Reh im Altmühltal bei Beilngries


Rehwild (Capreolus capreolus)

in Beilngries im Naturpark Altmühltal



Altersklasseneinteilung:

Männliches Rehwild wird im ersten Lebensjahr als Bockkitz oder Kitzbock bezeichnet. Im zweiten und dritten Lebensjahr spricht man von jungen Böcken, im vierten und fünften Lebensjahr von mittelalten. Rehböcke von sechs Jahren und älter sind alte Böcke. Weibliches Rehwild wird im ersten Lebensjahr als Kitz, im zweiten Lebensjahr (vom 1. April des auf das Setzen folgenden Jahres bis zum Setzen des ersten Kitzes) als Schmalreh oder -geiß und nach dem ersten Setzen als Altgeiß oder -reh bezeichnet. Allgemein gelten für das weibliche Rehwild - mit Ausnahme der Kitze - die Bezeichnung Geiß oder Ricke.


Ansprechen:

Ansprechen des lebenden Bockes nach Körperbau, Zeitpunkt des Verfärbens und Fegens und nach dem Verhalten. Das Geweih kann nur bedingt für die Altersbestimmung herangezogen werden.

Ansprechen der lebenden Geiß (Ricke): Das Alter kann bei der Geiß nur nach der Stärke und der Figur annähernd geschätzt werden. Während das Schmalreh noch die jugendliche Körperform, den dünnen steilgetragenen Träger und einen kindlichen Gesichtsausdruck hat, erkennt man sehr alte Stücke an der eckigen Figur mit den eingefallenen Flanken (Nierenstich). Die Lauscher wirken bei alten Stücken überlang, die Bauchlinie ist durchgebogen. Zum Winterhaar wechseln sie später als junge und mittelalte Stücke und sind im Oktober oft noch rot. Auch sichern sie vor dem Äsen sehr lange. Die Kitze beiderlei Geschlechts unterscheiden sich erst im Winterhaar durch die erkennbare Schürze des weiblichen Stückes. Von Schmalreh oder Geiß können sie auf Grund der geringen Körpergröße und des vertrauten Verhaltens gut unterschieden werden.


Jagdarten:

Die am häufigsten ausgeübten Jagdarten sind der Ansitz oder die Pirsch und während der Blattzeit die Blattjagd. Diese, d. h. die Lockjagd auf den Rehbock zur Blattzeit (Brunftzeit) hat ihren Namen von dem Buchenblatt, mit dem die Lautäußerung der Geiß (Ricke) oder der Fiepton des Kitzes täuschend ähnlich nachgeahmt werden kann. Bei der Blattjagd vom Ansitz aus hat der Jäger darauf zu achten, daß er sich unmittelbar nach dem Beziehen seines Platzes eine geraume Zeit still verhält. Begonnen wird mit einigen leisen Blattstößen. Nach einer Pause von etwa zehn Minuten Jäger im Altmühltal bei Beilngries wird das Blatten, nunmehr etwas lauter, wiederholt. Bei ständigem Blatten besteht die Gefahr, daß der Bock mißtrauisch wird und vergrämt abspringt. Springen auf das Blatten jedoch nur Geißen, ist dies ein Zeichen, daß der Jäger zu hoch und zu fein blattet, d. h. im Kitzton blattet. Erfahrene Jäger hören dann auf zu blatten, weil die Geißen häufig zu schmälen beginnen und die Umgebung beunruhigen. Die günstigste Zeit für die Blattjagd ist das Ende der Brunftzeit, etwa Anfang August. In dieser Zeit kann auch ein guter, aufs Blatt springender Bock geschossen werden, weil er bei gutem Wildbestand mit Sicherheit bereits einige Geißen beschlagen hat. Grundsätzlich soll der Bock erst erlegt werden, wenn er rot ist, d.h., wenn er ganz verfärbt hat, der gute Bock aber erst nach der Blattzeit. Beim männlichen Wild sind bevorzugt alle kranken, schwachen und kümmernden Stücke zu erlegen, dann alle, die einen geringen, abnormen und nicht dem Hegeziel entsprechenden Hauptschmuck tragen. Vom weiblichen Rehwild sind bevorzugt die kranken, schwachen, überalten und die Ricken, die spät setzen, mit ihren Kitzen zu erlegen. Die Kitze - und hier vorrangig die schwachen - sind immer als erstes zu schießen. Gut entwickelte Schmalrehe sind zu schonen. Bei Zwillingen (Kitze) ist ein schwächeres Kitz zugunsten des stärkeren, dem dann die Muttermilch allein zugute kommt, rechtzeitig zu erlegen. Zur Verbesserung des Rehbestandes sollten je nach Revierverhältnissen die Hälfte bis zwei Drittel an Kitzen und Jährlingen beiderlei Geschlechts entnommen werden.


Hege:

Hierzu gehört vor allem die Verbesserung der Äsungsverhältnisse durch Anlage von Salzlecken, Wildäckern, Wildwiesen (Wildäsungsflächen) und Remisen, Einbringung von Wildobst und Weichhölzern, Belassen von mastspendenden Buchen und Eichen in Anpflanzungen (Beerensträucher, fruchttragende Bäume). Wichtig sind auch die Verbesserung der Deckungsverhältnisse und eine richtige und ausreichende Winterfütterung. Diese ist für das Rehwild unbedingt notwendig, und zwar von November bis März, da die Entwicklung der Embryos und dadurch die spätere Weiterentwicklung des Kitzes davon abhängt, wie das Reh durch den Winter kommt. Auch die Geweihentwicklung der Böcke findet in dieser Zeit statt. Wichtig ist, daß das Rehwild ausreichende, richtige Winterfütterung erhält, da ein guter Allgemeinzustand auch die Widerstandsfähigkeit gegenüber Parasiten und Wildkrankheiten erhöht. Nicht zuletzt werden durch Winterfütterung auch die Verbißschäden vermindert. Eine Wilddichte von zwei bis acht Stück je 100 ha gilt als normal, wobei je nach Standort gegebenenfalls differenziert werden muß. Als Anhaltspunkt kann gelten: Eine Wilddichte von ein bis zwei Stück auf 100 ha bei sehr ungünstigen Boden- und Lebensraumverhältnissen, drei bis sechs Stück auf 100 ha bei mittleren Biotopverhältnissen mit viel Nadelwald und wenig Strauchflora. Bei sehr guten Revierverhältnissen mit unterwuchsreichen Mischwaldbeständen, abwechselnd mit landwirtschaftlicher Nutzfläche, kann Wildbestand sieben bis acht Stück 100 ha betragen.



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Zuletzt aktualisiert am 19.09.2018