Essing ohne Bruck - ein Roß ohne Gschirr! Die Bruck ist da, "solang man denkt". Drenterhalb der Altmühl sind ja die Bauerngründe, ist das "Holz", geht es nach Hienheim, Weltenburg, Neustadt und Abensberg. Der Bruckturm trägt zwar gotische Merkmale, aber die Brücke geht sicher auf Ortsgründungszeiten zurück.
Die Bruck hat ihre Bauweise und ihr Erscheinungsbild durch die Jahrhunderte bewahrt. Den frühen Stichen nach hatte sie einmal mehr Joche, heute sind es noch drei, Zwei Wasser- und ein Landjoch. Alten Vermessungskarten vor dem Kanalbau nach lief die Brücke einmal nicht ganz im rechten Winkel über den Fluß, sie traf das rechte Ufer ein geringes weiter altmühlabwärts. Vom rechten Brückenkopf aus ging vor dem Kanalbau ein Steg neben der weiterführenden Straße, da der Weg hier in eine Niederung abfiel und häufig wässerig war (und erst in unseren vierziger Jahren angehoben wurde).
Die 46 m lange Brücke in Essing ist heute ein bewundertes historisches Denkmalstück, ein Zimmermann-Ehrenstück, mit ihrem landschaftsdramatischen Hintergrund eine Malerbrücke, eine Fotografierbrücke. Für den Markt ist sie eine Kummerbrücke solange man weiß - denn irgendwas an ihr ist immer kaputt, und es gibt keine Marktrechnung, in der nicht Brückenkosten stünden.
Von alten, nicht zu datierenden Rechten her muß der staatliche Forst das Brückenholz unentgeltlich stellen gegen einen jährlichen Bruckholzzins von 34 Kreuzern. Der geringe Betrag erscheint durch die Jahrhunderte in der Marktrechnung bis heute unter dem Passus "für ein Beständiges" (und trotzdem ist es dem Fiskus gelungen diese 34 Kreuzerl auf 274 DM im Jahr 1974 zu inflationieren). Der in den Jahrhunderten vom Forst angegangene und wieder belassene "Pro forma Betrag" hat seinen Grund darin, daß der Forst über diese Brücke sein Holz immer ohne Brückenzoll anführen konnte.
Die große Brückenreparatur alle zwei Jahre hat ihren eingefahrenen Ablauf. Vor wenigen Jahren war es noch wie 1740, und da war es so:
Zu einer Brücke gehören bis heute 20 Stück Enzbäume (enz, mittelhochdeutsch = riesig). Die Enzbäume müssen von wenigstens 2 m³ - Eichenbäumen sein, jeder 14 m lang, neuestens sind es Fichtenbäume. Sie werden auf die Joche gelegt. Darauf kommen quer 260 bis 280 Bruckriegel. Die etwas längeren Riegel, an denen das Geländer befestigt ist heißen "Dogen".
Das Einrammen neuer eichener Pfeilerjoche etwa 1,50 m in dem Altmühlgrund war ein Marktereignis. Man bediente sich dabei eines Rammbockes, des "Katzl-auf", an dem der eisenbeschlagene Holzhammer hing, der "Bär", der mit einem Hanfseil von zehn Mann hochgezogen wurde, um mit seinem Fallgewicht auf den Eichenstamm herabzusausen. Die Gleichzeitigkeit des Arbeitsrhythmus wurde durch variabel angesetzte Verse bestimmt, die der führende Zimmermann mit lauter Stimme rief, heitere, anspielungsreiche Reime, die die freiwilligen Arbeiter und die vielen Zuschauer unterhielten.
Der Bruckturm hat bis heute ein geschindeltes Zeltdach. Zur Wohnung in die zwei Stockwerke hinauf führt eine schief überdachte Außentreppe. Der Durchlaß im Turm ist altmühlseits rundbogig, marktseits spitzbogig gestaltet. Am Bodenstein zum Ausgang die einzige öffentliche Hochwassermarkierung von 1784.
1828, als der Bruckturm keine praktische Funktion mehr hatte, sondern mit den zwei Tortürmen nur den Marktsäckel belastete, verkaufte man ihn.
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Zuletzt aktualisiert am 10.02.2017