Abteikirche des Kloster Plankstetten im Altmühltal


Abteikirche "Mariä Himmelfahrt" des Kloster Plankstetten

in Berching / Plankstetten im Naturpark Altmühltal



Im Jahr 1129 beginnt sich das geschichtliche Dunkel des Ortes zu lichten, als das Grafengeschlecht der Grögling-Dollnsteiner, die sich im 13. Jh. nach der nahegelegenen Burg Hirschberg benannten, die hiesige Benediktinerabtei errichtete. Die Abtei wurde als Hauskloster auf dem Altar der hl. Maria und des hl. Willibald im Eichstätter Dom gegründet und war damit den Bischöfen von Eichstätt unterstellt, die über all die Jahrhunderte hinweg väterlich für ihr Eigenkloster sorgten. Gegen das zur Zeit des Investiturstreites neu aufgekommene Modell von selbständigen Klöstern, die sich dem Schutz der Apostelfürsten Petrus und Paulus anvertrauten, wird in der Gründung eines bischöflichen Eigenklosters die Rückkehr zu einem älteren Vorbild von Klostergründungen erkennbar, die damals bevorzugt von den Bischöfen der Diözesen Freising, Salzburg und Eichstätt gepflegt wurden. Da die Quellen keine genaue Auskunft über die Herkunft der ersten Mönche geben, ist aufgrund baulicher Merkmale der Klosterkirche anzunehmen, daß Graf Ernst IV., unterstützt von seinen Brüdern Hartwig, der die Vogtei über das Hochstift besaß, und Gebhard, der Bischof von Eichstätt war, die ersten Mönche aus der benachbarten Abtei Kastl holte. 1138 wurde der Kirchbau mit der feierlichen Konsekrierung durch Bischof Gebhard abgeschlossen.
Das Kloster hatte in den ersten drei Jahrhunderten aufgrund seiner ärmlichen Ausstattung um seinen Bestand zu kämpfen. Dennoch strahlen die baulichen Leistungen (1180 Schaffung der romanischen Eingangshalle) und das geistliche Leben (eine heute noch bestehende Gebetsverbrüderung mit dem ältesten bayerischen Dominikanerinnenkloster Hl. Kreuz in Regensburg aus dem Jahre 1318) wie Lichtpunkte im geschichtlichen Dunkel der Abtei. Am Vorabend der Reformation führte der Eichstätter Bischof Johaim von Eych (1445-64) mit fünf Mönchen aus dem Kloster Hl. Kreuz in Donauwörth die Kastler Reform ein, die unter dem Abt Ulrich Dürner (1461-94) sichtbar aufblühte. Eine empfindliche Störung des neu erwachten Lebens brachten 1525 das Wüten der Bauern und die Reformation mit ihren Wirren, die letztlich das neugelegte innere Fundament der Gemeinschaft nicht erschüttern konnten. Aufbauend auf dieser Grundlage gelang es dem Abt Jakobus 1. Petri (1607-21), den inneren Zusammenhalt der Mönche und die Liebe zu ihrem Kloster zu vertiefen. Der Dreißigjährige Krieg, der sich wie ein Unwetter über dem Kloster entlud, nötigte 1632 die Mönche zur Flucht vor den Schweden nach Osterreich. Die Frucht der Reformen und des jahrelangen mühevollen Wirkens der Äbte zeigte sich daran, daß die Gemeinschaft der Plankstettener Mönche, obwohl das Kloster in Trümmern und Ruinen darniederlag, nach ihrer Flucht langsam wieder zusammenfand. Die Kriegsjahre und die Flucht hatten jedoch an den Kräften der Gemeinschaft so stark gezehrt, daß sie für einen kraftvollen Neuanfang nicht ausreichten. Aus diesem Grund standen bis zu Beginn des 18. Jahrhunderts wiederholt Verwalter (Administratoren) dem Kloster vor.
Den hervorragenden Baten der Barockzeit Romanus Dettinger, Benedikt Schmid und Dominikus II. Heuber ist es zu verdanken, daß sich das im Geist der katholischen Reform erneuerte klösterliche Leben in den neuen Klostergebäuden entfalten konnte. Durch das rege geistige Leben, das kulturelle Schaffen und die Seelsorge in den angrenzenden Pfarreien entwickelte sich die Abtei im Umland zu einem kleinen Zentrum. Dieser Aufschwung gipfelte in der bedeutendsten Gestalt des Klosters, des Abtes Maurus Xaverius Herbst, der 1757 im Ruf der Heiligkeit verstarb. Ganz im Sinne des Barocks lebte und deutete er das Kloster als eine Vorwegnahme des Paradieses und verhalf, beseelt von einer tiefen Liebe zum gegeißelten Heiland und seiner schmerzhaften Mutter Maria, vielen Menschen zum Seelenfrieden. In den letzten Jahrzehnten des 18. Jahrhunderts fand die Aufklärung, bedingt durch die Ausbildung der jungen Mönche, Eingang in das Kloster und bereitete der Säkularisation ihre Wege. Unter Marian Karl, dem letzten Prälaten von Alt-Plankstetten wurde die Abtei, nachdem sie nun etwas mehr als 675 Jahre bestand, 1806 aufgehoben. Die Aufhebungskommissare verkauften den Besitz und die Mönche wurden mit einer Pension aus dem klösterlichen Leben entlassen. Einige Mönche konnten in den alten Klosterpfarreien als Seelsorger weiterwirken. Im Haus verblieb nur noch der Abt, der bis 1820 als Pfarrer von Plankstetten wirkte. 1855 verstarb der letzte Mönch der Benediktinerabtei Plankstetten. Der Ort war nun fast 100 Jahre lang ohne Kloster. Die Gebäude wurden in dieser Zeit hauptsächlich als Schul- und Pfarrhaus genutzt. In die Zeit des 19. Jahrhunderts fiel der Bau des Ludwig-Donau-Main-Kanals (1844-46) und einer Eisenbahn (1887).
1904 gelang es nach langen Bemühungen des damaligen Pfarrers Peter Meyer, Abt Rupert III. Metzenleitner aus der Benediktinerabtei Scheyern bei Pfaffenhofen/llm für eine Wiederbesiedlung des Klosters Plankstetten zu gewinnen. Erst durch die Bereitstellung von großen Geldsummen durch den Baron Theodor von Cramer-Klett für den Rückkauf der Gebäude war eine Sicherung der Neugründung gegeben. Anfangs noch Priorat der Benediktinerabtei Scheyern, wurde das neugegründete Kloster 1917 selbständig und zur Abtei erhoben. P. Wolfgang Maria Eiba wurde zum Abt ernannt. Durch die Not des Ersten Weltkrieges und von der Sorge um eine gute Ordnung, die wirtschaftliche Grundlage und den Ordensnachwuchs stark in Anspruch genommen, wurde Abt Wolfgang schon nach wenigen Jahren im Alter von 56 Jahren der Hirtenstab aus der Hand genommen. Den Äbten Jakobus II. Pfättisch (1927-58) und Paulus Heinz (1958-76) kam die wichtige Aufgabe zu, in den schwierigen Jahren des Krieges und der Nachkriegszeit eine geeignete Aufgabe für den jungen Konvent zu finden. Schon im Jahre 1907 entschloß man sich, den Schuldienst aufzunehmen und eine Landwirtschaftsschule einzurichten, die bis 1959 bestand und, bedingt durch die Zeitumstände, von 1934-53 eine Unterbrechung erfuhr. Da der Bedarf an Mittelschulen gestiegen war, begann man unmittelbar nach der Schließung der Landwirtschaftsschule mit dem Beginn des Unterrichts in der Realschule. In der Mitte der achtziger Jahre zeichnete sich bei sinkenden Schülerzahlen ab, daß die Schule nicht mehr zu halten war. Nach 30 Jahren wurde die klösterliche Realschule Plankstetten 1989 geschlossen. Abt Dominikus V. Madlener ging schon sehr bald daran, die Gebäude für das Bildungs- und Exerzitienhaus St. Gregor umzubauen, in dem jetzt auch die Schule für Dorf- und Landentwicklung untergebracht ist. Ebenso können Einzelgäste und Gruppen Tage der geistlichen Einkehr und Besinnung, der Erholung und des Urlaubs im Haus St. Gregor verbringen. 1993 übergab Abt Dominikus, der seit 1976 das Abtsamt bekleidete, den Hirtenstab an Gregor Maria Hanke, der nun als 54. Abt die Benediktinerabtei zu den beiden Jungfräulichen in Plankstetten leitet.
Bei näherer Betrachtung der Landschaftsform des Sulztales stellt man fest, daß es nur im Talgrund große ebene Flächen gibt, die größeren Gebäuden als Bauplatz dienen können. Das Hochwasser der kleinen Sulz drängte die Menschen mit ihren Häusern vornehmlich an den Westhang, wo sich auch genügend Trinkwasser findet. Diese schwierige topographische Lage beschränkt jede bauliche Tätigkeit, so daß auch die Abtei immer ein kleines Kloster blieb. Das Auf und Ab der ganzen Klostergeschichte überdauerten letztlich nur zwei Kellergewölbe im Konventgebäude, die aus der Gründungszeit des Klosters stammen, und die als Basilika erbaute romanische Kirche, die, unter dem Einfluß der Hirsauer Bauschule stehend, hinsichtlich des Langhauses eine starke bauliche Verwandtschaft mit der Klosterkirche in Kastl zeigt. 1180 wurde die erste Bauphase abgeschlossen, als man die Kirche mit den Türmen verband und dadurch eine Vorhalle, das "Paradies", schuf.
An der Schwelle zur Neuzeit baute Abt Ulrich Dümer am Ende des 15. Jahrhunderts nahezu das ganze Kloster um. Durchdrungen von der Theologie des Lichts ließ er den Kirchenraum im neuen Glanz erstrahlen, indem er dem Kirchenbau 1493-95 mit der gotischen Apsis und ihren großen Fenstern einen neuen Abschluß gab. Aus dieser Zeit stammt auch der Kreuzgang, der aufgrund von Abbrucharbeiten im 19. Jahrhundert nur noch in drei Jochen zu sehen ist. Da der Überfall des Mässinger Bauernhaufens 1525 große Schäden an den Klostergebäuden hinterließ, veranlaßte 1615 Abt Jakobus 1. Petri einen Neubau für den Konvent, in dem sich unter den Wohnzellen der Mönche im Erdgeschoß eine Michaelskapelle, heute Sakristei, und im Untergeschoß eine Unterkirche befand, die im 18. Jahrhundert zur Gruft umgebaut wurde. Im Kriegsjahr 1632 konnte man im Trümmer- und Ruinenfeld des Klosters nur noch die Außenmauern der Kirche erkennen.
Schon bald ging man daran, die völlig ausgeraubte Kirche neu auszustatten. Mit der Kanzel, einer Orgel und einem Hochaltar wurde das Bittgesuch von Abt Dominikus 1. Blatt für eine neue Inneneinrichtung in der Benediktinerabtei Lambach in Osterreich erhört. Da die Geldmittel knapp waren, entschloß man sich bei der Kirche, den Innenraum zu renovieren (1709) und den nördlichen Turm aufzustocken (1710). 1715 errichtete man nach den Plänen des Franziskanerbruders Philipp Blank für den Konvent einen neuen, größeren Bau. Die Transparenz des Stuckes, mit dem die Kirche zwischen 1709-29 sehr zurückhaltend ausgestattet wurde, läßt die alte romanische Bausubstanz durchblicken und deutet auf ein Traditionsbewußtsein hin, in der Altes nicht verworfen, sondern aufgenommen und weitergeführt wird. Bei den beiden Bühnenaltären im Seitenschiff und bei der Gittertür des Portals wird deutlich, wie Abt Maurus Xaverius Herbst diese Tiefe, Durchsichtigkeit und Transparenz weiterführte.
Wenngleich in den frühen Jahren des 19. Jahrhunderts die gesamte Abtei durch Abbrucharbeiten Schaden erlitt, hielt sich der Gedanke einer wachsenden Fülle durch die Zeiten und man bemühte sich gegen Ende des letzten Jahrhunderts, die Klosterkirche, die mittlerweile Pfarrkirche geworden war, in ihrem Bestand weitgehendst zu erhalten. 1928 konnte unter Abt Jakobus II. Pfättisch durch die Versetzung der gotischen Apsis für die neuerstandene klösterliche Gemeinschaft ein größerer Chorraum gebaut werden, der 1967 nach den Richtlinien der Liturgiereform neugestaltet wurde. Nach einer gründlichen Innenrenovation in den Jahren 1990-91 erstrahlt die Kirche in ihrem alten Glanz und läßt den wachsamen Betrachterin einem kleinem Raum eine transparente Fülle erfahren.



Kloster Plankstetten
Klosterplatz 1
92334 Berching



zurück zur Homepage von Berching im Naturpark Altmühltal


Zuletzt aktualisiert am 10.02.2017