Treppenhaus in der Residenz in Eichstätt im Altmühltal


Ehem. Fürstbischöfliche Residenz

in Eichstätt im Naturpark Altmühltal



Treppenhaus im Westflügel

Zu den bedeutendsten Sehenswürdigkeiten Eichstätts gehürt unbestritten auch das Treppenhaus im Westflügel der Stadtresidenz. Es ist ohne Zweifel unter die schönsten, wenn auch nicht unter die monumentalen Schöpfungen dieser Art in Süddeutschland zu zählen. Und dies, obwohl es erst später, 1768, in das schon 1702 vollendete Residenzgebäude mit Hilfe eines Anbaus gegen die Hofseite von einem späteren Baumeister, Maurizio Pedetti, eingebaut worden ist.
Das Treppensystem wurde äußerst geschickt und kunstvoll in den vorhandenen, nicht allzu großen Raum verteilt. Im Erdgeschoß beginnen auf zwei kleinen beidseitigen Podesten die ersten Treppenabschnitte, biegen dann in einem rechten Winkel nach innen, um sich auf einem Zwischenpodest zu vereinen und gemeinsam in der Mitte zum ersten Stockwerk emporzustreben. Das gleiche reizvolle Spiel wiederholt sich beim Aufstieg zum zweiten Stockwerk, in dem sich die eigentlichen repräsentativen Räume des Fürstbischofs befanden.

Von großer Schönheit sind die wohlproportionierten einzelnen oder gepaarten ionischen Stützsäulen, dazu die prächtigen, schmiedeeisernen Balustradengitter (gefertigt von dem Hofschlossermeister Sebastian Barthlme) und die ruhigen, weitgespannten Wölbungen, unter denen sich das reichlich durch die Fenster flutende Licht seinen Weg sucht. Am Zwischenpodest des obersten Stockwerkes beleben vier Putten auf kleinen Steinsockeln die Geländerführungen. Es sind Werke des Bildhauers Johann Jakob Berg, wie die Signaturen auf den Basisplatten verbürgen (Berg hat auch die Putten am Marienbrunnen gefertigt). Die Putten stellen die vier Elemente dar: Der Putto mit dem Fisch verkörpert das Element "Wasser" der Putto mit der Weintraube das Element "Erde", der Putto mit der Fackel das Element "Feuer" und ein vierter Putto das Element "Luft" (er deutet es sehr überzeugend durch die Bewegung seiner Ärmchen an).

Das Stiegenhaus ist auch auf dem Prinzip einer Art von Steigerung aufgebaut. Im Erdgeschoß, wo die Zimmer für das Personal und die Dienerschaft des Fürstbischofs, Vorrats- und Küchenräume, Geräteräume und dergleichen eingebaut waren, ist die Ansicht der Treppenflucht noch verhältnismäßig einfach. Aber sogleich beim Anstieg zum ersten Stockwerk, in dem sich die privaten Gemächer des Fürstbischofs befanden, entfaltet sich eine gewisse Pracht. Durch die reichere Ausschmückung des nächsten Treppenabschnittes steigert sich der Eindruck des Glanzvollen noch mehr, der Raum wird freier und weiter, der Blick fällt schließlich auf das monumentale, farbenfrohe Deckenfresko mit der Darstellung des Sturzes des Phaethon, dessen Symbolik allerdings, so will es scheinen, vielleicht sogar wie eine versteckte Warnung an den Besucher (und an den Fürstbischof selbst) gedacht war, nicht zu vieles in Selbstüberschätzung zu wagen, um vor schlimmem Fall bewahrt zu bleiben, ganz so wie es Ovid zu dieser Szene in der Warnung des Vaters Phöbus ausdrückt: "Placeat sibi quisque licebit" (Es wird richtig sein, dass sich jeder mit dem zufrieden gibt, was er ist).



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Zuletzt aktualisiert am 08.12.2017