Die am häufigsten ausgeübten Jagdarten sind der Ansitz oder die Pirsch und während der Blattzeit die Blattjagd. Diese, d. h. die Lockjagd auf den Rehbock zur Blattzeit (Brunftzeit) hat ihren Namen von dem Buchenblatt, mit dem die Lautäußerung der Geiß (Ricke) oder der Fiepton des Kitzes täuschend ähnlich nachgeahmt werden kann. Bei der Blattjagd vom Ansitz aus hat der Jäger darauf zu achten, daß er sich unmittelbar nach dem Beziehen seines Platzes eine geraume Zeit still verhält. Begonnen wird mit einigen leisen Blattstößen. Nach einer Pause von etwa zehn Minuten wird das Blatten, nunmehr etwas lauter, wiederholt. Bei ständigem Blatten besteht die Gefahr, daß der Bock mißtrauisch wird und vergrämt abspringt. Springen auf das Blatten jedoch nur Geißen, ist dies ein Zeichen, daß der Jäger zu hoch und zu fein blattet, d. h. im Kitzton blattet. Erfahrene Jäger hören dann auf zu blatten, weil die Geißen häufig zu schmälen beginnen und die Umgebung beunruhigen. Die günstigste Zeit für die Blattjagd ist das Ende der Brunftzeit, etwa Anfang August. In dieser Zeit kann auch ein guter, aufs Blatt springender Bock geschossen werden, weil er bei gutem Wildbestand mit Sicherheit bereits einige Geißen beschlagen hat. Grundsätzlich soll der Bock erst erlegt werden, wenn er rot ist, d.h., wenn er ganz verfärbt hat, der gute Bock aber erst nach der Blattzeit. Beim männlichen Wild sind bevorzugt alle kranken, schwachen und kümmernden Stücke zu erlegen, dann alle, die einen geringen, abnormen und nicht dem Hegeziel entsprechenden Hauptschmuck tragen. Vom weiblichen Rehwild sind bevorzugt die kranken, schwachen, überalten und die Ricken, die spät setzen, mit ihren Kitzen zu erlegen. Die Kitze - und hier vorrangig die schwachen - sind immer als erstes zu schießen. Gut entwickelte Schmalrehe sind zu schonen. Bei Zwillingen (Kitze) ist ein schwächeres Kitz zugunsten des stärkeren, dem dann die Muttermilch allein zugute kommt, rechtzeitig zu erlegen. Zur Verbesserung des Rehbestandes sollten je nach Revierverhältnissen die Hälfte bis zwei Drittel an Kitzen und Jährlingen beiderlei Geschlechts entnommen werden.
Hierzu gehört vor allem die Verbesserung der Äsungsverhältnisse durch Anlage von Salzlecken, Wildäckern, Wildwiesen (Wildäsungsflächen) und Remisen, Einbringung von Wildobst und Weichhölzern, Belassen von mastspendenden Buchen und Eichen in Anpflanzungen (Beerensträucher, fruchttragende Bäume). Wichtig sind auch die Verbesserung der Deckungsverhältnisse und eine richtige und ausreichende Winterfütterung. Diese ist für das Rehwild unbedingt notwendig, und zwar von November bis März, da die Entwicklung der Embryos und dadurch die spätere Weiterentwicklung des Kitzes davon abhängt, wie das Reh durch den Winter kommt. Auch die Geweihentwicklung der Böcke findet in dieser Zeit statt. Wichtig ist, daß das Rehwild ausreichende, richtige Winterfütterung erhält, da ein guter Allgemeinzustand auch die Widerstandsfähigkeit gegenüber Parasiten und Wildkrankheiten erhöht. Nicht zuletzt werden durch Winterfütterung auch die Verbißschäden vermindert. Eine Wilddichte von zwei bis acht Stück je 100 ha gilt als normal, wobei je nach Standort gegebenenfalls differenziert werden muß. Als Anhaltspunkt kann gelten: Eine Wilddichte von ein bis zwei Stück auf 100 ha bei sehr ungünstigen Boden- und Lebensraumverhältnissen, drei bis sechs Stück auf 100 ha bei mittleren Biotopverhältnissen mit viel Nadelwald und wenig Strauchflora. Bei sehr guten Revierverhältnissen mit unterwuchsreichen Mischwaldbeständen, abwechselnd mit landwirtschaftlicher Nutzfläche, kann Wildbestand sieben bis acht Stück 100 ha betragen.
Im März. wenn man häufig Sprünge an Waldrändern und Lichtungen in der Mittagsonne beobachten kann, ist die günstigste Zeit, um den Rehwildbestand und den Zuwachs zu ermitteln. Damit man möglichst genaue Zahlen erhält, sollte in den Nachbarrevieren an den gleichen Tagen und zur gleichen Tageszeit gezählt werden. Dabei ist zu beachten, daß bei Schneefall, Kälte, Regen und stärkerem Wind das Rehwild die Deckung kaum verläßt, während es warmen, sonnigen Frühlingstagen gern austritt. Auch nach Dauerregen und dunklen Neumondnächten sind die Beobachtungsmöglichkeiten gut, nach Vollmondnächten jedoch sehr schlecht, da das Wild dann nachts zur Äsung austritt. In Feldrevieren ist es nicht schwierig, den Wildbestand annähernd genau zu ermitteln. In sehr deckungsreichen Revieren können jedoch bestenfalls nur bis zu 75 % des Bestandes durch die Zählung erfaßt werden.
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Zuletzt aktualisiert am 19.09.2018