Zu den Wespen gehören neben den sozial lebenden Faltenwespen eine Vielzahl einzellebender Arten wie z. B. Pflanzenwespen, Schlupfwespen, Galiwespen und Grabwespen. Während die einzellebenden Arten (Solitärwespen) ein von der Öffentlichkeit weitgehend unbemerktes Leben führen sind die schwarz-gelb gestreiften und in größerer Anzahl auftretenden sozialen Wespen eine Erscheinung, die manchen Zeitgenossen in panischer Angst zu Fliegenklatsche und chemischer Keule greifen lassen. Die wenig geliebten Brummer sind mit einem Wehrstachel ausgerüstet und gehören zur Ordnung der Hautflügler. Im Laufe ihrer Entwicklung haben sie sozial hochentwickelte Staaten ausgebildet. Alle Wespen füttern ihre Brut mit tierischer Nahrung (Insekten, Larven) während sie ihren eigenen Betriebsstoffwechsel mit kohlehydratreicher Kost wie Nektar, Obst und anderen süßen Säften versorgen.
Die größte Vertreterin der Wespen in Mitteleuropa ist die Hornisse (Königin 25-35 mm).
Wespen leben in einjährigen Sommerstaaten. Die Nestgründung erfolgt im Frühjahr durch eine, noch im Herbst des vergangenen Jahres begattete und Überwinterte Königin. Aus der Winterstarre erwacht, sucht die Königin einen geeigneten Nistplatz und beginnt mit dem Nestbau. Bereits nach Errichtung der ersten Zellen wird eine Schutzhülle gebaut, um eine bessere Temperaturregulierung zu erreichen. Die Nestgründung ist eine sehr sensible Phase der Volksentwicklung. Je nach Witterung, Nahrungsangebot und Bedrohung durch Feinde kann es zu einer hohen Sterberate bei den Königinnen kommen. Die Entwicklung der Eier über die Stadien Larve, Puppe bis zum ausgewachsenen Tier ist temperatur- und futterabhängig. Sie dauert 3-4 Wochen. Nachdem die ersten Arbeiterinnen geschlüpft sind, werden alle Bau-, Fütterungs-, Putz- und Jagdarbeiten von diesen ausgeführt. Die Königin widmet sich ganz der Eiablage und fliegt nicht mehr aus.
Der Höhepunkt der Volksentwicklung wird im Spätsommer erreicht. Auf den unteren Wabentellern werden in größeren Zellen aus unbefruchteten Eiern Männchen (stechunfähige Drohnen) und aus befruchteten Eiern Jungköniginnen herangezogen. Es ist die für den weiteren Bestand der Art wichtigste Phase der Entwicklung eines Wespenstaates. Mit dem Wegflug der Geschlechtsstiere, die nicht mehr ins Nest zurückkehren, löst sich der Wespenstaat auf. Noch vorhandene Larven werden nicht mehr gefüttert und aus den Zellen gezerrt, die ausgewachsenen Tiere sterben. Nur die begatteten Jungköniginnen sind in der Lage in frostsicheren Quartieren zu Überwintern und im nächsten Frühjahr einen neuen Jahreszyklus zu beginnen. Das alte Nest wird nicht mehr bezogen, kann jedoch anderen Insekten als Überwinterungsquartier dienen.
Alle bei uns heimischen und sozial lebenden Wespen bauen Nester als Schutz vor Witterungseinflüssen und zur Aufzucht der Brut. Die Hülle der Nester bildet die Grundlage für ein ausgeklügeltes Temperaturregulierungssystem im Nest. Als Baustoff verwenden die Wespen oberflächlich verwittertes Holz von z. B. Zaunlatten und Baumstümpfen und vermengen es mit Speichel zu einer Art Pappmache. Je nach Farbe des Ausgangsmaterials und der Bautechnik entstehen unterschiedliche Einfärbungen und Muster der Nesthüllen, in deren Inneren die waagrecht angebrachten Brutwaben zu finden sind.
Lediglich die Feldwespen bauen hüllenlose Nester, die nur aus einer Wabe bestehen und an einem Strauch, einem Feldstein oder unter einem Dachziegel befestigt sind. Je nach Nistplatzwahl lassen sich die Wespen in Freinister (z. B. Mittlere Wespe in Hecken) und Höhlennister einteilen, wobei letztere ihre Nester in oberirdische (z. B. Hornisse, Sächsische Wespe) oder unterirdische Höhlen (z. B. Deutsche Wespe) bauen. Nester der sogenannten "Pflaumenkuchen-Wespen" (Deutsche und Gemeine Wespe) können fußballgroß werden und erreichen Volksstärken von mehreren tausend Tieren. Dies und die Tatsache, daß die Nester dieser beiden Arten bei günstiger Witterung bis Anfang November bestehen können, kann zu Konflikten mit dem Menschen führen.
Aufgrund des Mangels an Naturhöhlen weichen oberirdisch nistende Wespen oft in Ausweichquartiere in der Nähe des Menschen aus (Dachböden, Rolläden- und Vogelnistkästen).
Die Nützlichkeit staatenbildender Wespen wird oft verkannt, da sie im Gegensatz zu Bienen weder Honig noch Wachs produzieren und daher für den Menschen nicht direkt nutzbar sind.
Als Insektenjäger leisten Wespen jedoch wertvolle Dienste bei der Schädlingsbekämpfung und sind selber Glieder in der Nahrungskette anderer Tiere. "Ein starkes Hornissenvolk verfüttert pro Tag bis zu 500 g Insekten an seine Brut und leistet somit das Tagespensum von fünf bis sechs Meisenfamilien."
Auch gibt es eine Reihe von Pflanzen, die von Wespen befruchtet werden (z. B. Knotige Braunwurz; Schneebeere u.a.m.).
Hornissen werden von einigen Imkern für Bienenschäden verantwortlich gemacht. Zur Zeit der Nestgründung von Hornissen, sind Bienenvölker in der Regel schon so weit entwickelt, daß die Wegnahme von Bienen nicht ins Gewicht fällt und keine nennenswerten Ertragseinbußen beim Honig zu beklagen sind.
Auch sind angeführte Schäden an Obst oder an Bäumen durch Ringeln der Rinde von Jungtrieben, um einen Saftausstrom herbeizuführen, im Vergleich zu anderen Schadeinflüssen als sehr gering einzuschätzen.
Wespen-Weibchen tragen an ihrem Körperende einen Wehrstachel, den sie zur Verteidigung ihrer selbst und ihrer Brut einsetzen. Im Gegensatz zu Bienen verlieren sie ihren Stachel beim Stich nicht.
Wespenstiche und -gifte sind nicht anders zu beurteilen als z. B. Stiche von Bienen und Hummeln. Keines der Gifte ist so toxisch, daß Vergiftungen mit eventuell tödlichem Ausgang selbst nach zahlreichen Stichen zu erwarten sind.
Der Aberglaube, daß drei Hornissenstiche einen Menschen töten und sieben ein Pferd, ist Unfug und führt zu einer übertriebenen Furcht, in deren Folge die Tiere rigoros vernichtet werden. Ein Wespenstich ist zwar lästig, aber nicht gefährlich. Zu kritischen Reaktionen kann es nur dann kommen, wenn Menschen auf bestimmte, in den Mischgiften enthaltene Eiweißkörper stark allergisch reagieren oder der Stich in den Rachen erfolgt. Hier ist sofortige ärztliche Hilfe erforderlich.
Wie sich Wespen verhalten, hängt stark davon ab, wo sie sich gerade befinden.
Außerhalb ihres Nestbereichs sind Wespen nicht aggressiv. Normalerweise überwiegt bei allen Hautflüglern während der Futtersuche das Fluchtverhalten, da es keine Brut zu verteidigen gilt. Stiche erfolgen nur dann, wenn das Insekt vorsätzlich oder unbeabsichtigt in die Enge getrieben, angeatmet oder gedrückt wird.
Fühlt man sich durch eine Wespe belästigt, bleibt man ruhig und schlägt nicht um sich, um so das Insekt nicht unnötig zu beunruhigen. Das neugierige Tier verschwindet bald von selbst.
Im unmittelbarem Nestbereich sollte man folgende Punkte möglichst vermeiden:
Wenn Sie gestochen werden, sollten Sie sich vom Nest entfernen. Mit dem Stich werden Duftstoffe freigesetzt, die andere Wespen zu weiteren Angriffen animieren.
Decken Sie Nahrungsmittel und Süßigkeiten im Freien ab. Verwenden Sie Trinkhalme, um Stichunfälle im Rachenraum zu vermeiden. Besondere Vorsicht ist bei Getränkedosen geboten. Räumen sie Essensreste möglichst schnell weg.
In lauen Sommernächten sind Hornissen auch in der Nacht aktiv und fliegen gerne Lichtquellen an.
Bei geöffnetem Fenster sollten Sie daher das Licht ausschalten.
Fliegengitter halten unerwünschte Insekten wie Wespen und Mücken aus Zimmer und Küche fern.
Fangen Sie verirrte Wespen, indem sie ein Glas über das Insekt stülpen und vorsichtig ein Stück Papier als Boden unterschieben.
Ohne Gefahr laßt sich das Insekt nach draußen bringen. Nachts schalten Sie das Licht aus und öffnen ein Fenster. Die unerwünschte Besucherin verschwindet von selbst wieder.
Wespen leiden, ebenso wie Bienen und andere Hautflüglerarten, unter der zunehmenden Zerstörung naturnaher Lebensräume. Versiegelung der Böden, Gifteinsatz in der Landwirtschaft und im Garten, Nistplatzmangel, sowie gezielte Vernichtungsaktionen haben einige Wespenarten bereits auf die Rote Liste der bedrohten Tierarten gebracht.
In Bayern befinden sich die beiden größten Arten, die Hornisse und die Mittlere Wespe, in der Gefährdungsstufe 4R (potentiell gefährdet durch Rückgang) und zwei Feldwespenarten in der Gefährdungsstufe 3 (gefährdet). Generell ist es nach dem Bundes- und dem Bayrischen Naturschutzgesetz verboten, wildlebende Tierarten mutwillig zu beunruhigen oder ohne vernünftigen Grund zu fangen, zu verletzten oder zu töten.
Wenn Probleme mit Wespen auftreten, können diese in der Regel durch ein beratendes Gespräch oder die Absicherung des Nestes (mit z. B. einer Gardine, Fliegengitter) gelöst werden.
Ist in Ausnahmefällen die Entfernung eines Wespennestes unumgänglich, so ist oftmals eine Umsiedlung durch Fachleute möglich und die Vernichtung der Tiere damit unnötig. Die Umsiedlung ist sehr arbeitsintensiv und mit einem enormen Streß für die Tiere verbunden. Die Absicherung ist daher der Umsiedlung in jedem Fall vorzuziehen.
Hilfe und Beratung bieten:
Wer seinen Garten naturnah anlegt und auf Spritzmittel verzichtet, hilft nicht nur den Wespen, sondern vielen bedrohten Tier- und Pflanzenarten. Es ist ein Beitrag zur Erhaltung der Artenvielfalt. Lobenswert ist es, künstliche Nisthilfen bereitzustellen, die regelmäßig überprüft und gereinigt werden müssen.
Ein weiterer Punkt beim Schutz der Wespen ist die Erhaltung und Schaffung naturnaher Lebensräume, wie z. B. Hecken. Sie sind Lebensraum für viele Insekten, die auf dem Speiseplan von Wespen und Vögeln stehen und somit von großer Bedeutung sind. Der Trend, im Forst einzelne Totholzbäume als Nistmöglichkeit stehen zu lassen, ist zu begrüßen und sollte vorangetrieben werden.
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Zuletzt aktualisiert am 10.02.2017