Streuobst-Lehrpfad in Beilngries im Altmühltal Äpfel im Weckglas Apfelschnaps Apfelstrudel Streuobst-Lehrpfad in Beilngries im Altmühltal

Streuobst-Lehrpfad

in Beilngries im Naturpark Altmühltal



Kulturgut Obstbau

Wildobstbäume sind natürliche Begleitarten des Waldes und finden sich vor allem an lichten, sonnigen Waldrändern und in natürlichen Hecken.
Schon in der Jungsteinzeit wurde Wildobst gesammelt, z. B. Apfel, Birne, Vogelkirsche, Schlehe, Mispel, Kornelkirsche. Die Römer der späteren Kaiserzeit kultivierten bereits 29 verschiedene Obstsorten.
Sie brachten mit Aprikose, Pfirsich und Zwetschge weitere Obstsorten nach Deutschland. Zu dieser Zeit begann auch hier die Kultivierung der Obstsorten.
Um 300 n. Chr. gab es am Rhein schöne Obstanlagen. Im Mittelalter wurde die Kultur des Obst- und Gartenbaus in den Klöstern gepflegt. Später wurden auch in landwirtschaftlichen Höfen und Siedlungen Obstbäume gepflanzt.
Ab dem 16. Jahrhundert dehnte sich der Obstbau von den Siedlungen in die Feldflur aus. Auf Gemeindeflächen, eigenen Wiesen und entlang von Wegen und Straßen kultivierten die Bauern Hochstamm-Obst. Der Streuobstbau erreichte seinen Höhepunkt im 19. und 20. Jahrhundert.
In Ortsnamen wie Apfelbach, Apfelthal, Birnbaum und Birnfeld spiegelt sich noch die Bedeutung des Obstbaus für die Bevölkerung.
Seit Adam und Eva spielt das Obst in Überlieferung, Kultur und Geschichte eine wichtige Rolle. Nach einer Sage wurde Wilhelm Tell vom Landvogt Geßler gezwungen, einen Apfel vom Kopf seines Sohnes zu schießen.
Seit der Römerzeit wurde die Zucht neuer Obstsorten intensiv betrieben.
Im Jahre 849 besaß das Kloster auf der Bodenseeinsel Reichenau bereits eine Baumschule und Musterstation.
Durch Auslesezucht, Kreuzung und Pfopfung entstanden weltweit viele Zehntausende verschiedener Obstsorten.
In Deutschland sind rund 1400 Apfelsorten beschreiben, weitere 100 noch unbeschriebene Sorten finden sich in Gärten und Streuobstanlagen. Wichtige Zuchtziele sind im Obstbau die Widerstandsfähigkeit gegen Fröste und Pilzerkrankungen und die Verwendbarkeit als Tafel-, Wirtschafts oder Mostobst. Die Herkunft der einzelnen Sorten ist heute nicht mehr mit Sicherheit anzugeben, da diese unter verschiedenen Namen in Europa hin und her wanderten.
Um das Sortenchaos in den Griff zu bekommen, begannen vor ungefähr 150 Jahren Obstforscher (Pomologen) mit der Ordnung und Beschreibung der Vielzahl von Obstsorten.
Nach Aquarellen entstanden prächtige Bücher der Obstkunde. Einer der bekanntesten Apfelmaler war der bayerische "Apfelpfarrer" Korbinian Aigner aus dem Landkreis Freising, der 1966 rund 1.000 Aquarelle hinterließ. Die Variabilität der Form ist sehr groß.
Zur Größenbestimmung von bekannten Apfel- und Birnensorten gibt es deshalb Referenzsorten. Weitere Äußere Bestimmungsmerkmale sind die Hauptfruchtformen, die Gleichhälftigkeit, der Stiel, die Kelchgrube und die Farbe. Innere Merkmale sind das Kerngehäuse sowie die Farbe, Struktur, Festigkeit und der Geschmack des Fruchtfleisches. Mit der Verlagerung des Erwerbsobstbaus auf einige wenige "marktfähige " Sorten waren viele wertvolle alte Sorten und Lokalsorten kaum noch im Handel. Oft sind diese den modernen Sorten der Intensivkulturen an Geschmack und Haltbarkeit überlegen. Sie sind auch robuster und an des regionale Klima angepaßt. Bei Neupflanzungen von Obstbäumen in Hausgärten und Streuobstanlagen sollte altbewährten Sorten der Vorzug gegeben werden. Sie werden zunehmend wieder in das Sortiment der Baumschulen aufgenommen.
Die Obsternte leistet seit dem Mittelalter einen wesentlichen Beitrag zur Ernährung der Bevölkerung. Anfangs wurde das Obst frisch verzehrt. Dann lernte man es durch Trocknen zu konservieren, zuerst an Luft und Sonne, später im Dörrofen. Jüngere Konservierungsarten sind das Einlegen in Zuckerlösung, Essig oder Rum und das Einkochen im "Weckglas". Heute wird das Einwecken von Obst mehr und mehr durch die industriell gefertigten Dosenkonserven verdrängt. Süße Konservierung ist auch die Bereitung von Obstmus, Marmelade und Gelee.
Ein großer Teil des Obstes wird auch zu Saft und Most verarbeitet. Apfelmost war noch zu Beginn des 20. Jahrhunderts als Getränk so wichtig wie Bier. Schaumwein, Liköre und Obstbrände haben als lokale Spezialitäten wieder eine zunehmende Bedeutung.
In Restaurants, Bäckereien, Konditoreien und der häuslichen Küche werden aus Obst Kuchen, Torten, Strudel, Aufläufe und leckere Beilagen zu verschiedenen Gerichten hergestellt. Süßes Früchtebrot, Trockenobst und Bratäpfel sind vor allem die Köstlichkeiten der Winter- und Weihnachtszeit.


Bitte bleiben Sie auf den Wegen und nehmen Sie Rücksicht auf die Pflanzen und Tiere entlang des Lehrpfades.



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Zuletzt aktualisiert am 10.02.2017