Reh bei Beilngries im Altmühltal


Rehwild (Capreolus capreolus)

in Beilngries im Naturpark Altmühltal



Fortpflanzung:

Die Geschlechtsreife tritt mit 7 bis 8 Monaten ein. Die Blattzeit (Brunftzeit) ist Mitte Juli bis Mitte August. Der Brunftbetrieb wird durch einen speziellen Duftstoff, den das weibliche Rehwild absondert, ausgelöst. Weibliches Rehwild ist etwa drei bis vier Tage brunftig. Der Rehbock brunftet stets nur mit einem Stück, ist dies nicht mehr brunftig, wendet er sich einem anderen zu. Die Brunftigkeit weiblicher Stücke (i. d. R. erst die Schmalrehe, dann die führenden Geißen) wird durch eine Geruchskontrolle festgestellt. Während der Brunftzeit zieht der Bock rastlos umher, fegt, plätzt und ist mit dem Windfang tief auf der Suche nach der Wittrung eines brunftigen Stückes. Hat er eines gefunden und duldet dieses den Beschlag noch nicht, treibt er es keuchend. Wird es sehr von ihm bedrängt, gibt es einen Fieplaut von sich, das sog. Sprengfiepen. Treffen auf ein brunftiges Stück mehrere Böcke, so beschlägt es der stärkste. Je mehr Böcke im Revier sind und je heißer die Tage, desto reger ist der Brunftbetrieb. Die Tragzeit beträgt neuneinhalb Monate (40 Wochen oder ca. 290 Tage), davon entfallen auf die Vortragezeit (bis Dezember) viereinhalb Monate. In sehr seltenen Fällen erfolgt im November/Dezember eine zweite Rehbrunft. Es handelt sich hierbei um Rehe, die im Sommer nicht befruchtet wurden und bei dieser Nachbrunft vom Bock erneut beschlagen und befruchtet werden. Bei diesen Rehen entfällt die Eiruhe, sie haben eine regelmäßige Tragzeit von ca. fünfeinhalb Monaten. Im Mai/Juni werden in der Regel eins bis zwei, seltener drei Kitze gesetzt und sofort trockengeleckt. Die Nachgeburt wird aufgefressen. Das Setzen erfolgt, wie bei allen Cerviden, fast ausnahmslos im Liegen. Die Kitze sind bei der Geburt stets behaart und sehend. In den ersten Wochen legt die Geiß ihre Kitze an getrennten Plätzen ab. Sie drücken sich bei drohender Gefahr und verhalten sich regungslos. Da die Kitze noch ohne Wittrung sind, werden sie von Beutegreifern selten gefunden. In diesen Wochen können sie auch durch Wildmarken gezeichnet werden. Die Kitze werden ungefähr ein halbes Jahr gesäugt (mehrmals täglich), wobei sie die Geiß gewöhnlich im Stehen saugen läßt. Ab der dritten Lebenswoche nehmen die Kitze auch Grünäsung zu sich. Sie bleiben bis zum erneuten Setzen bei der Mutter und werden von dieser kurz vorher abgeschlagen (vertrieben). Die abgeschlagenen Schmalrehe und Jährlinge irren anfangs umher, später tun sich zwei oder mehrere Jährlinge zusammen. Schmalrehe versuchen meist bei älteren Böcken, die einen festen Einstand haben, Anschluß zu finden.
Viele der jungen und in den Wiesen abgelegten Kitze fallen den Mähmaschinen zum Opfer. Die beste Methode, die Kitze zu retten, ist das Aufstellen von Wildscheuchen vor dem Mähen: Am Nachmittag vor dem Mahdtag stellt man Stangen mit übergestülpten Säcken in die Wiesen. Da die aufgehängten Säcke die Geiß beunruhigen, holt sie ihre Kitze und legt sie an einer anderen Stelle ab. Die Wildscheuchen dürfen aber keinesfalls mehrere Tage stehenbleiben, weil das Wild sich an diesen Anblick sehr schnell gewöhnt und sie so ihren Zweck verlieren. Auch die sog. Wildretter helfen den Verlust der Kitze durch Ausmähen zu verhindern.
Der jährliche Zuwachs beträgt im allgemeinen 80 bis 120 % des am 1. April vorhandenen weiblichen Rehs, einschließlich der jährigen weiblichen Kitze, die am 1. April zu Schmalrehen werden. Durch die jährlichen hohen Verluste rechnet man einen Zuwachs von nur 80 %, im Flachland mit einem höheren als im Bergland. Bei Rehwild gilt ein Geschlechterverhältnis von 1:1 als Idealzustand.



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Zuletzt aktualisiert am 10.02.2017