Stadtturm in Gunzenhausen im fränkischen Seenland Stadttor Stadtturm in Gunzenhausen im fränkischen Seenland Stadttor Stadtturm in Gunzenhausen im fränkischen Seenland

Stadtbefestigung und Tore

in Gunzenhausen im Fränkischen Seenland



Über die Entstehungszeit der Stadtbefestigung sind urkundliche Nachrichten nicht erhalten, auch kann man mit Sicherheit annehmen, daß der Ort zusammen mit seiner Erhebung zur Stadt das Recht, Mauern und Graben anzulegen, erhielt; also wohl gegen das Ende des 13. Jahrhunderts. Ob von dieser ersten Befestigung noch Teile erhalten sind, ist schwer zu konstatieren. Die heute noch vorhandenen Tore und Turmbauten sind nach Ausweis ihrer Mauertechnik nach dem Jahre 1400 entstanden. Die Stadtmauer hatte Markgraf Albrecht Achilles (1440-1486) neu errichten lassen. Nach dem 30jahrigen Kriege geriet die Mauer immer mehr in Verfall. Anlieger trugen sie teilweise ab, um sie als Auflage für die Dächer ihrer Anbauten zu benützen, und durchbrachen sie teilweise mit Ausgängen. 1816 wurden Teile der Mauer umgelegt. König Ludwig I. verbot 1832 eine weitere Zerstörung von Stadtmauern, ja es wurden sogar 1844 zum letzten Male Wiederherstellungsarbeiten an der Mauer vorgenommen. Was noch erhalten war, wurde jedoch - bis auf die heute erhaltenen Reste - 1867 trotzdem umgelegt.
Die Befestigung der Stadt verstärkten bis zu ihrem Abbruch im 19. Jahrhundert mehrere Türme und Tore, von denen heute nur noch der Blasturm an der Nordostseite, der Diebs- oder Färberturm an der Südecke und der Zwingerturm von der Südostecke der Altstadt stehen. Abgebrochen wurden das Brückentor, welches die Altmühlbrücke im Norden der Stadt deckte, das Spitaltörlein beim Spital, der Bürgerturm an der Nordwestecke der Stadt und das Weißenburgertor an der Südseite der Stadt. Außerdem waren an der Ostseite vier Türme der Mauer vorgesetzt, von denen drei rund waren und einer, auf der Nordostseite, zwischen Blasturm und Spitaltörchen rechteckig. Außerdem waren im Verlaufe der Westmauer drei Türmchen an der Mauer eingebaut. Die Südwestecke verstärkte außerdem ein rechteckiges Erdwerk, die "Schanz", das 1620 neu angelegt worden war. Die Türme und Tore umgab ferner noch eine bastionartig vorspringende Palissadenreihe. Von der an der Nordspitze der Stadt gelegenen, in der Literatur öfters erwähnten Burg ist nichts mehr erhalten. Durch Ausgrabungen wurde festgestellt, daß sie ein stattliches Bauwerk von 22,35 m Länge und 11,45 m Breite war. 1552 wird es schon als "Öde Hofstatt" bezeichnet.
Gunzenhausen liegt am linken Ufer der Altmühl an der alten Kreuzung der Straßen Nördlingen - Nürnberg und Eichstätt - Weißenburg - Ansbach. Die Stadt hat in ihrem ursprünglichen Teil ohne die modernen Vorstädte die Form eines langen Rechtecks, das sich dem Flusse entlang zieht. Die Nordseite der Stadt läuft in eine abgerundete Spitze zu. Die Mitte der Stadt nimmt der Marktplatz ein, auf den in drei kurzen, engen Stichstraßen die großen Landstraßen münden. Von den alten Toren ist nur noch das Blastor an der Ostseite erhalten, die anderen beiden Tore, das Ottinger oder Brucktor und das Weißenburger Tor, wurden abgebrochen. Die Pfarrkirche liegt in der Südwestecke der Stadt auf der Platte, wo sich das alte römische Lager befand. Das Spital im Norden lag außerhalb der Stadt. Das Rathaus, das ursprünglich frei am Südende des Marktplatzes stand, wurde nach dem Scheitern des Planes, es am Eingang des Kirchenplatzes als Abschluß des Marktes neu zu errichten, in ein Patrizierhaus neben dem Blastor verlegt. Das markgräfliche Amtshaus erhielt den bevorzugten Platz an der Stelle, wo die beiden Straßen nach Ansbach und Nürnberg vereinigt die Stadt verlassen, um sich erst vor der Stadt wieder zu teilen.
Der Bürger- oder Falterturm lag nördlich des Brückentors. Er war ein dicker Rundturm von geringer Höhe mit einem Kegeldach. Im Innern befand sich ein trichterförmiges Verließ. Der Turm dürfte seiner Form nach wohl gleichzeitig mit dem sog. Zwingerturm entstanden sein, mit dem er auch gleiche fortifikatorische Aufgaben hatte als Streitwehr an den Ecken der Stadtmauer. Seine Entstehungszeit wäre daher kaum vor dem Beginn des 15. Jahrhunderts zu setzen. Abgetragen wurde der Turm in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts; das Jahr selbst ist unbekannt.
Das Brückentor war 1681 von den Maurern Braunstein von Ansbach und Gregor Staliwite an Stelle eines alten Tores erbaut worden. Das Tor hatte einen viereckigen massiven Unterbau und einen zweigeschossigen Oberbau aus Fachwerk mit Zeltdach, 1866 wurde es abgebrochen.
Das Spitaltörchen war ein dunkler Durchgang durch ein Torhaus, das von einem niederen Turm mit Mansardendach flankiert. Der Turm war, wie die Zeichnung zeigt, ursprünglich rund mit Kegeldach. Das Tor, dessen Erbauungszeit unbekannt ist, wurde 1853 umgelegt.
Das Weißenburger oder Untere Tor deckte den Ausgang der Hauptstraße im Süden. Es bestand aus einem inneren und einem äußeren Tor. Wahrscheinlich neben dem neuen Tor erhob sich der 1619 bis 1620 erbaute weiße Turm, dessen Dachspitze bis zum obersten Kreuz des benachbarten Färberturms reichte. 1767 war der Turm ausgebrannt; er wurde aber noch im selben Jahre durch die Maurermeister Stahlwitz und Stöhr neu aufgeführt. Der neue Turm war achteckig, wohl in Anlehnung an den Blasturm. 1812 verfiel auch er dem Abbruch.
Der Blasturm oder das Ansbacher Tor war im Jahre 1578 eingefallen. Er wurde 1603 in seiner jetzigen Gestalt wieder aufgebaut. 1692 beschädigte ein Blitzschlag das Dach. Der Unterbau des Turmes ist quadratisch. Die in den Turm gewölbte Durchfahrt öffnet sich beiderseits in stumpfem Spitzbogen. Über dem Scheitel das markgräfliche Wappen. Das Obergeschoß ist polygon mit Schlüsseischarten und Rechteckfensterchen. Das Obergeschoß mit der Turmwehrung ist durch ein umlaufendes Rundgesims besonders betont. Polygones Zeltdach mit Laterne. An der Nordseite innen polygones Treppentürmchen mit rundbogigem Eingang, das in das polygone Obergeschoß des Turmes führt.
Der Storchenturm an der Südostecke der alten Stadtmauer. Niederer Rundturm aus der Zeit um 1450. Daß er früher höher gewesen, ist mit Sicherheit anzunehmen. Der Turm ist durch Umbauten und Fensterdurchbrüche völlig seines alten festen Charakters beraubt.
Der Färberturm am südlichen Ausgang der Stadt gelegen. Stattlicher Rundturm aus dem Beginn des 14. Jahrhunderts. Der hohe Unterbau ist ungegliedert, das Obergeschoß springt leicht vor und wird durch Rechteckfenster durchbrochen. Das Mauerwerk besteht aus Buckelquadern mit Zangenlöchern.



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Zuletzt aktualisiert am 10.02.2017