4. April bis 11. Oktober 2020
Seit 1992 verbindet der Main-Donau-Kanal die großen europäischen Flußsysteme miteinander. Der Bau der 170 km langen Wasserstraße (Bauzeit: 1959-1992) fordert nicht nur den Landschaftsschutz im unteren Altmühltal, sondern auch die bayrischen Bodendenkmalpflege heraus. Der Kanalbau drohte in bisher nicht gekanntem Maße, archäologische Fundstellen großflächig zu zerstören. Jahrelange, intensive Ausgrabungen, vor allem auch bei Dietfurt an der Altmühl, wurden deshalb notwendig. Während der Bauarbeiten und Sondierungen verdreifachte sich die Zahl der bisher bekannten archäologischen Denkmäler. Im weiten Dietfurter Talkessel, wo sich Altmühl-, Ottmaringer- und Laabertal vereinigen, wurde ein bedeutender prähistorischer Siedlungsraum der südlichen Frankenalb entdeckt. 1989 entschloß sich die Stadt Dietfurt an der Altmühl, das im Stadtzentrum gelegene Hollerhaus als Museum zu nutzen. Das Altmühltaler Wohn-Stall-Haus mit Kalkschieferdach wurde daraufhin komplett saniert und umgebaut. Das Museum stellt Funde der langjährigen archäologischen Untersuchungen und eine geologisch-palänotologische Sammlung vor. Der in Bochum geborene Bergbauingeneur Oskar Hoffmann (1897-1989) hatte seine Privatsammlung mit über 1800 Objekten der Stadt Dietfurt an der Altmühl, seiner Wahlheimat seit 1963, übereignet.
Raum 1
Die Gesteine, Minerale und Fossilien der Sammlung Hoffmann erlauben eine kurze Einführung in die Geschichte unserer Erde.
Die Erdkruste besteht aus Gesteinen, einem Gemenge unterschiedlichster Minerale. Das Alter der Gesteinsablagerungen und die in ihnen enthaltenen Spuren von Tieren und Pflanzen zeigen die Jahrmillionen alte Geschichte des Lebens auf der Erde. Leitfossilien, wie Trilobiten, Ammoniten, Belemniten oder Brachiopoden sind die versteinerten Zeugen dieser Entwicklung.
Die ältesten Fossilien der Sammlung Hoffmann sind Trilobiten aus dem Kambrium vor ca. 570 Millionen Jahren. Funde aus aller Welt sind ebenso vertreten wie solche aus dem vor ca. 400 Millionen Jahren entstandenen devonischen Bundenbacher Schiefer im Hundsrück, 350 Millionen Jahre alte Pflanzenreste der mächtigen Kohlenflöze des Karbon aus dem Rheinland und Funde aus den vor 190 Millionen Jahren entstandenen Fossillagerstätten des Jura in Holzmaden bei Stuttgart.
Die fossile Tierwelt der Solnhofer Plattenkalke hat vor allem das Altmühltal, ein Lagunen- und Korallengebiet vor etwa 150 Millionen Jahren, weltberühmt gemacht.
Raum 2
Die Landschaft des reizvollen Altmühltals kann auf eine lange Geschichte zurückblicken.
Die Geburtsstunde der Altmühl begann während der Riß-Eißzeit vor ca. 200.000 Jahren, als die damals hier seit 3 Millionen Jahren fließende Ur-Donau ihren Lauf veränderte.
Erst seit etwa 4.000 Jahren siedelte der Mensch hier dauerhaft und formte daraus allmählich die heutige Kulturlandschaft.
Wesentliche Eingriffe in das Landschaftsbild, vor allem in der Talaue zwischen Kelheim und Dietfurt an der Altmühl, setzten im 19. Jahrhundert mit den Kanalbau-Projekten ein.
Die großen europäischen Ströme miteinander zu verbinden, ist eine alte Vision. Bereits Karl der Große verfolgte vor 1.200 Jahren dieses Vorhaben. In der 1. Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde dann unter dem bayrischen König Ludwig I. der Kanalbau wieder aufgegriffen und realisiert. Überreste der alten Kanalbauten sind noch heute auszumachen: der sog. Karlsgraben bei Treuchtlingen und der über weite Strecken idyllisch anmutende Ludwig-Kanal.
Ein während der Bauarbeiten am Main-Donau-Kanal entstandener Videofilm informiert über die wichtigsten Ausgrabungsprojekte.
Vor etwa 100.000 Jahren kamen zu Beginn der letzten Eiszeit die ersten Menschen hierher.
Bauern der Jungsteinzeit gründeten um 2.500 v. Chr. ein großes Dorf bei Griesstetten, das während des Kanalbaues entdeckt wurde. Es ist die erste jungsteinzeitliche Siedlung, die im unteren Altmühltal archäologisch untersucht werden konnte. Naturwissenschaftliche Forschungen zu den geologischen und klimatischen Bedingungen und den damaligen Vegetationsverhältnissen begleiteten diese Ausgrabung.
An das Ende der Jungsteinzeit gehören die erstmals in der Oberpfalz nördlich des Donautals entdeckten Gräber der Glockenbecherkultur (um 2.000 v. Chr.) von Dietfurt an der Altmühl.
Eine Siedlung und Bestattungsplätze der anschließenden Bronzezeit (ca. 1.800-1.250 v. Chr.) konnten ebenfalls während der Bauarbeiten am Kanal untersucht werden. Damals begann die kontinuierliche Besiedlung des Areals um die heutige Dietfurter Kanal-Schleuse am Eingang zum Ottmaringer Trockental bis in die Zeit um 400 v. Chr. Während der Urnenfelderzeit (ca. 1.250-750 v. Chr.) bestand hier eine der größten Siedlungen Nordbayerns.
In der nachfolgenden Hallstattzeit (ca. 750-500 v. Chr.) durchquerte ein wichtiger Verkehrsweg, der vom Donautal über das Altmühl- und Taubertal zum Main führte, den Dietfurter Talkessel. An der Stelle des urnenfelderzeitlichen Dorfes entstand eine Siedlung, in deren Zentrum drei befestigte Bauernhöfe standen.
Auch der dazugehörige Friedhof ist mit 125 Gräbern bekannt. Die Toten wurden in hölzernen Grabkammern unter Erdhügeln oder in einfachen Brandgräbern beigesetzt.
In der Latenezeit (ca. 500-15 v. Chr.) entstand mit der Nutzung des Eisenvorkommens an Sulz und Altmühl ein Eisenrevier mit Fernhandelsbeziehungen.
Im Dietfurter Talkessel bestand die schon seit Jahrhunderten bewohnte Siedlung weiter, und auf dem Wolfsberg wurde eine mit Palisaden und Wall-Graben-Anlage geschützte Befestigung angelegt. Um 400 v. Chr. brach dann die Besiedlung dieses Areals ab.
In großen Handwerks- und Handelssiedlungen, wie in Berching-Pollanten und dem Oppidum von Kelheim, produzierten im 2. Jahrhundert v. Chr. keltische Eisen- und Bronzehandwerker.
Während der Römerzeit (15 v. Chr. - Anfang 5. Jh. n. Chr.) lag das untere Altmühltal vor der Limesgrenze, also außerhalb der Provinz Rätien. Aus dieser Zeit und auch nach dem Abzug der römischen Truppen und der Auflösung der Provinz im 5. Jahrhundert sind bisher nur wenige archäologische Funde von germanischen Einwanderen bekannt.
Die Archäologie kann eine intensivere Besiedlung erst wieder für das 9. Jahrhundert nachweisen. Schriftquellen erwähnen dann zu Beginn des 11. Jahrhunderts Siedlungen wie Beilngries oder Ottmaring. Dort wurden 1983 die Reste eines Schlosses mit Wassergraben entdeckt. Die Ausgrabungen erschließen vor allem die bauliche Entwicklung dieses Dienstmannensitzes, die schon im 13. Jahrhundert begann.
Öffnungszeiten:
1. April - 30. April | Samstag | 14.00 - 18.00 Uhr |
Sonn- und Feiertage | 14.00 - 17.00 Uhr | |
1. Mai - 15. Oktober | Mittwoch, Samstag | 14.00 - 18.00 Uhr |
Sonn- und Feiertage | 14.00 - 17.00 Uhr |
Museum im Hollerhaus
Pfarrgasse 6
92345 Dietfurt an der Altmühl
Tel.Nr.: 08464/9145 oder 640019
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Zuletzt aktualisiert am 17.11.2019