Lebewelt / Fossilien
Die Kieselplattenkalke des Oberen Jura von Mühlheim zeigen einen unermeßlichen Reichtum an Fossilien. Mit jedem neuen Fund kann die erstaunliche Vielfalt des Lebens im Oberen Jura erfasst und vervollständigt werden. Die Fossilien sind durch den Gebirgsdruck der überlagernden Schichten im Laufe der Jahrmillionen zusammengepresst worden und deshalb meist zweidimensional erhalten. Ein Teil der Fossilien ist während der Ablagerung auf dem Meeresboden zerfallen, so dass zum Beispiel isolierte Köpfe und Schwänze von Fischen keine Seltenheit sind. Dennoch werden in den Mörnsheimer Schichten viele gut erhaltene und wissenschaftlich interessante Fossilien gefunden.
Pflanzen
Die gefundenen Pflanzenfossilien geben Hinweis auf Inseln innerhalb des Riffgürtels. Der zum Teil sehr gute Erhaltungszustand deutet darauf hin, dass sie nicht weit transportiert wurden, Inseln also nicht weit entfernt gewesen sein können. Im Steinbruch nachgewiesene Arten: Ginko- und Nadelgewächse: Furcifolium, Brachiphyllum, Palaeocyparis - Araukarien: Araucaria moreauniana - Meeresalgen werden in Form von braunen Fäden oder wurzelähnlichen Gebilden gefunden.
Schwämme
Es gibt zahlreiche verschiedene, noch nicht näher bestimmte Kieselschwämme unterschiedlicher Wuchsformen. Auch Vertreter der Weichschwämme können gefunden werden. Es handelt sich um bandförmige Gebilde, die eine körnige Oberfläche besitzen. Früher hielt man sie fälschlicher Weise für Seetang. Schwämme gehören zu den wichtigsten Riffbildnern in der Region.
Muscheln
Nachgewiesen ist die kleine Auster Liostrea socialis, die Nester aus vielen Individuen bilden kann. Man findet sie gelegentlich festgewachsen auf Ammoniten oder ähnlichen Hartsubstraten.
Ammoniten
Im Steinbruch findet man Abdrücke von spiralig aufgerollten Häuschen. Sie erinnern an ein Schneckenhaus, sind aber Reste von "Urzeittintenfischen"; den Ammoniten. Das Ammoniten-Tier lebte nur im vorderen Teil seines Hauses, der sogenannten Wohnkammer. Der übrige Teil des Gehäuses ist durch Trennwände (Septen) in einzelne Kammern unterteilt, die über eine Art "Schlauch" (Sipho) miteinander verbunden waren.
Wie schwammen diese Tiere? Sie schwebten im Wasser mittels gasgefüllter Kammern und konnten so aufsteigen. Zum Absinken wurden die Kammern mit Wasser geflutet, ähnlich einem U-Boot.
In der Horizontalen bewegte sich das Tier nach dem Rückstoßprinzip: Über den Trichter angesaugtes Wasser wurde mit viel Kraft wieder "ausgespuckt" was dem Tier einen Schub versetzte.
Häufige Arten sind: Aspidoceras, Glochiceras, Hybonoticeras, Neochetoceras, Subplanites, Sutneria, Taramelliceras. Mit Glück findet man auch Lithacoceras, der Durchmesser über 50 cm erreichen kann. Aptychen werden als die isolierten Unterkiefer der Ammoniten oder als Verschlussdeckel des Ammonitengehäuses gedeutet.
Tintenfische:
Plesioteuthis gehört zu den am häufigsten gefundenen Vertretern der Tintenfische. Gefunden wird der Schulp. Die Maximalgröße dieser Tintenfische liegt bei etwa 40 cm.
Belemniten: Von diesen "Tintenfischen" findet man oft nur ein konisches, spitz zulaufendes Hartteil. Im Volksmund werden sie als "Donnerkeile" bezeichnet. Eine hier häufig gefundene Gattung ist Hibolithes.
Krebse:
Von Saga (Glaskrebs) findet man häufig die langen Beine. Der Körper ist oftmals nur unter UV-Licht gut zu sehen. An Schwimmkrebsen kommen Antrimpos-artige, selten Aeger und häufig unbestimmbare Jugendformen vor. Ein häufiger Panzerkrebs (Hummerartige) ist Palaeastacus. Schöne Exemplare von Cycleryon wurden auch schon gefunden.
Fische:
Leptolepides ist der häufigste Fisch. Der sprottenähnliche Fisch kann Längen bis über 10 cm erreichen. Die Gattungen Tharsis und Thrissops kommen als komplette Individuen mit Längen von über 20 cm vor. Exemplare des Schnabelfisches Belenostomus wurden auch gefunden. Zu den absoluten Raritäten zählen Quastenflosser, Haiartige, Kugelfische etc.
Reptilien:
Große Raritäten sind fossile Überreste von Flugsauriern, Fischechsen, Flossenechsen, Eidechsen, Brückenechsen, Krokodilen und Schildkröten. Knochenfunde und Zähne sind für die Wissenschaft von großer Bedeutung. Im Besuchersteinbruch getätigte Funde müssen deshalb abgegeben werden, um sie der Wissenschaft zur Verfügung zu stellen. Vielleicht trägt ein Fossil dann Ihren Namen.
Koprolithen:
Häufig findet man auf den Schichtflächen wurmartige Gebilde, die aus versteinertem Kot verschiedener Tiere bestehen.
Dendriten:
Sie erinnern an Eisblumen, Moose, Farne oder winzige Bäumchen, sind aber keine pflanzlichen Überreste, sondern chemische Ausfällungen (auskristallisierte mineralische Lösungen). In Mühlheim findet man Dendriten weitaus weniger häufig und auch nicht so ausgeprägt wie in den Solnhofener Plattenkalken.
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Zuletzt aktualisiert am 10.02.2017