Wildschwein mit Nachwuchs im Altmühltal


Schwarzwild (Sus scrofa)

in Beilngries im Naturpark Altmühltal



Fortpflanzung:

Das Schwarzwild wird in der Regel im zweiten Lebensjahr geschlechtsreif. Die Bache ist im vierten, der Keiler erst im fünften Lebensjahr ausgewachsen. Die Rauschzeit beginnt gewöhnlich Anfang November und geht bis Ende Januar, in Ausnahmefällen bis Ende Februar. Wie die Vermehrungspotenz ist auch Beginn und Dauer der Rauschzeit in hohem Maße vom Ernährungszustand (Mastangebot) und vom Klima abhängig. Schwarzwild kann aber zu allen Jahreszeiten rauschen. Bei der Bache wird der Beginn der Rauschzeit durch den Geschlechtszyklus bestimmt. Der Keiler hingegen ist während des ganzen Jahres deckungsbereit. Die rauschende Bache wird vom Keiler, der zur Rauschzeit bei der Rotte lebt, auf Grund seines ausgezeichneten Wittrungsvermögens gefunden. Während der Rauschzeit kommt es unter den Keilern zu heftigen Positionskämpfen, wobei die starken Keiler die jüngeren durch ihr Drohverhalten verjagen. Gleich starke und gleich alte Keiler liefern sich aber heftige und langdauernde Kämpfe. Die beschlagene Bache hat eine Tragzeit von etwa 16 bis 17 Wochen. Die normale Frischzeit ist im März/April bis Mitte Mai, es kommt aber auch vor, daß Bachen zu anderen Jahreszeiten frischen. Kurz vor dem Frischen setzt sich die Bache von der Rotte ab und sucht sich einen geeigneten, geschützten Platz (Frischplatz) mit guter Deckung, an dem sie einen Frischkessel (Bett) errichtet. Die Baustoffe werden aus der näheren Umgebung herbeigeschafft und können je nach Jahreszeit aus frischen grünen oder trockenen Materialien bestehen. Ist keine natürliche Bodenmulde vorhanden, wird durch Wühlbewegungen eine Mulde geschaffen. Das eingetragene Material wird durch Drehbewegungen und mit dem Wurf zur Seite geschoben, so daß die Mulde gleichmäßig ausgepolstert wird. Es entsteht so eine Höhlung, der Frischkessel, in dem die Bache frischt.
Die Frischlinge werden sehend und behaart (nur Borsten) gefrischt. Das Geburtsgewicht beträgt zwischen 740 und 1.100 g. Die Saugzeit der Frischlinge beträgt 2,5 bis 3,5 Monate. Die Bindung zwischen der Bache und ihren Frischlingen dauert i. d. R. 1,5 Jahre. Die Anzahl der Frischlinge ist vom Alter der Bache, deren Ernährungszustand und vom Klima abhängig. Junge Bachen frischen etwa drei bis fünf Stück, alte sieben bis acht Stück, manchmal auch mehr. Die selten vorkommenden Frischlingsbachen haben in der Regel nur ein bis zwei Frischlinge. Bachen, die ihre Frischlinge früh verloren haben oder erfolglos beschlagen wurden, rauschen oft noch ein zweites Mal und frischen dann entsprechend später. Zweimaliges Frischen einer Bache innerhalb von zwölf Monaten kommt selten vor und setzt ein gutes Mastjahr (Vollmast) voraus. Sie frischt dann das erste Mal im Frühjahr (April), das zweite Mal im darauffolgenden Spätwinter (Februar/März); es kann dann vorkommen, daß alte und neue Frischlinge mit der Bache zusammen sind. Bei bestem Ernährungszustand und mildem Winter kommt es vor, daß weibliche Frischlinge schon zum Ende des ersten Lebensjahres geschlechtsreif sind und beschlagen werden (sog. Frischlingsbachen). Spät frischende Bachen und Frischlingsbachen sind unerwünscht, sie gehen geschwächt in den Winter, kümmern, sind sehr anfällig gegen Krankheiten und können den ganzen Bestand gefährden. Um die Vermehrungspotenz etwas zu vermindern, sollten die männlichen Stücke ein wenig überwiegen; ein Geschlechterverhältnis von 1,2 : 1 sollte angestrebt werden. Gute Mastjahre führen bei einem Geschlechterverhältnis von 1 : 1 zu einer Vermehrung von 150 bis 200 % des Frühjahrsbestandes. Unter normalen Voraussetzungen beträgt die Vermehrungsrate etwa 130 %, bei ungünstigen Jahren (harter Winter, schlechtes Mastjahr) etwa 60 bis 100 %. Eine Wilddichte von 0,5 bis 2,5 Stück je 100 ha gilt als tragbar. Da Schwarzwild der Landwirtschaft großen Schaden zufügt, darf der Abschuß nicht begrenzt werden, deshalb gibt es auch keinen Abschußplan. Es muß so kurz gehalten werden, daß Flurschäden möglichst vermieden oder im tragbaren Rahmen gehalten werden.



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Zuletzt aktualisiert am 10.02.2017