In der Weltenburger Enge bahnt sich die Donau in einer engen Schlucht den Weg durch die harte Kalktafel des Oberen Jura. Sie benutzt dabei das alte Durchbruchstal eines Nebenflusses, der hier den Riegel zur ursprünglich weiter nördlich fließenden Ur-Donau (heute Altmühltal) durchbrach. Bereits 1840 erhob sie König Ludwig I. zum ersten Naturschutzgebiet Bayerns.
Zur Zeit des Oberen Juras (auch "Malm" oder "Weißer Jura" genannt) war der süddeutsche Raum von einem flachen subtropischen Schelfmeer bedeckt, an das sich im Süden das Weltmeer (die "Tethys"), im Norden ein Inselarchipel anschloß. In diesem Flachmeer wechselten seichte "Plattformen" mit grobkörniger (sandiger) und tiefe "Wannen" mit feinkörniger (schlammig, toniger) Kalksedimentation.
Von den Wellen aufgearbeitete Schalenreste abgestorbener Schwämme, Kalkalgen, muschelähnlicher Brachiopoden, Seelilien oder Seesterne zusammen mit anderen Kalkpartikeln (z.B. "Ooide": konzentrisch aufgebaute Kalk-Kügelchen, die in bewegtem Wasser entstehen) lieferten das Material für diese Kalksande und Kalkschlämme. In den feinkörnigen und mergeligen Kalken der Wannen erhielten sich auch schwimmende Organismen wie Ammoniten, Fische und Meeresreptilien. An den Hängen der Plattformen wuchsen kleine Schwammriffe. Der Obere Jura zählt zu den fossilreichsten Formationen Deutschlands.
Er wird in 6 zeitliche Unterabschnitte gegliedert, die mit den griechischen Buchstaben Alpha bis Zeta bezeichnet werden.
Die 40 m hohen Felsen der eigentlichen Schlucht ("Lange Wand", "Stille Wand") bestehen aus massigen Riff- und Plattform-Kalken des Malm Epsilon und Zeta. Der Kalk besteht hauptsächlich aus nur mikroskopisch erkennbaren Algenkügelchen und Ooiden, die ihrerseits von organischen Kalkkrusten überwachsen sind. Einzelne Kieselschwämme und Korallen lassen sich gelegentlich mit bloßem Auge erkennen. Der oberste Teil der Felswände wird von grobem Riffschuttkalk mit Korallenstöcken und knolligen Algenkrusten gebildet. Am "Affekinger Stein" und am "Bienenhaus" ist der Riffkalk ganz oder teilweise gebankt und geht dann Donau-abwärts in den Riffschutt- oder "Kelheimer Korallen-Schuttkalk" über.
Viele Felsen (z.B. "Bienenhaus") sind von Horizontal-Höhlen durchlöchert, die durch die kalklösende Wirkung des fließenden Wassers entstanden ("Karst").
Das ursprüngliche Tal der Donau (Ur-Donau oberhalb Kelheim) war fünf Millionen Jahre lang das heutige Altmühltal, das mit dem heutigen Donauverlauf über das Wellheimer Trockental verbunden ist. Bei Kelheim mündete damals ein aus Richtung Ingolstadt kommender Nebenfluß ("Ingolstädter Albsaumfluß"). Dieser hatte sich durch ständige Eintiefung des Flusses in Richtung Quelle ("rückschreitende Erosion") langsam durch den harten Riegel der Malmkalke gegraben, und so die Schlucht der Weltenburger Enge geschaffen.
Etwa zur Zeit der späten Riß-Eiszeit (vor etwa 150.000 Jahren) hatte sich ein anderer Donaunebenfluß, die Schutter, ebenfalls rückwärts gearbeitet und schließlich am heutigen Wellheimer Trockental die Donau "angezapft". Die Donau nutzte die entstandene "Abkürzung", änderte ihren Lauf und floss jetzt über das ehemalige Schuttertal (das sie später nochmals verließ) und die Weltenburger Enge nach Kelheim. Somit ist die Schlucht von Weltenburg eigentlich kein Werk der Donau. Die setzte sich vielmehr ins schon gemachte, aber viel zu enge Bett.
Die Kraft des über einen Absturz fallenden Wassers verursacht hohlkehlenförmige Auskolkungen am Fuß des Wasserfalls. Die Fallkante wird unterspült, das überhängende Gestein bricht nach und wird abtransportiert. Der Wasserfall "wandert" flussaufwärts.
Die Weltenburger Enge ist eine der schönsten und bekanntesten Sehenswürdigkeiten Bayerns. Bereits 1840 verfügte König Ludwig I. von Bayern die Erhaltung der Weltenburger Enge, um sie vor einer Zerstörung durch Steinbruchbetriebe zu schützen. Das markante Landschaftselement vereint zusätzlich vor- und frühgeschichtliche (steinzeitliche und keltische-Funde), geschichtliche (Römisches Castell, Limes) und kulturgeschichtliche (Abtei, Gebrüder Asam, Brauerei) Relikte zu einem vom Europarat speziell gewürdigten einmaligen Ensemble: 1978 wurde die "europäische Naturschönheit" mit dem Europadiplom ausgezeichnet.
Am 12. Mai 2006 wurden die Weltenburger Enge als Nationales Geotop ausgezeichnet und erhielten vom Bundesministerium für Bildung und Forschung das Recht, das Logo planeterde - Welt der Geowissenschaften zu führen. Zum Wettbewerb "Die bedeutendsten Geotope Deutschlands" der Akademie der Geowissenschaften zu Hannover waren über 180 Geotope aus ganz Deutschland gemeldet. 77 davon wurden schließlich ausgezeichnet und sind nun Nationale Geotope (internationale Bezeichnung: national geosite).
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Zuletzt aktualisiert am 10.02.2017