Im August, d. h. im dritten Lebensmonat, beginnen bei den Bockkitzen bereits die Rosenstöcke zu wachsen. Im November/Dezember, mit sieben bis acht Monaten, schiebt das Bockkitz sein Erstlingsgeweih, das schon mehrere Zentimeter hoch sein kann, jedoch noch keine Rosen hat. Im Dezember/Januar wird es verfegt und kurz darauf, meist im Februar, im Alter von acht bis neun Monaten wieder abgeworfen. Ein schlecht veranlagtes Kitz wirft sein Erstlingsgeweih später ab, ein gut veranlagtes hingegen schiebt im März/April, im Alter von zehn bis elf Monaten, bereits sein Jährlingsgeweih Dieses hat Rosen und kann bei guter Entwicklung bereits eine Gabel aufweisen. Es wird im Juni/Juli verfegt und im November/Dezember abgeworfen. Die folgenden Geweihe werden bis Frühjahrsbeginn (April/Mai) ausgebildet. Das Geweihwachstum fällt also in den (November bis März), in die äsungsarme Zeit, und kann daher von Jahr zu Jahr erheblich schwanken. Das Geweihvolumen, besonders die Stangenlänge und die Vereckung eines gesunden und normal veranlagten Rehbockes, weist zwischen dem zweiten und vierten Lebensjahr das größte Wachstum auf. Bis zum sechsten Lebensjahr nehmen die Rosenstöcke an Stärke zu. Die optimale Stangenlänge, die Vereckung und das optimale Geweihvolumen werden in der Regel erst im fünften oder sechsten Lebensjahr erreicht. Schiebt der Rehbock ab dem ersten Lebensjahr kein normal entwickeltes Geweih, sondern nur bis 5 cm lange Spießchen oder gar nur knopfartige Gebilde wird er Knopfspießer, Knopfer oder Knopfbock genannt. Die Gründe hierfür können unterschiedlichster Art sein, meist beruhen sie auf schlechten Lebensbedingungen wie überhöhter Wildbestand, Äsungsmangel usw.
Die Formgestaltung des Geweihs (Gehörns) ist in erster Linie von der Vererbung und von den Umwelteinflüssen abhängig. Typische Geweihformen erwachsener Rehböcke erleichtern das Ansprechen und Wiedererkennen eines Bockes auch über mehrere Jahre hinweg, da sie sich von Jahr zu Jahr weniger verändern als Stanglänge -stärke, Vereckung u.s.w. Es gibt
Die Bewertung der Trophäe erfolgt nach der CIC-Formel.
Abnormitäten und abnorme Geweihe entstehen meist durch Verletzung oder Krankheit, einige davon (z. B. Ein- oder Mehrstangigkeit, Schaufelbildung) können sich unabhängig davon durch mehrere Generationen vererben. Ein Plattkopf ist äußerst selten und besitzt keine Rosenstöcke. Dies kann vom Fehlen des Geschlechtshormons (erblich) herrühren oder durch eine Verletzung (Kastration) des Kitzes verursacht sein. Ein Plattkopf wird niemals ein Geweih tragen und ist deshalb vorrangig zu erlegen. Das Einstangen-Geweih, d. h. das Fehlen der zweiten Stange, kann von einem Bruch über dem Rosenstock nach dem Fegen kommen. Ist der Keimsaum nicht verletzt, wird der Bock im nächsten Jahr wieder ein normales Geweih schieben. Brach die Stange nach dem Fegen im Rosenstock und ist der Keimsaum verletzt, wird auch das nächste Geweih einstangig sein. Da das Knochengewebe des Stirnbeins an verschiedenen Stellen ein Geweih schieben kann, können durch Verletzung des Stirnbeins drei (Dreistangen-Geweih) oder mehr Stangen (Mehrstangen-Geweih) vorkommen. Das im nächsten Jahr geschobene Geweih ist ebenfalls abnorm. Das Geweih mit Pendelstange entsteht durch einen Bruch im Rosenstock. War das Geweih beim Bruch noch nicht vereckt, verdicken sich die Enden keulenartig; war es fast vereckt, so wachsen die Enden weiter nach oben. War das Geweih bereits vollständig vereckt, verheilt der Bruch nur sehr langsam. Bei einem Bruch im Rosenstock ist auch das nächste Geweih wieder abnorm. Eine sehr seltene Abnormität ist das sog. Tulpengeweih (Tulpenkopf). Die Stangen oder Stangenenden verbreitern sich und bilden becherförmige, tulpenkelchähnliche Gebilde. Diese Abnormität ist vermutlich erblich. Das Perückengeweih (krankhafte Wucherung des Geweihs) entsteht durch Ausfall des Sexualhormons Testosteron als Folge von Verkümmerung, Verletzung oder Verlust der Brunftkugeln. Entscheidend für eine Perückenbildung ist jedoch der Zeitpunkt des Ausfalls der Hodentätigkeit:
Einseitige Kastration hat keinen Einfluß auf die Geweihbildung. Ein vielendiges Geweih entsteht durch die Verletzung des Geweihs im Bast zu Beginn der Geweihbildung. Es bilden sich mehrere abnorme Enden, das nächste geschobene Geweih ist wieder normal. Beim Knickbruch einer Geweihstange, die an der Bruchstelle bereits verknöchert, jedoch noch im Bast war, wird die Stange vom Bast bis zur Verheilung gehalten. Die weiterwachsenden Enden streben nach oben. Das nächste Geweih wächst wieder normal. War die Geweihstange noch nicht verknöchert, als sie knickte und brach, wachsen an der Bruchstelle abnorme Enden, die alle nach oben streben. Das nächste Geweih, das der Bock schiebt, ist wieder normal. Ein Blasengeweih ist ein normales Geweih mit einem beulenartigen Geweihauswuchs, der innen hohl ist und eingetrockneten Schweiß enthält. Eine derartige Geweihblase entsteht durch einen Bluterguß, eine Quetschung oder eine Prellung des Geweihs im Bast. Das nächste Geweih ist wieder normal. Ein Moorbock ist ein Rehbock, der ein dunkles, glanzloses Geweih mit hohem Volumen, jedoch auffallend geringem Gewicht trägt. Ein solches Geweih ist von poröser Substanz, und die Enden sind häufig z. T. abgebröckelt. Ein Korkenzieher- und Widdergeweih ist ein Geweih, das während des Wachstums weich und biegsam ist, sich durch das eigene Gewicht verformt und später verkalkt. Die Ursachen sind häufig Parasitenbefall oder Stoffwechselstörungen. Das nächste Geweih ist meist wieder normal. Als Gummigeweih bezeichnet man ein weiches, biegsames Geweih, das sich durch das Eigengewicht verformt und nicht verkalkt. Der Bast löst sich nur innerhalb einer bestimmten Zeit vom Geweih. Hindert schlechter Gesundheitszustand oder ähnliches den Bock am Verfegen, bleibt der Bast teilweise am Geweih haften, und es entsteht das sog. Pergament- oder Ledergeweih. Das nächste Geweih ist wahrscheinlich wieder normal, ein Abschuß ist nur notwendig, wenn der Bock in schlechtem Allgemeinzustand ist. Ein Frost- oder Hungergeweih weist nur noch Geweihstümpfe auf, die oberhalb der Rosenstöcke enden. Der obere Stangenteil ist durch starken Kalkmangel zurückgeblieben und dann abgestorben und abgebrochen, die Stampfenden sind glatt und stumpf. Das nächste Geweih ist wieder normal. Beim Pechgeweih ist der Bast abnorm verdickt, die Enden fehlen. Die Verdickung des Bastes entsteht durch Entzündung (meist durch Frosteinwirkung). Das nächste Geweih ist wahrscheinlich wieder normal.
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Zuletzt aktualisiert am 10.02.2017