Als Lebensraum bevorzugt Rehwild Mischwaldbestände mit reicher Strauchflora, abwechselnd mit Lichtungen, Feldern und Wiesen. In Gegenden ohne Wald leben die sog. Feldrehe, deren Lebensraum und Einstand das offene Feld ist. Sie haben sich den gegebenen Umständen angepaßt und stehen Tag und Nacht auf den Feldern, dabei nutzen sie geschickt jede kleine Deckung aus. Sie nehmen Bewegungen im allgemeinen noch eher wahr als Rehe, deren Lebensraum die Wälder sind. Feldrehböcke haben durch die reichliche, kalkhaltige Äsung in der Regel überdurchschnittlich starke Gehörne und neigen zur Frühreife.
Die Bewegungen des Rehwilds sind behend und anmutig. Es kann weite bogenförmige Sätze ausführen, leicht über breite Gräben, hohe Hecken und Sträucher setzen. Es rinnt (schwimmt) sehr gut, klettert jedoch leidlich. Als sog. Schlüpfer zieht es flüchtend Widergänge und drückt sich in die nächste Deckung. Den Tag verbringt es meist im Wald, auf Lichtungen und Kahlschlägen, und, wenn die Feldfrüchte genügend Deckung bieten, auch auf dem Feld. Zur Äsung treten sie am Vormittag und in der Abenddämmerung sowie in den frühen Morgenstunden aus. Als erstes treten die jungen Stücke aus, dann die älteren, die wesentlich vorsichtiger sind und auch öfter sichern.
Das Reh, besonders der ältere Bock, ist ein Einzelgänger. Die führende Geiß lebt mit ihren Kitzen, mit Ausnahme der Blatt- und Setzzeit, ca. 14 Monate zusammen, Bock und Geiß in der Blattzeit. Im Winter bildet Rehwild sog. Sprünge. Ein Sprung besteht in der Regel aus einer Geiß, ihren Kitzen der letzten zwei Jahre und einem Bock, das sind etwa fünf bis acht Stück. Nur Feldrehe bilden größere Sprünge (bis über 100 Stück). Der Sprung lockert sich im März und wird Anfang April wieder aufgelöst. Die einjährigen Böcke bilden kleine Gruppen (zwei bis vier Stück) oder schließen sich unreifen zweijährigen Böcken an, die noch keinen Einstand für sich beanspruchen konnten. Schmalrehe tun sich mit ihresgleichen oder übergangenen Geißen zusammen. Meist suchen sie jedoch Anschluß an ältere Böcke, die einen festen Einstand haben. Zwischen einem älteren Bock und einem Schmalreh kommt es häufig zu einer bis zur Brunft dauernden Freundschaft. Gegen Anfang April, wenn sich die Sprünge auflösen, suchen sich die Böcke ihren Einstand. Die alten Böcke beanspruchen für sich die ungestörtesten Plätze, die jüngeren müssen weichen und sich mit weniger guten Plätzen begnügen. Hat ein Bock seinen Einstand gewählt, so wird er gegenüber Rivalen verteidigt. Lediglich weibliches Wild, einjährige Böcke und Kitze werden geduldet. Geraten zwei etwa gleich starke Böcke bei der Einstandswahl aneinander, so kommt es zum Einstandskampf. Beide Böcke geben zuerst durch drohende Körperhaltung (Drohverhalten), mit zum Schein ausgeführten Angriffen, durch Schlagen der Vorderläufe (Plätzen) und durch Schlagen mit dem Gehörn an Sträuchern kund, daß sie sich für stärker halten und nicht weichen wollen. Kommt es zum Kampf, so wird dieser mit dem Geweih ausgefochten, wobei jeder versucht, den anderen zu treffen. Hat ein Bock seinen Einstand gewählt (April), wird dies durch Schmälen (öfter wiederholtes Schrecken angezeigt. Diesen markiert er dann mehrmals täglich mit einem Duftstoff aus einer Duftdrüse, v. a. mit dem Sekret des Stirnorgans.
Sie ist jahreszeitlich verschieden. Im Sommer besteht sie aus leichtverdaulichen, energiereichen Kräutern, Gräsern, Blüten, Samen, Heidekraut, heranwachsendem Getreide, Klee, Serradella, Luzerne und Raps. Auch junge Triebe, Knospen, Blätter von Bäumen und Sträuchern werden gerne genommen, was bei zu hohem Rehbestand oft zu erheblichen Verbißschäden an Forstpflanzen führen kann. Im Sommer und Herbst kommen noch Pilze, Beeren, Wildobst, Kastanien, Bucheckern und Eicheln hinzu. Im Winter äst es an aperen Stellen oder nimmt Himbeer- und Brombeerblätter auf. Flechten, Knospen, Triebe und Rinde von Weichhölzern verschmäht es ebenfalls nicht. Ferner schlägt es überwinterndes Getreide, Kastanien und Eicheln aus dem Schnee, wenn die Schneedecke nicht zu hoch liegt. Der Nahrungsbedarf eines ausgewachsenen Stückes beträgt täglich zwischen 4 und 5 kg. Rehwild ist sehr wählerisch und äst nur einzelne Blätter und Triebe, so daß der Eindruck entsteht, als nasche es nur (ein sog. Selektionsäser). Die Äsungsphasen sind über den Tag verteilt, im Winter etwa sechs bis sieben, im Sommer bis zu zwölf, dazwischen erfolgen die Phasen des Wiederkauens. Der Wasserbedarf wird weitgehend durch die Aufnahme von Grünäsung (morgens mit Tau bedeckt) gedeckt. Hat es Gelegenheit zum Schöpfen, so saugt es minutenlang vom Wasser.
zurück zur Homepage des Rehwildes am Waldlehrpfad in Beilngries im Altmühltal
Zuletzt aktualisiert am 10.02.2017