Bachmuschel in Abensberg in der Hallertau

Bayerns UrEinwohner

Sallingbachtal

bei Abensberg im Hopfenland Hallertau



Bachmuschel (Unio crassus) - Bayerns UrEinwohner

Biologie und Ökologie

Die Bachmuschel ist eine von sieben heimischen Großmuschelarten. Sie benötigt schnell bis mäßig fleßende Bäche mit strukturreichem Bachbett und abwechslungsreichem Ufer. Die Bachmuschel besitzt eine zweiklappige Schale, die eine Größe von etwa 70 mm erreichen kann. Durch zwei kräftige Schließmuskeln kann sie die beiden Schalenhälften fest schließen. Mit Hilfe eines muskulösen Fußes kann sich die Bachmuschel langsam fortbewegen und in das Bachbett eingraben. Das Hinterende ragt mit beiden Atemöffnungen stets ins freie Wasser.
Bachmuscheln fitern das Wasser. Ihre Kiemen dienen außer zur Sauerstoffversorgung auch der Aufnahme von Schwebstoffen und gelösten Substanzen. Sie kann so bis zu sechs Liter Flusswasser am Tag reinigen. Die Bachmuschel kann bis zu 29 Jahre alt werden.


Fortpflanzung

Fortpflanzung der Bachmuschel Die Bachmuschel wird mit vier bis fünf Jahren geschlechtsreif. Die Männchen geben ihre Spermien ins freie Wasser ab. Die Weibchen nehmen diese mit ihrem Atemwasser auf (Zeitraum Frühling bis Frühsommer).
Je nach Temperatur des Wasser entwickeln sich die befruchteten Eier innerhalb von drei bis sechs Wochen in den Kiemen der Weibchen zu Larven (Glochidien). Sie sind nur 0,2 mm groß. Die Larven werden von den Weibchen ins Wasser ausgestoßen (Zeitraum April bis Juli / August). Diese werden mit dem Wasser von Fischen eingeatmet und setzen sich in deren Kiemen fest. Dies funktioniert aber nur bei bestimmten Fischarten wie z. B. der Elritze oder dem Döbel. In den Fischkiemen entwickeln sich die Larven zur Jungmuschel. Als solche lässt sie sich auf den Gewässerboden fallen und lebt dort eingegraben im Sediment.
Bachmuschelweibchen produzieren pro Jahr zwischen 50.000 und 370.000 Larven, davon werden sich nur 5 bis 37 (0,01 %) zur erwachsenen Muschel entwickeln.


Vom Entenfutter zur geschützten Art

Mitte des vergangenen Jahrhunderts gab es Bachmuscheln noch so zahlreich, dass sie als Futter für Schweine und Enten genutzt wurden. Durch die Verschlechterung des Lebensraumes (Verminderung der Wasserqualität, intensive Nutzung der Flussaue, Gewässerausbau) erlebte die Bachmuschel einen Bestandrückgang von über 95 %. Heute ist sie eine geschützte Art und wird in den Roten Listen "als vom Aussterben bedroht" aufgeführt.


Gefährdung

Die Bachmuschel ist durch ihre Lebensweise eng mit dem Fließgewässer verbunden. Beeinträchtigungen im und um den Bach wirken sich direkt auf die Muschelpopulationen aus. Folgende Faktoren verringern die Überlebenschancen:

Schutzmaßnahmen

Der Schutz der Bachmuschellebensräume ist möglich. Hauptziel der Maßnahmen ist die Reduzierung der Nährstoffeinträge in das Gewässer durch:

Wichtig für den Erhalt der Bachmuschelbestände sind Gehölze entlang der Gewässer. Die Beschattung verringert die Erwärmung der Gewässer und bremst somit auch das Wachstum von krautigen Wasserpflnzen und Algen.
Im Gewässerunterhalt sollte auf Arbeiten an der Bachsohle verzichtet werden und befestigte Ufer- und Sohlbereiche naturnah rückgebaut werden. Unerlässlich für die erfolgreiche Fortpflnzung und Ausbreitung der Bachmuscheln sind einheimische Fischbestände, die ohne Wanderhindernisse den Bach von der Quelle bis zur Mündung passieren können.


Hintergrund

"Bayerns UrEinwohner" sind ausgewählte Tiere und Pflnzen, die in unseren Landschaften heimisch sind. Im UN-Jahr der Biodiversität 2010 stehen sie im Mittelpunkt der Artenschutzkampagne der bayerischen Landschaftspflgeverbände. Die Landschaftspflger engagieren sich für den Schutz der biologischen Vielfalt in Bayern und unterstützen die Bayerische Biodiversitätsstrategie.



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Zuletzt aktualisiert am 28.10.2018