Kloster Rebdorf in Eichstätt im Altmühltal Altar Orgel Statue Kloster Rebdorf in Eichstätt im Altmühltal

Kirche "St. Johannes der Täufer"

in Eichstätt / Rebdorf im Naturpark Altmühltal



Um 1156 errichtete Bischof Konrad I. von Morsbach in "Rebedorf", im Dorf mit Reben, 1055 urkundlich erstmals erwähnt, heute eingemeindet in Eichstätt, ein Chorherrenstift der Augustiner. Die Gründung erfolgte für die Mitglieder des Eichstätter Domkapitels, welche die Beibehaltung der vita communis wünschten. Auf dem 2. Italienzug Friedrich Barbarossas, den Konrad bis zum Sommer 1159 mitmachte, übertrug der Kaiser dem Bischof auf Bitten seiner Gemahlin Beatrix von Burgund am 1.8. in Neu Lodi "für die ausgezeichnete treue, die er dem Reiche stets bewiesen", den Reichsort "Reuedorph in pago Bawarie" zu freiem Eigen, um dort ein Kloster zu bauen. Er nimmt Ort, Kirche und Chorherren "sub regula beati Augustini deo militantes" und ihre Besitzungen unter kaiserlichen Schutz. Spätere Kaiser und Päpste haben alle Rechte und Privilegien bestätigt.
Schutzvögte des Stiftes waren die Grafen von Hirschberg, deren letzter in Rebdorf seine Grablege fand (1309), hierauf die Bischöfe von Eichstätt. Das Kloster nahm eine außerordentliche glückliche Entwicklung und übertraf bald, besonders in aszetischer und literarischer Beziehung, die Abtei Plankstetten, die 1129 gegründete Familienstiftung der Hirschberger Grafen. 1239 erstreckte sich der Besitz des bischöflichen Eigenklosters auf 47 Orte des Hochstifts Eichstätt. Bischof Johann III. von Eich führte 1458 das reformbedürftige adelige Stift der 1387 in den Niederlanden entstandenen Windesheimer Kongregation zu. Von nun an regierten Prioren bürgerlicher Herkunft statt Pröpsten. 1491 besiedelte Rebdorf das Kloster Schamhaupten bei Altmannstein. Dem Stift waren 12 Pfarren in der Umgebung inkorporiert.
Die Klöster der Chorherren waren religiöse Ausstrahlungszentren; die Wissenschaft zu pflegen gehörte zu ihren vornehmsten Aufgaben. Probst Friedrich von Törzbach (1399-1419) weilte als Vertreter seines Bischofs auf dem Konstanzer Konzil. Probst Silvester von Passau (1451-1454) schrieb "Meditationes de passione Christi", die in zahlreiche Abschriften verbreitet waren. 1498 schloß das Stift eine Gebetsverbrüderung mit der Benediktinerabtei Reichenbach. Der Humanismus fand Eingang in Rebdorf durch den Chorherrn Hieronymus Rotenpeck, Verfasser einer lateinischen Metrik. Kilian Lein (1503-1553), der berühmteste Prior des Stiftes, gefeiert als "homo trilinguis", der Latein, Griechisch und Hebräisch beherrschte und in Briefwechsel mit Jakob Wimpfeling, Johann Reuchlin und Willibald Pirkheimer stand, kluge Kontroverstheologe und Geschichtsschreiber, konnte Rebdorf in fortwirkenden Geist der Windesheimer Reform glücklich durch die Gefahren der Glaubensspaltung hindurchführen.
Nach schweren Schäden im Dreißigjährigen Krieg erlebte das Stift in der Barockzeit einen großen wirtschaftlichen Aufschwung, ebenso herrschte reges wissenschaftliches leben, für das die Namen der Chorherren Münch, Strauß und Stein genannt seien. Andreas Strauß verfaßte 1791 den ersten "Stadtführer" von Eichstätt und 1799 ein "Pantheon" seiner großen Persönlichkeiten, die bekannten "Viri insignes, quos Eichstadium vel genuit vel aluit".
Das Abschreiben und Binden von Büchern gehörten zu den besonderen Aufgaben der Chorherren: die Rebdorfer Bucheinbände des ausgehenden Mittelalters sind ein Begriff; Schenkungen und Ankäufe machten die Bibliothek im 17./18. Jh. zu einer der bedeutendsten in Süddeutschland. Sie umfaßte damals 789 Handschriften und rund 20.000 Titel mit vielen Inkunablen, mittelalterliche Glasbilder und eine römische Dianafigur.
Die Reihe der Pröpste bzw. Prioren ist ab 1219 gesichert. 1624 erhielt das Kloster unter dem Prior Leonhard Kraus die Pontifikalien; seitdem führten die Prioren wie vor der Reform den Titel Prälat bzw. lateranensischer Abt. Die Säkularisierung zerstörte 1806 ein blühendes Gemeinwesen, das auch in wirtschaftlicher Hinsicht ein "Mustergut" mit 191 Tagwerk Wiesen, 533 Tagwerk Feld, 2040 Tagwerk Wald, den Gutshöfen Harthof und Sperberslohe, einer Brauerei, Ziegelei, Gestüt u.s.w. gewesen war. Die Stiftsgebäude und einen Teil des Grundbesitzes erwarb Kaufmann Eustach Mayer, Eichstätt, ihm folgte als Besitzer Adam Kelin von Zirndorf. Der Hochaltar der Stiftskirche kam nach Greding, die prachtvolle Kanzel von Matthias Seybold und das Ölbild der Aufnahme des hl. Augusinus in den Himmel kamen nach Großlellenfeld. Das Rubens zugeschriebene Hl. Familie-Altarbild hatte bereits 1800 der französische General Joba entwendet, er hatte auch die berühmte Bibliothek geplündert; Rebdorfs Handschriften sind heute über Europa und die USA zerstreut. Die Privatbesitzer Mayer und Klein löste 1824 der Herzog von Leuchtenberg ab, dessen Absicht, in Rebdorf eine Pfarrei zu errichten, sich zerschlug. 1857 wandelte der bayerische Staat das Kloster in eine polizeiliches Arbeitshaus um, die profanierte Kirche wurde als Simultankirche eingerichtet.
1958 erwarben die Herz-Jesu-Missionare das Staatsgut mit der Kirche; in die ehemaligen Klostergebäude zog eine sechsklassige Knabenrealschule mit Internat ein. Die Auferstehung Rebdorfs aus hundertjährigem Verfall vollzog sich und damit die glanzvolle Wiederherstellung von Kirche und Kloster unter Beratung des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege.
Zur Baugeschichte des Mittelalters bringen die Urkunden nur wenige Nachrichten. Der Bau von Kloster und Kirche begann jedenfalls gleich nach der Gründung. Wenn jedoch die Vollendung der Kirche 1159 angegeben wird, kann nur an ein Provisorium gedacht werden; der Bau der Stiftskirche vollzog sich in zwei Hauptabschnitten. Die unter Leitung des Bayer. Landesamtes für Denkmalpflege 1961-1963 durchgeführte Instandhaltung zeigte, daß das romanische Langhaus ohne das westliche Turmpaar noch in der zweiten Hälfte des 12. Jh. erbaut wurde. Als langgestreckte dreischiffige Basilika mit sechs Jochen - ohne Querschiff - gehört dieser Kirchenbau einer Raumgattung an, die ihren Ursprung in Oberitalien hatte und vor allem in Bayern sich ausbreitete. Man nennt sie gerne die bayerisch-alpenländische Basilika. Die Türme wurden erst im zweiten Viertel des 13. Jh. errichtet, wie bauliche Untersuchungen bei der jüngsten Renovierung zeigten, als beim Ausbruch für ein Epitaph an der Südostecke der spätromanischen Turmvorhalle deutlich die Mauerfuge zwischen Langhauswestwand und Turm und der heute durch Turm verstellte einstige Außensockel der Basilika-Westfassade festgestellt wurden. Die Seitenschiffe waren von Anfang an gewölbt. Unter Probst Paris von Muhr (1320-1336) wurden Chor und Mittelschiff gewölbt. Die leicht vorgeschobene Mittelapsis wurde bis zur Fenstersohle angetragen, ins Achteck übergeleitet und eingewölbt (polygonaler Chorschluß in Höhe des Mittelschiffs). Die spätromanischen Türme wurden offensichtlich im 15. Jh. in ihren Abschlüssen verändert, die Hainhofersche Ansicht von 1611 zeigt 2 ungleiche Turmformen: einen mit Satteldach zwischen Stufengiebeln und einen mit Spitzhelm. Von der mittelalterlichen Ausstattung ist nichts bekannt: 1369 wird ein Nikolausaltar erwähnt. In der 2. Hälfte des 15. Jh. wurde der Kreuzgang im Süden der Kirche neu angelegt (mit Glasgemälden, bevorzugte Grablege des Eichstätter Hochstiftsadels und bürgerlicher Wohltäter). Die mittelalterlichen Konventbauten, über die keine Nachrichten bestehen, zeigt die Ansicht von 1611.
Das 18. Jh. fand keinen Gefallen an der mittelalterlichen, wohl zu kleinen Klosteranlage. Von der Kirche schreibt der Chorherr Strauß, daß sie "mehr einem Keller als einem Tempel Gottes ähnlich" war; von den unter Probst Erhard Räm (1711-1732) völlig umgestalteten Klostergebäuden heißt es, daß sie "gewissermaßen den Anblick einer mißgestalteten Spelunke darboten". So führte Räm einen neuen Konventbau östlich vom alten Monasterium auf, der sich in der Länge von 183 m in betonter Monumentalität" mit schloßartigen Fassaden unmittelbar über der Altmühl erhebt: Gabriel de Gabrielis umfangreichste Schöpfung im Hochstift außerhalb von Eichstätt. Auch die Prälatur wurde außen und innen neugestaltet; Baumeister war Matthias Seybold, der 1732-1742 auch die Stiftskirche einem durchgreifenden Umbau unterzog. Unter Seybolds Leitung wurden das gotische Gewölbe im Hauptschiff am Scheitel abgeflacht und die Joche durch neu eingezogene Gurtbögen unterteilt, die Seitenschiffe barockisiert, die Fenster verändert und die Vorhalle und die Türme in die heutige spätbarocke Form gebracht.



Kirche "St. Johannes der Täufer"
Pater-Moser-Str. 3
85072 Eichstätt / Rebdorf



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Zuletzt aktualisiert am 10.02.2017