Wildschwein bei Beilngries im Altmühltal


Schwarzwild (Sus scrofa)

in Beilngries im Naturpark Altmühltal



Ansprechen:

Das Ansprechen bzw. die Altersschätzung des lebenden Schwarzwildes ist wegen des fast gleichen Aussehens der Geschlechter und wegen seiner nächtlichen Lebensweise besonders schwierig. Körpermasse und Waffen sind - besonders nach dem zweiten Lebensjahr - nur grobe Hilfsmittel, zumal die Körpermasse und -größe wegen des großen Streubereiches keine dienlichen Anhaltspunkte geben können. In der Dunkelheit kann am ehesten der Pürzel etwas über seinen Träger verraten. Ist er länger als bei den anderen Sauen und hat er eine unübersehbare Quaste, macht sein Träger auch sonst einen massigen Eindruck (Karpfenrücken, stumpfwinkliger Hängebauch), so handelt es sich mit ziemlicher Sicherheit um ein Hauptschwein bzw. um einen Bassen. Bei Überläufern und Frischlingen ist das Geschlecht meist nicht zu bestimmen. Bis zu einem Alter von etwa drei bis vier Monaten haben die Frischlinge die für sie typischen Längsstreifen. Diese sind aber bereits im Alter von fünf bis sechs Monaten völlig verschwunden. Der Frischling kann, abgesehen von der geringen Größe, meist nur noch am kindlichen Gesichtsausdruck und an der fehlenden Pürzelquaste erkannt werden. Der Überläuferkeiler kann von der Überläuferbache bei gutem Licht und in der Sommerschwarte am Pinsel unterschieden werden. Häufig ziehen Überläuferkeiler bereits allein. Sobald die Keiler aber drei bis vier Jahre erreicht haben, sind sie an den Waffen und am Pinsel von den Bachen zu unterscheiden. Inder Regel haben diese Keiler auch einen höheren Widerrist, eine stärkere Quaste am Pürzel und eine gedrungenere Körperform mit gerader Rückenpartie. Die wulstartige Aufstülpung über dem Gebrech tritt deutlich hervor. Der jagdbare Keiler (fünf und älter) wirkt massig, der schwere Kopf macht fast ein Drittel der Körperlänge aus. Der Pürzel mit Quaste reicht über das Sprunggelenk. Das Gewaff ist deutlich sichtbar. Der Keiler ist fast ausschließlich Einzelgänger. Die alte Bache hat einen langen Pürzel ohne Quaste, der Borstenwechsel erfolgt erst spät im Frühsommer. Bei sehr alten Bachen erscheint die Rückenlinie eingesenkt. Allgemein ist die Körperform der Bachen nicht so gedrungen, dadurch wirken sie auch hochläufiger, sie haben meist auch einen längeren Wurf, so daß der Körper dadurch größer wirkt. Sie halten sich fast immer in Rotten auf.


Jagd:

Die Jagd auf Keiler und Bachen ist nach der Verordnung über die Jagdzeiten vom 16. Juni bis 31. Januar erlaubt. Die Länder haben z. T. abweichende Regelungen. Überläufer und Frischlinge das ganze Jahr über bejagt werden. Die Bachen dürfen jedoch bis zum Selbständigwerden der Frischlinge, das sind etwa bis zu vier Monate nach dem Frischen, nicht erlegt werden. Schwarzwild darf zur Nachtzeit und außerhalb der Notzeit auch an Kirrungen bejagt werden. Ein Abschußplan für Schwarzwild ist nicht vorgeschrieben. Für seine Erlegung gelten folgende Grundsätze: Der Keiler gilt vom fünften Lebensjahr ab als jagdbar (hauendes Schwein). Erlegt werden sollen alle Frischlinge, die nach dem 15. Mai gefrischt wurden, alle schwachen Überläufer (und gescheckte Überläufer) und Stücke innerhalb einer Rotte, die in ihrer Entwicklung zurückgeblieben sind (sog. Kümmerer). Im Februar/März sollen keine Drückjagden durchgeführt werden. Auf der Drückjagd sind nur Sauen bis 40 kg freizugeben. Das Schwarzwild kann auf Grund unverwechselbaren Losung, an der Fährte, am Gebräch, an den Suhlen und an den Malbäumen bestätigt werden. Es ist sehr hart und zeichnet auch nach einem guten Schuß kaum oder überhaupt nicht. Angeschossene Sauen ziehen weit und verenden nicht selten in der Fährte. Es muß daher ein guter Schuß auf die breit stehende Sau angebracht werden. Er sollte hinter dem Teller - jedoch nicht auf den Teller - angetragen werden, auf keinen Fall aber hinter dem Blatt. Bei tiefen und hohen Blattschüssen werden keine lebenswichtigen Organe getroffen. Spitz getroffene Sauen zeigen meist keinen Ausschuß und keinen Schweiß, auch besteht die Gefahr von Gebrechschüssen. Sauen sind sehr wehrhaft, besonders wenn sie bedrängt werden oder angeschossen sind. Ein Keiler ist mit seinen Waffen durchaus fähig, einen Hund (auch einen Jäger) lebensgefährlich, ja sogar tödlich zu verletzen. Keiler schlagen um sich, während Bachen beißen oder sich mit dem ganzen Körper wehren, wenn ihre Frischlinge in Gefahr sind.
Schwarzwild hat eine Gallenblase, die sofort nach dem Aufbrechen entfernt werden muß. Im Gegensatz zum übrigen Schalenwild kann auf das Verknoten des Schlundes verzichtet werden, da Schwarzwild kein Wiederkäuer ist und somit kein Mageninhalt austreten kann. Das Zwerchfell wird zur Trichinenschau benötigt, der das Wildbret vor der Verwertung oder dem Verkauf unterzogen werden muß. Verantwortlich dafür ist der Jagdausübungsberechtigte.


Jagdarten:

Die Jagd richtet sich nach den örtlichen Gegebenheiten. Der Ansitz (auch in mondhellen Nächten) ist an Stellen, wo Sauen noch bei Büchsenlicht wechseln, an Suhlen oder nahe von mastspendenden Buchen und Eichen erfolgversprechend. Werden die Sauen jedoch sehr intensiv bejagt, halten sie keine Wechsel ein und sind sehr unstet. In gut besetzten, wenig beunruhigten Revieren ist auch die Pirsch üblich. Da Schwarzwild schlecht äugt, kann der Jäger bei gutem Wind sehr nahe heranpirschen, was ihm eine genauere Auslese ermöglicht. Die Treib- und Drückjagd zählt zu den schönsten Jagden. Sie verspricht in der Regel nur Erfolg, wenn nachts Schnee fiel und mit Hunden gejagt wird. Bei einer Neuen (Neuschnee) wird am Morgen an den Fährten festgestellt, ob die Sauen im Kessel stecken. Wenn eine Rotte hintereinander wechselt, treten die einzelnen Stücke meist in die Tritte ihrer Vorgänger, so daß es schwierig ist, die Stärke der Rotte festzustellen. Die in einem Kessel steckenden Sauen werden eingekreist. Wichtig ist, daß Hunde dabei sind, da eine Treib- und Drückjagd ohne Hunde selten zum Erfolg führt und Sauen von Treibern kaum vor die Schützen zu bringen sind. Vereinzelt wird auch noch mit Saumeuten gejagt. Wird bei der Jagd mit einer Saumeute Schwarzwild von Saupackern gestellt, kann das Stück mit der Saufeder abgefangen werden, was jedoch kaum mehr praktiziert wird. Ein Keiler, der, von Hunden gestellt, den Jäger annimmt und dabei in die Blanke Waffe (meist Saufeder) rennt, läuft auf; auflaufen lassen. Üblich ist auch die Riegeljagd (Ansitz-, Drückjagd), die eine gute Auswahlmöglichkeit gestattet. Die Schützen werden dabei auf Fernständen an den Hauptwechseln angestellt, und das Wild wird durch vorsichtiges Beunruhigen den Schützen zugedrückt. Diese Jagd hat bei guter Durchführung den Vorteil, daß das Wild die Schützen vertraut anwechselt, erfordert jedoch große Waldkomplexe. Bei der Nachsuche auf angeschweißtes Schwarzwild ist zur eigenen Sicherheit und für den Fangschuß eine großkalibrige Faustfeuerwaffe mitzuführen. Wird mit dem Schweißhund nachgesucht, nehmen erfahrene Schweißhundeführer häufig einen mutigen und scharfen Terrier mit, um den wertvollen Schweißhund vor eventuellen Sauschlägen zu schützen.


Trophäen:

Trophäen sind der Saubart, die Waffen des Keilers und auch die Haken der Bache. Der Keiler hat nur im Winter den sog. Saubart, die langen Borsten auf der vorderen Rückenpartie. Überläufer haben die längsten Rückenborsten, ältere und alte Keiler die stärksten. Jede einzelne Borste ist an der Spitze mehrmals gespalten und wird als Feder bezeichnet. Der Saubart wird gerupft, gebunden und dient als Hutschmuck. Die Waffen und Haken stecken etwa zu zwei Drittel im Kiefer. Durch Kochen der Kieferäste lassen sie sich herauslösen. Um sie besonders haltbar zu machen, gießt man am besten die Hohlräume mit Stearin aus und befestigt sie dann auf einem Holzschild. Die Haken der Bache, aber auch kleinere Waffen, etwa von Überläuferkeilern, werden gefaßt und als Charivari-Anhänger getragen. Gelegentlich wird der ganze Kopf präpariert oder auch die Schwarte als Trophäe gegerbt.


Hege:

Nach § 28 Abs. 1 Bundesjagdgesetz darf Schwarzwild nur in Gattern, die ein Ausbrechen unmöglich machen, gehegt werden. Schwarzwild darf nicht ausgesetzt werden. Es darf weder ein bisher nicht vorhandener Schwarzwildbestand begründet noch ein vorhandener übermäßig erhöht werden. In Gattern soll ein gesunder Bestand von kräftigen Stücken mit hohem Wildbretgewicht erreicht bzw. erhalten werden. Bei Frost und hoher Schneelage leidet Schwarzwild große Not, zu dieser Zeit muß besonders gut gefüttert werden. Die Fütterungen sollten ab November bis in das Frühjahr hinein beschickt werden, um das Wild gut durch den Winter zu bringen. Das Errichten eines Frischbettes kann man den hochbeschlagenen Bachen abnehmen. In geeigneten Dickungen werden Wände aus Preßstrohballen errichtet und befestigt. Diese sog. Saubuchten werden gerne angenommen.



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Zuletzt aktualisiert am 10.02.2017