Der Abensberger Dr. Hironimus traf in Innerafrika einen anderen Weltreisenden. Den fragte er: "Welches Gebiet halten Sie für den schönsten Fleck der Erde?" Darauf der andere:" Für mich ist der schönste Fleck der Erde in Deutschland, und zwar im Herzen Bayerns. Sie werden es wohl kaum kennen, das Donautal zwischen Weltenburg und Kelheim!" Dr. Billinger lächelte erfreut: "Wie gut ich das kenne! Nur ein paar Kilometer südlich davon liegt meine Heimatstadt Abensberg!"
Als Deutschlands bedeutendstes Durchbruchstal steht die Weltenburger Enge im Verzeichnis der bayrischen Naturschutzgebiete.
Was es so einmalig macht, ist die Fülle der Köstlichkeiten, die hier zusammenfand:
Die ungebrochene Gewalt der Natur
das Zusammenspiel von Wasser, Fels und Wald,
der Reichtum an seltenen Pflanzen und Tieren,
die vielen Zeugnisse menschlichen Daseins in grauer Vorzeit,
die glücklichste Vereinigung von Bildungen der Natur mit den Schöpfungen der Kunst
Die Landschaft am Donaudurchbruch hat die Menschen zu allen Zeiten angezogen, angefangen von den frühen Tagen der Menschheit. Im nahen Altmühltal, nur eine kleine Strecke vom Donaudurchbruch entfernt, wurde das Skelett eines Höhlenmenschen, der vor 50.000 Jahren lebte, gefunden. Eben an dieser Stelle fand man auch eines der ältesten Kunstwerke Deutschlands: ein handtellergroßes Stück Elfenbein, in das ein Mammut geritzt ist.
Sicher ist, daß von der Mittelsteinzeit an das Durchbruchstal bewohnt war. In der Jungsteinzeit war auf dem Arzberg, dem heutigen Frauenberg über dem Kloster Weltenburg, ein reges menschliches Leben. Der Pater Benedikt des Klosters hat aus diesen frühen Tagen in den letzten Jahren beim Spazierengehen ein ganzes Museum aus den Feldern aufgelesen.
Als die Bronze durch das Eisen verdrängt wurde, brach für diese Landschaft eine bedeutende Zeit an; denn das Eisen lag hier als Sumpf- oder Rasenerz in den Wäldern. Die Kelten erwiesen sich als gute Bergleute und bauten hinter gewaltigen Schutzwällen unmittelbar über der Donau ein frühes Industriegebiet auf, von dem man heute auf Schritt und Tritt noch Spuren findet. Hier in den Wäldern erheben sich noch Hügelgräber und keltische Viereckschanzen; hier wurde "das Weltenburger Stierl", eine keltische Bronzefigur, gefunden.
In nächster Nähe des Durchbruchs hatten die Römer ihr Kastell Abusina errichtet, das wir heute in den Grundmauern noch sehen, und von hier ab lief der Limes, der römische Grenzwall, durch das Land dem Rhein zu.
Am Beginn des Durchbruchtales steht wie ein Wächter das älteste Kloster Bayerns, Weltenburg, gegründet um 620.
Wer Weltenburg einmal besucht hat, kommt immer wieder. Er vergißt nicht die Mächtigkeit seiner Gebäude auf der kiesumschütteten Stromschlaufe, wo der dunkelgrüne Waldfrieden über den Fluß zu den Fenstern hereinschaut, nicht den kühlen Trunk dunklen Klosterbieres unter den schattigen, alten Bäumen im Klosterhof und natürlich nicht die herrliche Abteikirche, in der Ritter Georg auf dem Hochaltar aus dem milden, gelbflutenden Licht des Chorfensters in das Dämmern des Kirchenschiffes hineinzureiten scheint, und wo der Erbauer Cosmas Damian Asam sich in lebensvoller Gebärde über die Brüstung der lichtvollen, ovalen Kuppel zu dir herunterneigt: "Wie gefällt es dir? Haben wir es nicht es nicht gut gemacht, mein Malerbruder Ägid und ich?"
Dann geht es hinunter zur Donau! Zierliche Anker halten die Fischerboote an der Kiesbank fest. Die roten, grünen, blauen Kahnschnäbel zeigen unternehmungslustig zur Strommitte. Weiter unten tuckert ein blitzblankes Motorschiff. Steig ein, wo du Lust hast!
Unmerklich hat sich der Kahn in Bewegung gesetzt und schwimmt dem Donaudurchbruch zu. Hintenauf handhabt der Kahnführer mit sicheren Schlägen sein Stechruder; vornauf im "Spitz" sitzt sein Zwölfjähriger und führt das Schlagruder.
Die ersten Wasserstrudel kommen. Schade, daß man das Getier der Tiefe nicht sieht: Karpfen, Hechte, Huchen, Forellen, Zander, Schleien, Barben, Eitel, Aale, Weißfische, Frauenfische, Ruten, Äschen, Renken, Nerflinge und Waller.
Aber, was da so über dem Wasser fliegt oder auf den Kiesbänken verweilt, können wir beobachten: die wippende Bachstelze, den flizenden Eisvogel, den kreisenden Bussard, die flinken Möwen. Die Stromenge kommt auf uns zu. Der Kahnführer erklärt die Felsgebilde. Wasser und Wetter haben sie in Jahrtausenden geformt, Humor und Schalk ihnen seltsame Namen gegeben.
Der "Kuchelfelsen" fällt senkrecht ins Wasser. Der "Bayerische Löwe" schaut unverwandt stromaufwärts. Kurze Zeit ist die "Bischofsmütze" zu sehen, bald danach "Zwei Sich-Küssende", dann der "unverschämte Mann", der seine Rückseite der Donau und auch dir zukehrt. Vom "Römerfelsen" erzählt die Sage, die Römer hätten hier in schwindelnder Höhe eine Brücke aus Lederriemen über den Strom gespannt. "Stille" und "Lange Wand" rücken näher, und weil die Donau hier scharf nach links abbiegt, glaubt man eine Zeitlang in eine Felsschlucht ohne Ausweg zu fahren. Die 40 m hohen Felswände drängen die anprallenden Wellen auf eine Stromenge von 110 m zusammen. Die "Lange Wand" trägt in verschiedenen Höhen schwere eiserne Ringe. An ihnen mußten die Schiffer früher ihre "Zillen" mit dem Haken aufwärts ziehen. In einer Felsennische steht lebensgroß ein segnender hl. Nepomuk.
Mischwälder aus Tannen, Rotbuchen, Lärchen, Eichen, Fichten, Ahornen, Kiefern, Hainbuchen, Weiden und Haseln begleiten uns auf beiden Seiten. Die schönsten Eschen wachsen bei Wipfelsfurt.
Im Herbst wird das Buchenlaub im flammenden Rotgold zwischen den dunklen Nadelhölzern und den weißgrauen Felsen glühen. Nicht zu vergessen die mehrhundertjährigen Eiben: giftig und harzlos, mit rotabschilfernder Rinde, mit sehr weichen, schwarzgrünen Nadeln, korallenrot leuchtenden, günsamigen Scheinbeeren. Und im Wald und auf dem Fels eine Blumenwelt, die ihresgleichen sucht!
Wieder ziehen Felsgruppen an uns vorbei. Drei Steinkuppen tauchen aus dem Wasser, die "drei feindlichen Brüder". Eine "Riesenechse" zwängt sich durch einen Spalt felsauf. Die "Flucht nach Ägypten" wird sichtbar. Ein gewaltiges "Bienenhaus", der Hohlstein, mit vielen steinernen Wabenlöchern läßt eine Uferstraße nur knapp an sich vorbei. Auf der rechten Seite ragen die Felsen "Peter und Paul" aus dem Wald, schräg gegenüber siehst du "Napoleon auf der Flucht" und die Befreiungshalle grüßt von ihrer Höhe zu dir herab.
Nach dem Klösterl, einer alten, ehemaligen Einsiedelei, und dem Wieserkreuz beenden "Räuberfelsen", "Räuberhöhle", "Napoleons Reisekoffer", und "das Nürnberger Tor" die steinerne Schau.
Ein Ruck - und der Kahn legt an der Lände an. Der Alltag hat uns wieder, noch nicht ganz! Wir wollen gleich vom Fischerdörfl auf den Michelsberg wandern, zurück ins Naturschutzgebiet, denn dort steht die Befreiungshalle.
Der Europarat in Strassburg hat mit der Urkunde vom 5. März 1978 dieses Gebiet mit dem Europadiplom ausgezeichnet.
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Zuletzt aktualisiert am 09.10.2018