Alte Stadtansichten von Greding, die sich in der Herz-Jesu-Wallfahrtskirche in Velburg und auf Schloss Hirschberg in Beilngries befinden, zeigen den Kreuzweg auf dem Kalvarienberg mit mehreren Stationen und der Kreuzigungsgruppe. Der angedeutete Kreuzweg ist auch auf Lithographien einheimischer Künstler, z. B. dem ehemaligen Lehrer und Chorregent Herrn Josef Leiner, aus dem 18. Jahrhundert dargestellt.
Ursprünglich bezeichnete man die Nachahmung der Via Dolorosa in Jerusalem als Stationsweg von Wallfahrtskirchen als Kreuzweg. Oft wurde er von Pilgern angelegt, die aus dem Heiligen Land zurückkehrten.
Die Idee, den aus dem 18. Jahrhundert stammenden und später aufgelassenen Kreuzweg neu zu errichten, entwickelte der Verein für Kultur- und Heimatpflege im Jahre 2009. Entsprechend seiner Aufgabe, Kultur und heimatliches Brauchtum zu bewahren und zu pflegen, hat der Verein die Darstellungen des Kreuzweges und alte Erinnerungen zum Anlass genommen, dieses religiöse Glaubensrelikt wieder aufleben zu lassen. Durch die künstlerische Gestaltung soll für künftige Generationen der Zeitgeschmack des aktuellen Jahrhunderts bewahrt werden.
Der Ausgangspunkt des Weges befindet sich gegenüber der Kirche "St. Martin" und der turmbewehrten Stadtmauer, einem der markantesten Punkte unserer Stadt. Er verbindet religiöses Anliegen mit touristischen Elementen ebenso wie Kirche und Stadtmauer. Der Verlauf des Weges folgt den natürlichen Gegebenheiten und den historischen Vorgaben. Er endet auf einem Aussichtspunkt, der einen der schönsten Ausblicke über die Gredinger Altstadt und das Schwarzachtal bietet.
I. verurteilen
Pontius Pilatus spricht über Jesus das urteil. Mit gebundenen Händen steht Jesus da: Handlungsunfähig, gefesselt, zum Schweigen verurteilt. Die Freiheit ist ihm genommen.
Urteilen, verurteilen, vorverurteilen - ich lege mich fest mit meiner Meinung über einen anderen, bevor ich ihn kennen lerne. Ich verliere meine Handlungsfreiheit, verurteile mich selbst.
II. annehmen
Jesus nimmt die last des Kreuzes auf sich: Kein Ausweg, kein Weg zurück, das Ende zeichnet sich im Kreuz ab. Mit erhobenen Armen nimmt er es an.
In meinem Leben zeichnet sich eine Krise, ein Kreuz ab: Weiche ich aus? Weise ich es zurück? Verdränge ich das Kreuz aus meinem Leben, aus meinem Alltag? Oder stelle ich mich dieser unangenehmen und drückenden Last?
III. niedergedrückt
Jesus verliert den Boden unter seinen Füßen. Mit einer Hand kann er sich noch abstützen, die Last des Kreuzes abfangen, die ihn unter sich zu zerdrücken droht. Äußerlich gehen wir aufrecht durch unser Leben, innerlich drücken uns Sorgen und Probleme, Krankheiten und Leiden zu Boden. Wir werden niedergedrückt. Lassen wir uns fallen? Geben wir uns selbst auf?
IV. mutterliebe
Maria steht am Wegrand, bleibt nicht Zuschauerin, steht nicht neben dem Geschehen. Sie ist mitten drin und nimmt Anteil am Leid ihres Sohnes. Liebe nimmt auch das Leid in den Blick.
Ich stehe am Wegrand des Weltgeschehens. Bleibe ich Zuschauer / Zuschauerin? Schaue ich weg, übersehe ich das Leid? Lässt mich das Leid in der Welt kalt? Oder nehme ich es in meinen Blick?
V. mittragen
Simon von Zyrene hilft mit. Ein Unbeteiligter kreuzt den Weg Jesu und geht ein Stück des Weges mit dem Verurteilten. Vier Hände tragen das Kreuz? Oder: Halten sich die Hände am Kreuz fest?
Kreuze ich meinen Weg mit einem, der sich im Leben schwer tut? Trage ich mein Kreuz oder halte ich mich an ihm fest? Kann ich fremde Hilfe annehmen wie Jesus? Oder lehne ich sie egoistisch ab?
VI. lindern
Veronika trocknet Jesus Blut und Schweiß aus dem Gesicht. Ein Zeichen der Zuneigung gerade im leidvollen Geschehen. Wenn auch nur ein kleines Zeichen, es bleibt nicht spurlos, es verschafft Linderung.
Kleine Zeichen, kleine Schritte verändern die Welt in mir und um mich herum. Sie lindern im Mitmenschen den Schmerz und trösten. Spüre ich die Zuwendung des anderen in meinem Leid?
VII. niedergedrückt
Jesus fällt zum zweiten mal und das Kreuz begräbt ihn wie in einer höhle, aus der es scheinbar kein Entrinnen mehr gibt - lebendig begraben, verschüttet, von der Welt abgeschnitten.
In den eigenen Vorurteilen gefangen, unter den eigenen Sorgen und Problemen begraben. Was und wer hilft mir auf? Stellt mich wieder auf meine Füße? Selbstmitleid ist wie lebendig in einer Höhle begraben.
VIII. hinschauen
Frauen beweinen das Schicksal Jesu. Die Frauen nehmen Jesus in die Mitte ihrer Trauer, nehmen Teil an seinem Kreuz, nehmen Anteil an Jesus, beweinen ihn, weinen mit ihm.
Übergehe ich das Schicksal meines Nächsten? Wer ist mein Nächster? Nehme ich an seinem Leben, seinem Leid Anteil? Bleibe ich außen vor? Nehme ich das Leid des anderen in die Mitte meines Lebens?
IX. niedergestreckt
Das Kreuz streckt Jesus unbarmherzig nieder. Das Kreuz hat ihm sein Kreuz scheinbar zerbrochen. Bewegungslos, erstarrt, ohnmächtig ist er zwischen Boden und Kreuz eingeklemmt.
Das Kreuz ist unbarmherzig und drückt mich nieder, klemmt auch mich ein zwischen Schmerz und Hoffnungslosigkeit. Aus eigener Kraft komme ich nicht mehr hoch. Woher kommt mir Hilfe?
X. blossstellen
Der letzte Schutz vor den gaffenden und gierenden Blicken der Schaulustigen wird Jesus vom Leib gerissen. Nackt und bloß steht er da. Die nackten Tatsachen sind hart und brutal.
Reiße ich meinem Nächsten die Maske vom Gesicht, die Kleider vom Leib? Gebe ich ihn den Blicken der Schaulustigen preis? Bin ich im "Regen gestanden", bloß gestellt, gebrandmarkt worden?
XI. festnageln
Ausgestreckt, auf´s Kreuz gelegt und festgenagelt. Im Schwung des Hammers scheint die Lust am Quälen durch. Gesichtslose, anonyme Henkersknechte verrichten ihre Arbeit.
Selbst schon auf´s Kreuz gelegt worden und auch andere festgenagelt? Schmerzhafter als Kreuzigen ist die "Nadelstichpolitik", ständiges Schleudern von spitzen Bemerkungen zermürbt und tötet.
XII. tot
Leblos und blutleer hängt Jesus am Kreuz. Nur wenige Menschen halten zu ihm, stehen zu ihm - auch im Tod. Endlich setzt der Tod der Qual ein Ende.
Ungerechtigkeit, Einseitigkeit, reich und arm, Unrecht schreit zum Himmel. Chancengleich? Alle Menschen sind gleich! Wann hat alles ein Ende? Wann stellt sich der Himmel ein? Wann ist alles vollbracht?
XIII. geborgen
Der Schoß, in dem das neue leben herangewachsen ist, trägt nun den toten Leib Jesu. Die selige Freude über die Geburt ist der grenzenlosen Trauer beim Tod des eigenen Kindes gewichen.
Wie schnell kippt Freude in Trauer über erfahrene und erlittene Verluste. Wie oft müssen wir uns von Hoffnungen verabschieden? Wir müssen liebe und vertraute Menschen begraben.
XIV. begraben
Der leichnam Jesu wird begraben und mit ihm alle hoffnung und Sehnsucht seiner Jüngerinnen und Jünger. Dunkelheit und Finsternis füllen ihre Herzen aus.
Wie lebendig begraben erfahren wir uns, wenn wir unserer Wünsche und Hoffnungen beraubt sind. Aus eigener Kraft können wir den schweren Stein, der uns niederdrückt und im Grab festhält, nicht zur Seite schieben.
XV. auferstehen
Der Stein ist weggerollt, das Grab ist leer. Das Dunkel des Grabes ist erhellt. Das Unerwartete und Unvorstellbare ist geschehen. aus dem Grab des todes ersteht neues leben.
Nach der Dunkelheit der Nacht erstrahlt am Morgen die Sonne. Die Kälte des Todes muss der Wärme des Lebens weichen. Die Leere der Trauer wird vom Trost neuer Hoffnung ausgefüllt.
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Zuletzt aktualisiert am 10.02.2017