Geschicht von bad Gögging im Donautal


Geschichte

von Neustadt an der Donau / Bad Gögging



Wenn auch nicht der exakte Zeitpunkt feststeht, zu dem der erste Legionär in eine Bad Gögginger Schwefelquelle "tauchte", - so ist doch ein Datum abgesichert: Im Jahre 15 v. Chr. eroberte Feldherr Claudius Tiberius, Adoptivsohn des aus dem neuen Testament allbekannten Kaisers Augustus, die Alpenvorlande und stieß mit seinen Truppen bis an die Donau vor. Der Raum um Bad Gögging, dessen vorwiegend keltische Bevölkerung kaum Widerstand leistete, erwies sich als strategisch wichtig und wurde somit zu einem der Stützpunkte der Legion. Es besteht kein Zweifel, daß die Römer, welche mit der heilkräftigen Wirkung des Schwefelwassers von ihren etruskischen Stammlanden her schon seit Jahrhunderten vertraut waren, die Bad Gögginger Schwefelquellen sofort entdeckten und nutzten. Während sich in Rom in der Folgezeit eine Reihe von Caesaren (Calligula, Claudius, Nero, Galba, Otho, Vitelius, Vespasian, Titus und Domitian) abwechselten, hielt die Legion nicht nur diesen Donauabschnitt, sondern baute auch ihre Stützpunkte zu festen Garnison aus. So wurden die urspünglichen Lehmfachwerkbauten der nahen Festung "Abusina" bei Eining wahrscheinlich unter Kaiser Domitian durch wuchtige Komplexe aus Stein ersetzt. Ein schlüssiger Beweis für den bis dahin schon regen Badebetrieb in Bad Gögging ist es wohl, daß sich Kaiser Marcus Ulpius Trajanus während seiner kurzen Amtsperiode etwa 110 n. Chr. bewogen fühlte, der Garnison am gleichen Ort und auf teils sogar eigene Kosten eine erstaunlich umfangreiche Schwefelwasser-Thermalanlage zu bauen. Ausgrabungen ergaben, daß diese Anlage etwa 60 x 30 m maß und mit allen "Raffinessen" römischer Badekultur ausgestattet war.
Von da an begann der erste Höhepunkt der Bad Gögginger Badegeschichte. Ein Höhepunkt, der sich über mehrere Jahrhunderte bis zum Untergang des Römischen Reiches erstreckte. Möglicherweise durch den Einfall der Markomannen (174 n. Chr.) und der Allemannen (260 n. Chr.) beeinträchtigt, dürften die Thermen aber noch über die Zeit Kaiser Konstantins hinaus in Betrieb gewesen sein, dessen Erhebung des Christentums zur Staatsreligion 313 n. Chr. eine neue Epoche einläutete. Mit dem Abzug der römischen Truppen ab ca. 400 n. Chr. versanken die Bad Gögginger Badeanlagen im Dunkel der Geschichte. Es ist nicht bekannt, ob sie den Hunneneinfall 450 n. Chr. überstanden haben und ob die zum Beginn des 6. Jahrhunderts einwandernden Bajuwaren noch intakte Reste vorfanden. Ein Indiz für das endgültige Schicksal der Thermen samt ihrem zweifellos integrierten heidnischen Tempel sind die Grundmauern eines frühchristlichen Heiligtums, mit dem der Kern der ehemaligen römischen Anlagen überbaut war und auf denen heute die ehrwürdige St. Andreas-Kirche aus dem 12. Jahrhundert steht.
Erst eine Reihe von Urkunden aus dem Mittelalter zeigen dann wieder auf, daß die heilkräftigen Quellen von Bad Gögging jedoch keinesfalls in Vergessenheit geraten waren und ungenutzt blieben. Wiederholt wurden die Einwohner der besonderen Gnade ihrer Landesfürsten gewürdigt, die "ihre Lieben und Getreuen" mit dem Privileg der "Badegerechtigkeit" belohnten.
So scheint Bad Gögging schon über einen längeren Zeitraum einen neuen Höhepunkt als Badeort erlebt zu haben, als kein Geringerer denn Herzog Ludwig der Reiche von Landshut 1470 höchstselbst und mit Erfolg die Bad Gögginger Schwefelquellen aufsuchte. In der Folge waren es nicht nur die Herren von Adel und die wohlhabende Bürgerschaft der Städte rundum, sondern in zunehmendem Maße auch die Landbevölkerung von nah und fern, die zur Kur nach Bad Gögging kamen. Eine Kur die wohl im einfachen Holzbottich mit erhitztem Schwefelwasser absolviert wurde.
Diese Renaissance des Badelebens in "Göcking", wie es sich damals nannte, wurde jedoch sehr bald durch arge Kriegs- und Notzeiten wieder unterbrochen. So 1505 am Vorabend zu Michaelis im Landshuter Erbfolgekrieg, als der Ort von den Gegnern Herzog Albrechts IV. völlig niedergebrannt wurde. Während des Dreißigjährigen Krieges fielen die Kriegsvölker beider Parteien mehrfach raubend und brennend über den Ort her. 1632 war es der schwedische General Horn und 1633 Herzog Bernard von Weimar. In der Folge herrschte 1634/35 die Pest, welche die Bevölkerung auf ein Viertel zusammenschmelzen ließ. Kaum ein Jahrhundert später brachte dann der spanische Erbfolgekrieg, 1702-1714, neue Verwüstungen und im österreichischen Erbfolgekrieg 1740-1745, erging es dem Ort nicht viel besser. Noch heute stehen die Pandurenhorden in üblem Andenken.
So dauerte es bis zum Ende des 19. Jahrhundert, bis der Badebetrieb wieder zu einem neuen Aufschwung kam. Zweifellos das Verdienst des 1880 entstandenen Kurhauses "Römerbad" und des 1913 gegründeten Kurhauses "Trajansbad" ist es, daß Gögging durch den Bescheid des Bayerischen Staatsministeriums vom 30.6.1919 den offiziellen Bäderstatus erhielt und seither den Namen Bad Gögging führt. Diese beiden Häuser und das 1959 entstandene "Kurheim Eichschmid" waren es auch, welche die örtlichen Moorgründe für die Therapie erschlossen und Bad Gögging bereits einen Namen sicherten.
Die wirtschaftliche Wiedergesundung nach dem Zweiten Weltkrieg leitete die Entwicklung zum heutigen Bad Gögging ein. Immer mehr neue Pensionen und Gasthäuser wuchsen rund um die Kurhäuser aus dem Boden und füllten sich mit Heilungsuchenden auch aus den entfernteren Regionen Deutschlands. Der Seelsorger der Gemeinde Pfarrer Karl Rüth, war es schließlich, der die Zeichen der Zeit erkannte und den ersten Anstoß gab, Bad Gögging den Platz in der deutschen Bäderlandschaft zu verschaffen, der dem Ort auf Grund seiner Geschichte zustand. Seine Idee des Neuen Kurzentrums wurde von der Stadt Neustadt, dem Landkreis Kelheim und dem Bezirk Niederbayern aufgegriffen. Am 15. Juni 1974 etablierte sich der "Zweckverband Bad Gögging" unter Vorsitz des Bezirkpräsidenten Sebastian Schenk und bereits im Mai 1976 wurde im Areal des künftigen Kurzentrums eine Bohrung angesetzt, die aus 650 m Tiefe eine wertvolle Natrium-Hydrogencarbonat-Clorid-Therme zutage brachte. Am 21. Dezember 1979 öffneten sich die Tore der "Limes-Therme", der würdigen Nachfahrin der ehemaligen römischen Badeanlagen. Nach zwei Erweiterungen in den Jahren 1984/85 und 1989/90 nebst einer zweiten Thermal-Bohrung ist die Therme heute nicht nur eine echte Attraktion für Kurgäste wie Erholungssuchende, sondern vor allem das "Heiße Herz" des Jahr für Jahr harmonisch wachsenden Neuen Kurzentrums von Bad Gögging.
Somit schließt sich der Kreis. Vom Bad der römischen Legion zum Badeort unserer Zeit, der sich wieder anschickt, Bädergeschichte zu machen.



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Zuletzt aktualisiert am 10.02.2017