Kelheim


Geschichte

der Stadt Kelheim im Naturpark Altmühltal



Die Gegend rund um Kelheim ist uraltes Siedlungsgebiet. Die ersten Spuren des Menschen reichen hier bis in die vorletzte Eiszeit (Rißeiszeit) zurück. Als vor etwa 200.000 Jahren die Urdonau noch durch den unteren Abschnitt des jetzigen Altmühltales floß, lebten in den Klausenhölen bei Neuessing, also nur wenige Kilometer von Kelheim entfernt, bereits Eiszeitjäger. Von da an reißt die Fundkette in den Höhlen des Altmühltales zwischen Kelheim und Riedenburg nicht mehr ab. Ein Siedlungsschwerpunkt war lange Zeit die Tropfsteinhöhle Schulerloch. In der Jungsteinzeit, vor etwa 6.000 Jahren, waren nicht nur die Höhlen im Altmühltal und im Donaudurchbruch bewohnt, sondern es bestanden bereits die ersten Freilandsiedlungen im Kelheimer Talbecken und auf den Höhenzügen ringsum. Sie breiten sich immer mehr aus, bis dann zur Zeit der Kelten der Höhepunkt in der frühgeschichtlichen Besiedlung erreicht wurde. In der Mitte des Kelheimer Talbeckens wurden auf engstem Raum Hunderte von Gräbern aus den beiden Jahrtausenden vor Christi Geburt freigelegt. Flachgräber der frühen und Hügelgräber der späten Bronzezeit, frühhallstättische Urnenbestattung, Steinbautengräber der letzten Hallstattstufe und schließlich Flachgräber der La-Téne-Zeit. Etwa um 500 vor der Zeitrechnung kamen die Kelten vom Westen her in das Mündungsgebiet der Altmühl in die Donau. Sie bauten auf dem Michelsberg eine riesige Höhenburg mit großenteils bis heute erhaltenen, kilometerlangen Erdwällen, in der auch Eisen verhüttet wurde. Darunter, am Fuße des Michelbergs, befand sich die Talsiedlung. Spätestens nach dem Vordringen der Römer bis zur Donau im ersten nachchristlichen Jahrhundert ging diese vermutlich nach Manching zweitgrößte Keltenstadt Bayerns zugrunde. Die Römer errichteten zwar ein kleines Kastell auf dem Arzberg über Weltenburg und betrieben bei Kelheim am Südufer der Donau Ziegeleien, doch setzten sie sich nie für dauernd am Nordufer der Donau fest. Zahlreiche Zeugnisse der vorgeschichtlichen Besiedelung des Kelheimer Raumes werden im Archäologischen Museum der Stadt Kelheim, das im ehemaligen "Herzogskasten" wirkungsvoll untergebracht ist, gezeigt.
Als nach dem Abzug der Römer die Bajuwaren in das herrenlos gewordene Land zwischen Donau und Alpen einsickerten, ließen sie sich auch in Kelheim nieder, wo vorher bereits eine frühgermanische Siedlung des 4. und 5. Jahrhunderts bestanden hatte. Mitten im Talbecken wurden östlich der Altstadt eine Siedlung und Reihen Gräberfelder des 6. und 7. Jahrhunderts gefunden. Die erste urkundliche Erwähnung des Ortsnamens erfolgte allerdings erst 866 mit der Nennung eines "Campio nobilis Chrefting de Cheleheim", von dem wohl das Adelsgeschlecht der Herren von Kelheim abstammte, das erst 14. Jahrhundert ausstarb. Damals gab es mindestens zwei voneinander getrennte Siedlungen: Oberkelheim am Michelsberg und Gmünd zwischen Altmühlufer und Herzberg. Südlich der Donau entstand eine weitere Siedlung , das 878 als Vekhinga erstmals urkundlich genannte Dorf Affecking. Die jetzige Kelheimer Altstadt wurde erst nach dem Bau der Burg auf der Donauinsel gegründet. Die Anfänge dieser Burg reichen wohl bis ins 10. Jahrhundert zurück, als Kelheim Sitz des Gaugrafen und damit Hauptort des sogenannten Kelsgaues geworden war. Das maßgebende Geschlecht waren die Schyren, von denen die Grafen von Scheyern und damit auch die Wittelsbacher abstammten. In der Geschichte spielte die Donauburg erstmals 1151 eine Rolle, als König Konrad III. längere Zeit die Burg und den darin eingeschlossenen Kelsgau- und Pfalzgrafen Otto belagerte. Dieser Otto war es, der sich die Burg Wittelsbach bei Aichach baute und seine Familie fortan nach dieser Burg benannte. Zur Zeit der Belagerung bestand schon längst am Donauufer nördlich der Burg eine Marktsiedlung, denn für das Jahr 1045 steht im Nekrolog des Klosters Weltenburg ein "Heinrich der Schmied, Bürger im Markt zu Kelheim" verzeichnet. Bereits 1167 gab es in Kelheim ein Leprosenhaus, also eine Art Spital. Auf der Kelheimer Burg wurde, nach Aventin, im Jahre 1120 dem Pfalzgrafen Otto ein Sohn gleichen Namens geboren, der 1180 als erster Wittelsbacher Herzog von Bayern wurde. Drei Jahre darauf starb er und hinterließ die Herrschaft seinem noch unmündigen Sohn Ludwig, der um das Jahr 1173 vermutlich ebenfalls in Kelheim geboren worden war. In der bayrischen Geschichtsschreibung ist es schon vor Jahrhunderten üblich geworden, Herzog Ludwig I. mit dem Beinamen "der Kelheimer" zu versehen.
Das ist kein Hinweis auf seinen Geburtsort, sondern erinnert an jenes, nie ganz geklärte Attentat, bei dem der Herzog am 15. September 1231 sein Leben verlor. Nach übereinstimmenden zeitgenössischen Berichten wurde Ludwig I. von einem unbekannt gebliebenen, weil gleich nach dem Mord getöteten Mann erdolcht, als er von der Burg aus durch das Donautor die Stadt betreten wollte. Sein Sohn und Nachfolger, Herzog Otto II., verlegte den Zugang zur Burg, ließ das Tor zumauern und gestaltete es zu einer Gedächtniskapelle um. Dazu gründete er ein kleines Kloster mit Spital und unterstellte es als Priorat dem Schottenkloster St. Jakob in Regensburg. Die Gedächtniskapelle am Alten Markt hat viel vom ursprünglichen Zustand bewahrt. Sie wird von den Kelheimern meist nicht nach den Kirchenpatronen (St. Johannes der Täufer und Apostel Johannes) benannt, sondern entweder Ottokapelle oder Spitalkirche. Herzog Otto wählt nach der Mordtat Landshut als neue Residenzstadt. Das Kelheimer Schloß wurde Sitz des herzoglichen Pflegers. Vom romanischen Schloßbau haben sich bis heute nur der massige Stumpf des Bergfrieds und einige Mauerfundamente erhalten. Alles übrige wurde Ende des 15. Jahrhunderts wegen Baufälligkeit abgerissen und durch einen Neubau ersetzt, der jetzt als Landratsamt dient.
Das "Gesicht" und Ausdehnung der jetzigen Altstadt wurden von Herzog Ludwig dem Kelheimer festgelegt, als er im frühen 13. Jahrhundert seine Residenzstadt auszuweiten begann. Alle markanten Punkte der Stadtsilhouette sind auch heute noch gut erkennbar. Da ist das breite Straßenkreuz mit den vier zum Teil nochmals gegliederten Stadtvierteln. Rund um die Häuser das Geviert der Stadtmauer mit ihren Türmen und Toren. Von den drei Stadttoren stammen das Donautor im Süden und das Altmühltor im Norden im Kern noch aus dem 13. Jahrhundert. Das Mittertor kam im 14. Jahrhundert hinzu. Nach Osten war kein Tor erforderlich, weil dort keine Straße aus der Stadt hinausführte. Einige der Türme sind ebenso alt wie die Tore, so der ursprünglich als Wehrturm erbaute Turm der Erasmuskirche und wahrscheinlich auch der sogenannte Bürgerturm an der linken vorderen Ecke neben der Rundbastion des "Schleiferturms", der seit 1931 das Kriegerdenkmal beherbergt. Dieser wuchtige Rundturm wurde im späten 15. Jahrhundert aus den Überresten des alten Schlosses errichtet, als die Stadtmauern erheblich verstärkt wurden. Im Dreißigjährigen Krieg wurde die Stadtbefestigung noch weiter ausgebaut. Eine ganze Reihe von Türmen und Bastionen gibt es heute nicht mehr: beispielsweise den Eckturm vorne rechts, den großen Rundturm hinten links und die Vorbastion des Mittertores. Diese Türme wurden nicht erst im 19. Jahrhundert abgebrochen, sondern bereits 1706 zur "Bestrafung" der Kelheimer geschleift. Was diesem Abbruch vorausging, wird auf einem Wandgemälde am Mittertor geschildert: die Gefangennahme österreichischer Soldaten auf dem Stadtplatz durch den einheimischen Metzgermeister Matthias Kraus. Diese Tat und ihre Folgen war die bedeutendste Einzelaktionen der "Bayerischen Landserhebung" von 1705 während des Spanischen Erbfolgekriegs, die mit der "Sendlinger Mordweihnacht" und der Schlacht bei Aidenbach endet. Der vier Wochen zuvor geflohene Kraus drang in der Nacht vom 12. zum 13. Dezember 1705 in die Stadt ein und nahm die österreichische Besatzung gefangen. Die Rache folgte schnell: Kelheim wurde durch die Österreicher unter einem wahren Blutbad zurückerobert. Kraus konnte sich noch verstecken, wurde jedoch entdeckt und am 17. März 1706 in Kelheim hingerichtet. Die Erinnerung an ihn bewahrt nicht nur das Gemälde am Mittertor, sondern auch ein Brunnen.


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Zuletzt aktualisiert am 10.02.2017