Eine Entwicklungslinie, die bereits das Finale der ritterlichen Poesie deutscher Herkunft markiert, führt nach Breitenbrunn im heutigen Naturpark Altmühltal. Dort lebte von 1317 bis 1361 auf der Burg Breiteneck oberhalb eines romantischen, weltabgewandten Tals Hadamar von Laber, der bei weitem einflußreichste Verfasser einer sogenannten Minneallegorie mit dem Titel "Die Jagd". Angesichts der besonderen Situation - Gewässer, Wiesengrund, Hangwald und bizarre Felspartien - läßt sich noch immer nachvollziehen, warum der Angehörige eines mit dem Hof Ludwigs des Bayern (1283-1347) eng verbundenen Adelsgeschlechts seine Minnelehre gerade ins Bild der Jagd gesetzt hat. Er knüpfte damit an eine seit Ovid bekannte Metapher an.
Diese Spezies der allegorischen Einkleidungsform, ergänzt durch Gespräche und Reflexionen des Dichters, behauptete sich noch lange über die eigentliche Periode des Minnesangs und seiner Spielelemente hinaus.
Hadamar hat Nachahmer sonder Zahl gefunden. Zwar waren zu seiner Zeit die gesellschaftliche Relevanz der Kunstlyrik und ihre Inhalte schon total erschöpft, doch strahlten die in der Minne verkörperten Werte weiterhin eine starke Faszination aus. Sie hatten sich gewissermaßen aus ihrem sozialen Urgrund gelöst und führten fortan ein Eigenleben. Was Wunder also, daß ein Loblied aus dem Jahr 1444 Hadamars literarischen Rang mit dem des hochberühmten Wolfram von Eschenbach verglich.
Der Oberpfälzer Germanist Johann Andreas Schmeller hat Hadamars in mehreren Handschriften überliefertes Hauptwerk 1850 in Buchform herausgebracht. Der Wälzer umfaßt mehrere Dutzend Strophen auf 146 Seiten. Sein Reiz liegt im komplizierten Schweben zwischen Phantastik und rationaler Didaktik. Kurz gesagt ist dem Dichter die Jagd ein Symbol für das Liebeswerben. Als Jäger zieht er mit seinen Hunden aus, um ein edles Wild (die Geliebte) zu jagen. "Herze" heißt der Leithund, die anderen nennen sich Glück und Lust, Liebe und Freude, Wille, Harre (Geduld) oder nach anderen menschlichen Eigenschaften. Das gejagte Wild verwundet beim Ausbrechen den Leithund Herze, Wölfe vertreiben die übrigen Hunde. Zu guter Letzt bleibt der Jäger allein mit Harre im Wald und gibt sich mit der Hoffnung auf schließliche Gegenliebe zufrieden. Die Ehre der Dame bleibt also unangetastet: Restbestand einer hohen Zeit und stiller Protest gegen die Trivialisierung der Minne-Ethik.
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Zuletzt aktualisiert am 10.02.2017