Dom in Eichstätt im Altmühltal Altar Moratorium Grabplatte Dom in Eichstätt im Altmühltal

Dom

in Eichstätt im Naturpark Altmühltal



Das Gelände des Domes wurde - das ergaben die Funde - schon im letzten Jahrtausend v. Chr., in der Hallstatt- und Latene-Zeit, bewohnt. Die Siedlungskontinuität reicht über die Römer, Alemannen und Bayern bis in die Merowinger- und Karolingerzeit, in der die christliche Missionierung einsetzte. Willibald, ein vornehmer Angelsachse, hat hier die Entstehung eines Dreistammes-Bistums, das sich auf Gebiete der Bayern, Franken und Schwaben erstreckt, als erster Bischof in die Wege geleitet. Als er 740 mit seinem Blutsverwandten Winfrid-Bonifatius nach "Eihstat" kam, fand er einen zerstörten Ort mit einer unversehrten Marienkirche vor. Die Siedlung, die den Kelten als "eistedd" bezeichnet wurde, war schon zuvor dank der günstigen Verkehrslage an römischen und frühmittelalterlichen Straßen sowie an der schiffbaren Altmühl, inmitten zahlreichen Reichsgutes, zur Basis des Ur-Nordgaues geworden. 741 ließ sich Willibald, gleich nach Empfang der Bischofsweihe in Sülzenbrücken bei Erfurt, in Eichstätt nieder und leitete eine geschichtliche Entwicklung ein, die der Stadt bis heute ihr kirchliches Gepräge verliehen hat.
Grabungen ergaben, daß das willibaldinische Missionskloster im Westen des heutigen Domes lag: ein mit Mauern umfriedeter Bezirk, der einen 12,5 m langen Apsiden-Saal und Bauten für die Mönche umschloß. Weiter östlich entstand der willibaldinische Dom, eine schlichte Saalkirche mit 12 m Breite. Alle künftigen Bauten haben sich an ihrer Mittelachse - das Ostende ist unbekannt - orientiert. Im 10. Jh. äscherten die Ungarn das Kloster ein. Die Bischofskirche blieb verschont. Über den Klosterruinen errichtete Bischof Reginold (966-991) eine Rundbau mit 7,7 m Durchmesser mit zwei flankierenden Türmen, ähnlich den Baptisterien Italiens. Weiter westlich, unter dem Ostteil des heutigen Willibaldschores, in diese wurde 989 die Gebeine des hl. Willibald übertragen. Die karolingisch-ottonischen Bauten hatten, wie der farbige Mörtelschutt erweist, im Innern reiche Bemalung.
In der Zeit der Frühromanik entschloß man sich zum Bau eines neuen Domes, des nach Abbruch der karolingisch-ottonischen "Kirchenfamilie" unter Bischof Heribert (1022-1042) begonnen, von Bischof Gebhard I. (1042-1057) - als Papst Viktor II. (1055-1057) - weitergeführt und von Bischof Gundekar II. (1057-1075) vollendet wurde. Die Weihe von Chor und Langhaus erfolgte 1060, die der Turmkapellen 1072. Der langgestreckte Bau, der gleichzeitig mit den großen Dombauten in Speyer und Augsburg entstand, hatte einen Apsiden-Chor im Osten und Westen, ein östliches, über die Seitenschiffe ausgreifendes Querhaus und eine reichgegliederte Ostkrypta von 16 m Länge. Diese wurde im 12. Jh. auf 35 m erweitert. Ihre Entdeckung gehörte zu den weiteren Überraschungen der Grabungsarbeiten. Wegen der zu erwartenden Nachfolgekosten mußte von der Erhaltung der Krypta Abstand genommen werden. Die romanischen Türme mit Kapellen im ersten Obergeschoß, das untere Mauerwerk im Ostchor und Querhaus, die Arkaden zur Grundekarkapelle und der Triumphbogen über dem Willibaldsaltar sind vom romanischen Dom erhalten geblieben. Eine Domkirchweihe vom 13.10.1210 unter Bischof Hartwig (1196-1223) dokumentiert den Abschluß weiterer baulicher Maßnahmen im Bereich des Ostchores. Vielleicht haben die romanischen Türme erst jetzt ihre endgültige Gestalt erhalten.
Bischof Heinrich IV. (1247-1259) begann 1256 einen neuen, nunmehr frühgotischen Westchor als Grabeskirche für die Gebeine des hl. Willibald. Unter Bischof Hildebrand (1261-1279) wurde 1269 der Bau vollendet. 8 Jahrzehnte später entschloß sich Bischof Berthold von Hohenzollern (1351-1365), der Erbauer der mittelalterlichen Willibaldsburg, zur Errichtung eines gotischen Domes. Chor und Langhaus wurden unter den Bischöfen Raban Truchseß von Wildburgstetten (1365-1383) und Friedrich IV. von Oettingen (1383-1415) von etwa 1350-1420 vollendet. Das Baudatum am nördlichen Hauptportal (1396) zeigt den raschen Fortschritt der Arbeiten an.
Das 15. Jh. brachte Um- und Erweiterungsbauten. An die Stelle des romanischen Kreuzganges, der unter Bischof Heribert für einen weiter östlich geplanten Neubau des Domes an der Südseite verlegt worden war, traten von ca. 1400 bis ca. 1460 der spätgotische Nord-, Ost- und Südflügel. Auf der Westseite entstand von ca. 1480 bis ca. 1510 das zweischiffige Mortuarium als Begräbnisstätte des Hohen Domkapitels. Der Bau wurde 1489, schon vor Vollendung, geweiht. Bischof Wilhelm von Reichenau (1464-1496) verlängerte 1471 den Willibaldschor um ein Joch nach Westen. An der Ostseite des nördlichen Domturmes ließ das Domkapitel die 1464 eingewölbte zweigeschossige Kapitelsakristei um 1480 von Matthäus Roritzer vollenden.
Gleich rechter Hand befindet sich das bekannte Willibaldsdenkmal, ein barocker Grabaltar mit der Steinplastik des Bischofsgründers, die Loy Hering im frühen 16. Jh. aus dem sog. Eichstätter Marmor anfertigte. Die Rückseite des Denkmals bildet der Willibaldsaltar von Matthias Seybold (1745), ein reich geschmückter Marmorbaldachin mit Volutenkrone. In der Urne über dem Tabernakel ruhen die Überreste des Hl. Willibald.
Im Willibaldschor befinden sich mehrere Marien-Votivbilder aus dem 17. Jh. sowie die sog. Siboto-Madonna aus dem Jahre 1297. Sehenswert sind ferner die Kreuzigungsgruppe von Loy Hering (vor 1514) und der Willibaldsschrein von 1296, in dem sich die Gebeine Willibalds von 1296 bis 1745 befanden. Wir verlassen den Willibaldschor und begeben uns rechts zur Südseite des mächtigen Langhauses. Dabei passiert man den Wolfstein-Epitaphaltar von Loy Hering, der als einer der ältersten Renaissancealtäre Süddeutschlands gilt. Die Bäckerkapelle, die erste der südlichen Seitenkappellen, birgt den Marienaltar aus der Zeit um 1500. Es folgt der barocke Magdalenenaltar, eine Arbeit von 1692, danach die Willibalds-Bonifatius-Kapelle mit wertvollen Figuren aus dem 16. Jh.. Bei der seitlich angebrachten Orgel handelt es sich um eine moderne Schöpfung des Dillinger Künstlers Hubert Sandtner aus den Jahren 1973-76. Die Sängerkapelle schließt sich an, die ihren Namen von der Sängertribünen erhielt, die sich bis 1973 auf den Schrankenmauern des mittleren Chores befanden.
Vor der neu errichteten Altarinsel stoßen wir auf die bekannte Buchenhüller Madonna von 1430, deren liebliche Gestalt noch von den alten Farben geziert wird. Sie stand einst in der Wallfahrtskirche von Buchenhüll bei Eichstätt und gilt bis heute als eine der meistverehrten Marienfiguren der Gegend. In der rechts angrenzenden Seckendorff-Kapelle befinden sich Figuren des Hl. Willibald und der Hl. Walburga. Die benachbarte Sakramentskapelle birgt das Gundekar-Hochgrab, eine mit kunstvoll geschmiedeten Gittern umgebene Tumba mit den Gebeinen des Bischofs Gundekar II. (1057-1076). Viele Kirchenbauten des Altmühltales wurden von ihm geweiht. Gegenüber erhebt sich das steinerne Loy-Hering-Kreuz aus der Zeit um 1520 mit dem aufgerichteten Körper Jesus.
Rechts vom Haupttor steht der mächtige Schaumberg-Altar der von Philip Sarder in Jahre 1570 für Bischof Martin von Schaumberg (1560-1590) vollendet wurde. Der Bischof und seine Eltern sind im Mittelteil des dreigeschossigen, im Stil des Manierismus errichteten Altaraufbaus zu erkennen. Links und rechts der Gruppe seine beiden Geschwister Willibald und Walburga. Links neben dem Altar gibt ein Aufgang den Weg frei zur südlichen Turmkapelle, auch Michaelskapelle genannt.
Den Hauptaltar des Domes betrachten wir aus einiger Entfernung , von den Stufen des Vierungsaltars aus, da dieser Bereich von Besuchern nicht betreten werden soll. Im Zentrum des spätgotischen Flügelaltars aus der Zeit um 1480 wird die Figur der Patronin des Gotteshauses, die Hl. Maria, zur linken Willibald und seinem Vater Richard, zur Rechten seine Geschwistern Wunibald und Walburga sichtbar.
Wir begeben uns auf die Nordseite des Langhauses, wo ein Aufgang zur nördlichen Turmkapelle führt. Neben dem Aufgang steht der berühmte Pappenheimer Altar, ein Steinaltar, der in den Jahren 1489-1497 von dem Kanonikus Kasper Marschall von Pappenheim anläßlich seiner Rückkehr von einer Pilgerreise nach Palästina gestiftet wurde. Als Schöpfer gilt der Dombaumeister Hans Paur. Vor dem Hintergrund mit Motiven aus Jerusalem, Venedig und Nürnberg, den bedeutendsten Städten des Mittelalters, erhebt sich eindrucksvoll eine Kreuzigungsgruppe. Zu ihren Füßen Massenszenen von Mitleidenden und Höhnenden. Der elf Meter hohe Kalksteinaltar besticht durch sein dramatisches Szenario.
Gegenüber steht in einer Nische das Denkmal für Papst Viktor II (1055-1057), Bischof von Eichstätt in den Jahren 1042-1055, das erst 1946 von der Eichstätter Künstlerin Johanna Fischl geschaffen wurde. Daran schließt eine Doppelkapelle an, deren Ostseite der Iphofener Altar ausfüllt, ein Werk aus der Zeit um 1500. Wie in all den anderen Kapellen sind auch hier zahlreiche, größtenteils wertvolle und sehenswerte Grabsteine eingelassen, darunter das des berühmten Bischofs Johann Martin von Eyb (1697-1704). Eine Wendeltreppe führt zur neugotischen Kanzel, eine Nürnberger Arbeit aus dem Jahre 1887. Am Haupteingang vorbei führt uns der Rundweg zur Ulmschen Kapelle mit dem neugotischen Anna-Altar von 1867. Es folgt eine weitere Kapelle mit dem Laurentius-Altar an deren Ostseite. Sehenswert ist hier das von Loy Hering geschaffene Grabdenkmal für Bischof Gabriel von Eyb (1496-1535), das zu den herausragenden Werken aus der Zeit der deutschen Frührenaissance gerechnet wird. Den Abschluß bildet die Leonrod-Kapelle mit dem Neugotischen Josephs-Altar von 1879. Eine Gedächtnistafel erinnert daran, daß in diesem Dom zehn Angehörige des namhaften fränkischen Adelsgeschlechtes deren von Leonrod ihre letzte Ruhestätte fanden.
Wir begeben uns auf die Südseite des Domes, wo die Grablege des Eichstätter Domkapitels, das sogenannte Mortuarium, im Jahre 1498 eingeweiht wurde. Es ist eine zweischiffige Begräbnisstätte mit sieben Stützsäulen, die in ein kunstvoll verschlungenes Rippennetz übergehen. Dort an der Decke befinden sich die Wappen von zahlreichen bayerischen und fränkischen Adelsgeschlechtern. Gleich am Eingang des Mortuariums, an dessen Nordseite, fällt die Schöne Säule von 1489 auf, die mit einem kunstvoll gestalteten Schriftenband geschmückt ist. Ihr Pendent auf der Südseite, die Gewundene Säule, wirkt dagegen schlichter, dafür aber um so eleganter. Zahlreiche Grabsteine sind in den Boden eingelassen, darunter das von Loy Hering erstellte Epitaph für den Domherren Kaspar Adelmann (um 1540) sowie der Grabstein für Friedrich von Meihingen, den Propst des Altmühlstiftes von Herrieden (um 1330). Es gilt als das älteste Grabmal dieser ehrwürdigen Stätte. In allen Führungen wird das Glasfenster mit der Schutzmantelmadonna von Hans Holbein d. Ä. gepriesen. Ein anders Fenster zeigt das Jüngste Gericht.
Das Moruarium stellt von seiner Konstruktion her den vierten Flügel des Kreuzgangs dar, der in den Jahren 1410-1470 entstand. Bestechend wirken die jeweils verschiedenen Fenstermaßwerke, die dem Blick in den gartenähnlichen Innenhof erst seinen besonderen Reiz verleihen. Viele empfinden diesen Kreuzgang mit seinem Atrium als einen willkommenen Ort der Besinnung.
Zum Abschluß folgt ein Besuch des Diözesan-Museums das man direkt vom Kreuzgang aus erreicht. Es birgt in zwölf Abteilungen Exponate und Dokumente der Eichstätter Bistumsgeschichte.



Dom
Domplatz
85072 Eichstätt



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Zuletzt aktualisiert am 10.02.2017