Die Verbindung der Wasserstraßen Main und Donau, was gleichbedeutend ist mit einem Binnenwasserweg zwischen der Nordsee und dem Schwarzen Meer, ist ein uralter Traum der Menschheit. Karl der Große unternahm mit dem "Karlsgraben" ("Fossa Carolina") 793 n. Chr. den ersten Versuch weitgehend über natürliche Flußsysteme eine schiffbare Verbindung zwischen Main und Donau herzustellen.
Napoleon und Goethe befaßten sich ebenfalls mit diesem Gedanken, aber erst König Ludwig I. von Bayern hatte gut 1000 Jahre nach dem ersten Versuch Erfolg: Er schuf 1836-1846 einen Kanal zwischen Main und Donau mit 178 km Länge und 100 Schleusen zwischen Kelheim und der Scheitelhaltung 32, von dort bis Bamberg 68. Der Kanal verlief von Bamberg über Nürnberg, Neumarkt und Dietfurt bis zur Donau bei Kelheim. Ab Dietfurt wurde das Flußbett der Altmühl für den Kanal ausgebaut und begradigt.
Die 1921 gegründete Rhein-Main-Donau AG strebte eine größere und leistungsfähigere Binnenwasserstraße für die moderne Schiffahrt an: 1992 wurde der Main-Donau-Kanal als Verbindung der beiden Flußsysteme Main und Donau mit dem letzten Kanalabschnitt zwischen Bamberg und Kelheim fertiggestellt.
Ab Dietfurt verläuft der Main-Donau-Kanal, wie auch der Ludwig-Donau-Main-Kanal, im Talraum der ehemaligen Altmühl; große Teile des neuen Kanals überlagern in diesem Abschnitt den historischen Ludwig-Donau-Main-Kanal, so daß viele Baudenkmäler der internationalen Wasserstraße weichen mußten. Von der einst so beschaulichen Altmühl bleiben nur noch einige Altwasser und Fluß-Schleifen zurück.
Wir sehen hier an der noch vollständig und funktionsfähig erhaltenen Schleuse Mühlbach des Ludwig-Donau-Main-Kanals. Die Schleusen waren 34,15 m lang und 4,67 m breit. Der Niveauunterschied zwischen Ober- und Unterhaupt betrug 2,3-3,2 m. Eine Schleusenfüllung benötige bis zu 500.000 l Wasser. Zur Wasserersparnis erhielten deshalb viele Schleusen ein Zwischentor, womit die Schleusenkammer auf 26,2 m verkürzt werden konnte. Das Füllen und Leeren der Schleusen erfolgt mittels Schützen in den Eichentoren. Die Tore mußten mit Stangen auf- und zugezogen werden. Ein Schleusenvorgang dauerte ca. 10-15 Minuten. Auch das Wärterhaus, das aus der Feder des Architekten, Leo von Klenze stammt, ist noch erhalten. Die sie umgebenden Grundstücke waren zum Gemüseanbau und zur Tierhaltung für den Schleusenwärter vorgesehen. Die erhaltenen Kanalabschnitte, die Erschließungsanlagen und die Wärterhäuser, die alle nach dem gleichen Schema gebaut wurden, stehen unter Denkmalschutz. Die Schleusenwärter waren zugleich für die Instandhaltung der Schleusen sowie die Beaufsichtigung und Pflege des Kanals und seiner Anlagen zuständig. Dazu gehörte auch die Einnahmen der Pachtgelder für die 40.000 entlang des Kanals gepflanzten Obstbäume.
Die Kähne wurden mit Hilfe von Pferden auf den Treidelpfaden entlang des Kanals "getreidelt" (d.h. gezogen).
Zum Bau der Schleuse wurden Kalksteinquader aus dem Steinbruch Arzberg verwendet. Die beiden "Häupter" der Schleuse begrenzen Stemmtore aus Eichenholz.
Um die unterschiedlichen Wasserstände der zum Ludwig-Donau-Main-Kanal ausgebauten Altmühl zu regulieren und die notwendige Fahrtiefe von 1,5 m immer zu gewähren, wurden die Schleuse Mühlbach mit einem Stauwehr neben dem Flußlauf verbunden.
Seit der Fertigstellung des Main-Donau-Kanals wird dieser Abschnitt des Ludwig-Donau-Main-Kanals im ehemaligen Flußbett der Altmühl nur noch vom Mühlbach gespeist.
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Zuletzt aktualisiert am 25.07.2017