Römerturm in Titting im Naturpark Altmühltal


Die Römer

in Titting / Erkertshofen im Naturpark Altmühltal



Mitten durch Erkertshofen verlief einst die Grenze der römischen Weltreiches, der sog. Limes (Weltkulturerbe) im Volksmund auch als Pfahl oder Teufelsmauer bezeichnet. Vom Rhein bei Koblenz bis zur Donau bei Eining zog die ehemalige römische Reichsgrenze durch Deutschland. Abgesehen von der chinesischen Mauer war der Limes das größte und mächtigste Verteidigungssytem der Welt: 500 km lang, besetzt mit 900 Wachtürmen und geschützt von mehr als 60 Limeskastellen.
Die römische Grenzlinie in unserem Gebiet, das etwa um 90 n. Chr. unter römische Herrschaft kam, war zunächst lediglich eine durch Holztürme gesicherte Heerstraße, aber noch keine durchgehende Grenzsperre. Unter den Kaisern Trajan (98-117 n. Chr.) und Hadrian (117-138 n. Chr.) wurde die Grenze durch einen Flechtenwerkzaun und später durch Palisaden geschlossen. Kaiser Antonius Pius (138-161 n. Chr.) ließ die hölzernen Wachtürme durch Steintürme ersetzen und unter den Kaisern Commodus (180-192 n. Chr.) wurde der endgültige Ausbauzustand erreicht: eine durchgehende Steinmauer, besetzt mit steineren Wachtürmen.
Von Burgsalach und Raitenbuch kommend, verlief der Limes nördlich an Petersbuch vorbei bis zur Straße Petersbuch - Titing. Ab hier folgt er der Straße Petersbuch - Erkertshofen und zieht mitten durch den Ort Erkertshofen. Auf Grund der üblichen Entfernungen zwischen Limes-Wachtürmen wird angenommen, daß am westlichen Ortsrand von Erkertshofen ein Wachturm stand. Ein weiterer Wachturm wird auf der Höhe östlich von Erkershofen vermutet (beim heutigen Sportplatz). Östlich von Erkertshofen markiert zunächst die Straße nach Herlingshard den Limes, ab der Wegkreuzung mit dem Limesgedenkstein folgt ein Waldweg dem Limes. Im Wald sind die Überreste des Limes meist deutlich erkennbar. Der nächste Turm - etwa 300 m vom Gedenkstein entfernt - war bei der Ausgrabung 1,2 m hoch erhalten, die Mauerstärke betrug 85 cm, die Maße des Innenraumes 4,00 m x 4,70 m; ein Eingang zu ebener Erde war nicht vorhanden. In dem Steinturm, der von der Naturhistorischen Gesellschaft Nürnberg restauriert wurde, befanden sich zwei Feuerstellen. Dicht neben dem Steinturm an der Westseite liegt ein etwa einen halben Meter hoher Hügel: Hier stand der Vorgängerbau, der einstige hözerne Wachturm. Ca. 600 m weiter östlich stößt man in der Weberleite kurz vor dem Abhang zum Wassertal auf den nächsten Wachturm, der ähnliche Ausmaße wie der vorhergehende Turmstumpf ebenfalls eine Feuerstelle entdeckt, außerdem Scherben einer römischen Reibeschale und verschiedene Menschenknochen, darunter ein Stück Unterkiefer, an dem die zweiten Zähne noch nicht durchgebrochen sind. Östlich neben dem Steinturm, der hier ausnahmsweise 18 m frei hinter der Limesmauer stand liegt der 1,70 m hohe Hügel des Holzturmes. Von hier aus überquert der Limes die beiden Wassertäler und zieht über Hegelohe, Hirnstetten und Pfahldorf in Richtung Kipfenberg.
An der Stelle, an der östlich von Erkertshofen der Standort eines Limes-Wachturmes vermutet wird ist die einzige Rekonstruktion eines steineren Limesturmes in Bayern entstanden. Der dreigeschossige Bau aus handbehauenen Kalkbruchsteinen wurde 1992 fertiggestellt. Der Turm, der für Besucher zugänglich ist, hat einen Zugang im ersten Obergeschoß, eine betretbare umlaufende Holzgalerie im zweiten Obergeschoß und ein Zeltdach aus Holzschindeln.
Grundlage für die Rekonstruktion waren die Grundrisse der weiter östlich aufgefundenen Steintürme. Aus der Tatsache, daß dort im Erdeschoß keine Eingangstüre entdeckt wurde, schließt man, daß der Zugang über eine (einziehbare) Leiter im ersten Obergeschoß erfolgte. Das darunter liegende, nur von innen zugängliche Erdgeschoß diente wohl vor allem als Vorratsraum für Nahrungsmittel, denn die vier bis fünf Mann starke Turmbesatzung wurde jeweils für einen längeren zeitraum vom nächstgelegenen Kastell zum Wachdienst abkommandiert. Das erste Obergeschoß war wahrscheinlich Aufenthalts- und Schlafraum der Besatzung, das zweite Obergeschoß mit der Galerie, die gute Aussichtsmöglichkeiten gewährte, der "Dienstraum" für die römischen Soldaten auf Wache. Die Gestaltung der Galerie und des Geländers beruht auf der Darstellung eines Limesturmes auf der Trajansäule in Rom.
Mit dieser Rekonstruktion, deren Pläne Dipl.-Ing. Wolfgang Schmidt aus Augsburg fertigte, haben die Teilnehmergemeinschaft Flurbereinigung Erkertshofen, der Landkreis Eichstätt und der Markt Titting für Bürger und Besucher die römische Vergangenheit von Erkertshofen wieder lebendig werden lassen. Vom wiederaufgebauten Limesturm aus führt ein Lehrpfad zu zwei orginalen Turmresten aus römischer Zeit.



zurück zur Homepage von Titting im Naturpark Altmühltal


Zuletzt aktualisiert am 10.02.2017