anderer Teil diente bis anfangs der dreißiger Jahre als Amtsgerichtsgefängnis und der Rest kam in Privatbesitz. Da sich für die Kirche kein Käufer fand, so genehmigte König Ludwig durch Reskript (= Verfügung) vom 26. Juni 1839, dass die ehemalige Karmeliterkirche der Stadtgemeinde Abensberg unter der Bedingung überlassen werde, dass sie sich zum immerwährenden Unterhalt der Kirche, ihrer Attribute und Denkmale verpflichte, keine Veränderung derselben ohne Genehmigung der königlichen Baubehörde vornehme und nebenbei auch die Pfarrkirche beibehalte und fortführe. Im Jahre 1940 wurde sie von der Kirchenverwaltung St. Barbara übernommen, die sie innen wie außen instandsetzen ließ. Bei der Beschießung der Stadt 1945 wurde die Kirche zweimal durch Artillerietreffer schwer beschädigt. Die Schäden sind jetzt wieder beseitigt. Das schöne Altarbild des mächtigen Hochaltares ist von dem Künstler Johann Gebhardt in Prüfening 1717 gemalt. Es stellt den hl. Simon Stock dar, wie er von Maria das Skapulier empfängt. Die vier großen Seitenfiguren sind herrliche Schöpfungen von Anton Neu, Bildhauer in Prüfening. Die Bilder und Figuren der Seitenaltäre sind von den gleichen Künstlern. Sehr wirkungsvoll ist die Kanzel und die ihr gegenüber angebrachte Gruppe des hl. Nepomuk. Eine Sehenswürdigkeit ist die schöne Vespergruppe auf dem Altar (von 1714) in der "Schmerzhaften Kapelle". Sie gehört der Spätgotik um 1505 an. Die Josephikapelle besitzt ein schönes Altarbild, den Tod des hl. Joseph darstellend. An die Ostseite des Chores schließt sich der Kreuzgang an, von dem aber nur noch der Nordflügel als sogenannte Antoniuskapelle erhalten und von der Kirche aus zugänglich ist. In ihr befindet sich die Tumba der Abensberger. Auf einem neuen Unterbau ruht eine mächtige Deckplatte aus rotem Marmor, darauf ist in Hochrelief gemeißelt die schlanke Gestalt eines Ritters in spätgotischer Rüstung, auf zwei kleinen Löwen stehend, zu Füßen die Wappenschilde der Abensberger und Schaumberger. Die Umschrift lautet: "Dise grebnus der wolgeborn herschaft zw Abensperg hat lassen machen der edell wolgeboren her johanns herr ze abensperg in dem iar als man zalt no cristi gepurdt MCCCCLXIX (1469) ia´a sa veitstag". An der Wand befindet sich die Grabplatte des Grafen Niclas. Die Inschrift besagt, dass der letzte Abensberger erstochen worden ist. Sowohl in der Kapelle als auch in der Hauptkirche sind noch mehrere beachtenswerte Grabdenkmäler. Mit dem Kloster war schon sehr früh eine vielbesuchte Lateinschule verbunden. Aventinus hatte in dieser seine erste Ausbildung erhalten. An der Südostecke der Stadt, nächst dem malerischen Paradeplatz mit dem Aventindenkmal, stehen die Ruinen der einst gewaltigen Burg. Sie war schon nach dem Aussterben der Herrschaft in Verfall gekommen, wurde von den Schweden im Dreißigjährigen Krieg stark beschädigt und nicht wieder hergestellt. 1732 begutachtete der Pfleger, dass zum Wiederaufbau des abgebrannten Pfarrkirchturmes die nötigen Ziegelsteine vom Schloss genommen werden könnten. Vollendet wurde die Zerstörung 1816 in jener pietätlosen Zeit, in der man keinen Sinn für historische Bauten mehr hatte. Die Regierung gab den Auftrag den Wohnbau der Burg an der Südseite der Mauer abzubrechen "weil das Gebäude morsch und entbehrlich sei und einen widrigen Anblick gewähre". Nur die wesentliche Abteilung des gewölbten unteren Stockes musste als Wagenremise für den Landrichter erhalten bleiben und neu eingedeckt werden. So wurde das alte, geschichtlich so denkwürdige Gebäude ohne jeden zwingenden Grund niedergelegt. Von der Hauptburg durch einen tiefen, breiten Graben abgetrennt, erhebt sich im Westen die Vorburg, ein barocker Flügelbau, der jetzt das Amtsgericht in der ehemaligen Pflegerwohnung beherbergt. Zu den Schlossgebäuden gehörte auch der "Getreidekasten", das große Gebäude am Aventinusplatz, das heute als Hopfenhalle und Requisitenraum der Stadt Verwendung findet. An die immer noch die stattliche Schlossruine, die im Süden von der Abens, im Osten von einer größeren Weiheranlage geschützt ist, schließen sich die noch recht bedeutenden Überreste der ehemaligen Stadtbefestigung an. Zahlreiche Rondelle und mehrere eckige Türme beleben die Ringmauer und geben der Stadt an vielen Stellen ein mittelalterliches Gepräge. Von den ursprünglichen drei Toren ist im Osten der Stadt nur mehr der Regensburger Torturm erhalten geblieben. Das Abenstor wurde 1901 mit der alten Abensbrücke abgetragen. Die jetzige Abensbrücke wurde 1907 dem Verkehr übergeben. Das Aunkofer Tor wurde 1878 abgebrochen.



Karmeliter- oder Klosterkirche "Unserer lieben Frau vom Berge Karmel"
Karmelitenplatz
93326 Abensberg



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Zuletzt aktualisiert am 01.10.2017