"Kiliwau" tönt es in der Faschingszeit immer wieder durch die Siebentälerstadt Dietfurt a. d. Altmühl. Während anderswo die Faschingsnarren ihre Stimmung mit schallenden "Alaaf-" und "Helau-Rufen" zum Ausdruck bringen, haben sich die Dietfurter für einen chinesisch klingenden Freudenruf entschieden.
Doch nicht nur mit diesem Ruf allein bringen die Dietfurter zum Fasching einen "asiatischen Hauch" in ihre Stadt. Nein, da regiert seit 1954 ein Kaiser sein närrisches Volk, da wurde eine chinesische Nationalhymne geschrieben und da wird alljährlich ein chinesischer Nationalfeiertag im wahrsten Sinne des Wortes gefeiert. Schließlich weist der 1962 erbaute Chinesenbrunnen vor dem Rathaus das ganze Jahr über darauf hin, daß sich die Dietfurter mit dem ihnen gegebenen Spitznamen "Chinesen" längst abgefunden haben.
Wie lange es eigentlich her ist, daß Dietfurt der Name "China" beigelegt wurde, weiß niemand genau. Selbst die ältersten Leute können nur bestätigen, man habe schon in ihrer Jugendzeit und vordem, als ihre Großväter noch lebten, weithin von China gesprochen, so daß wohl als wahrscheinlich angenommen werden muß, der Gebrauch des Spitznamens reiche bereits über Jahrhunderte zurück.
Schon im Jahre 1860 ist die Bezeichnung "Chinesen" der weiteren Umgebung bekannt gewesen, dann im "Kalender für katholische Christen auf das Schaltjahr 1860" sind die Dietfurter als solche bezeichnet.
Auch in einem wissenschaftlichen Artikel des Eichstätter Pastoralblattes vom Jahre 1869 wird das Dietfurter Gebiet als "Chinesenviertel" genannt. Diese für die ganze Diözese gültige Schrift setzt einen großen Bekanntheitsgrad des Spitznamens voraus, der wiederum auf ein (schon damals) sehr hohes Alter schließen läßt.
Warum den Dietfurtern der bezeichnende Name "Chinesen" verblieb, hat sicherlich seinen Zusammenhang mit der einst die Stadt umgebender Ringmauer. Diese Stadtmauer leistete den Dietfurtern wohl so manch gute Dienste.
In einem Spitznamen eine Kränkung erblicken zu müssen ist sicherlich ein Irrtum. Ganz im Gegenteil, er kann, wie die Geschichte an manchem Beispiel erweist, sogar zum bleibenden Ehrennamen werden. Und im Falle "China" ist es schließlich so, daß dort längst eine hochstehende Kultur bestand, als unser Europa noch von Sumpf und Urwäldern bedeckt war und die Menschen zum Teil noch in Höhlen hausten.
So betrachtet ist der Gedanke, sich vor aller Welt zum alten Beinamen "Chinesen" zu bekennen, zu begrüßen. Darf man dabei doch nicht übersehen, daß Namen solcher Art genauso zur Heimat, zur Geschichte, zum Brauchtum und zum bodenständigen Volkstum gehören, wie Mundart und alte Sitte.
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Zuletzt aktualisiert am 10.02.2017