"Unversehens weitet sich das Tal zu einem breiten Kessel. Herrlich liegt Dietfurt; weit ab rücken die Hügel" so beschrieb es Karl Winkler 1930 im Oberpfälzer Heimatbuch. Und dieser imposante Eindruck auf die Stadt der sieben Täler breitet sich auch heute noch von hier oben, wenn auch die Entwicklungen der Neuzeit an Dietfurt nicht spurlos vorübergegangen sind.
Sieben-Täler-Stadt heißt sie, weil hier das Ottmaringer und das Mallerstetter Trockental, die Hainsberger Schlucht, das Tal der Altmühl auf und ab, das Laabertal und das Tal nach Mühlbach einen breiten Kessel bilden.
Das Dietfurter Becken zählt zu jenen Kleinregionen des Altmühltales, die von der Altsteinzeit bis ins Mittelalter von Menschen besiedelt wurden.
Wegen Zwistigkeiten der "indern und äußeren Statt zu Dietfurt" traf 1444 Herzog Albrecht von München die Entscheidung, eine Befestigung bauen zu lassen. Vorgesehen war ein Torhaus nach Premerzhofen und nach Ottmaring, die mit einem Zaun verbunden werden sollten. Aus dem Zaun wurde jedoch eine Mauer.
Man erzählt sich folgende Legende:
Im Mittelalter standen die Steuereintreiber des Bischofs von Eichstätt mit langen Gesichtern vor den verriegelten Toren der Stadt. Die Dietfurter, unter der Steuerlast eh schon ächzend, hatten kurzerhand die Tore vor den unliebsamen Gästen verschlossen. Die Kämmerer erstatteten dem Bischof erbost Bericht mit den Worten: "Die Dietfurter verstecken sich hinter ihrer Mauer wie die Chinesen". Damit war ein geflügeltes Wort geboren.
Heute erinnert der einzigartige "Chinesenfasching" am Unsinnigen Donnerstag und er Chinesenbrunnen am Stadtplatz an diese Erzählung.
Wenn Sie Ihren Blick nach Süden richten, erhebt sich der Wolfsberg gleich einer Insel zwischen Altmühltal, Mühlbachtal und Laabertal empor.
Hier finden Sie Spuren einer der großartigsten Keltenbefestigungen - Reste einer ehemaligen Festungsanlage - im ganzen Altmühltal.
Gerade das untere Altmühltal weist viele Besiedlungsspuren der Kelten auf, die bereits vor Christi Geburt hier lebten und manchem Ort bzw. Fluß den Namen gaben. Auch das Wort Altmühl ist keltischen Ursprungs, "Alcomona" d. h. der stille, heilige Fluß.
Dietfurt hat noch etwas ganz Besonderes zu bieten. Nirgends im Landkreis beginnt der Frühling früher, ist der Frühling früher, ist der Herbst milder, und scheint die Sonne länger als hier! Die Sonnenseite des Altmühltal und die Talkessellage schaffen ein trockenes und warmes Klima. An Felswänden sind Temperaturen bis zu 45 °C möglich. Daher findet sich hier am Kreuzberg auch eine außergewöhnliche Pflanzenwelt. Wir treffen auf Pflanzenarten, die eigentlich in Südeuropa oder den Steppen Osteuropas ihr Zuhause haben.
Die sengenden Strahlen der Sonne rauben dem Boden auch noch das letzte Stückchen Feuchtigkeit. Der Untergrund wirkt oft staubig und nur eine dünne Humusdecke überzieht. Den steinigen Boden, der an manchen Stellen die Felsbänder offen freigibt. Pflanzen, die an solchen Standorten zu Hause sind, müssen hart im Nehmen sein. Einige haben sich zu wahren Überlebenskünstlern entwickelt. Jede Art hat ihre eigene Strategie. Die Küchenschelle - im Volksmund auch Osterglocken genannt - hilft sich z. B. vor übermäßiger Verdunstung durch dichten Haarbewuchs. Im März sind sie eine Bote des Frühlings, wenn sie mit unzähligen lilafarbigen Blüten den Hang überziehen.
Viele gefährdete Tierarten sind auf ganz bestimmte Magerrasenarten spezialisiert. Der Segelfalter z.B. legt seine Eier bevorzugt an kleinwüchsige Schlehen. Verschwinden diese, ist diesem schönen, aber leider schon sehr seltenen gewordenen Tagfalter die Lebensgrundlage entzogen.
In der vor Hitze flimmernder Luft erwachen viele Insekten erst so richtig zum Leben. Wildbienen, verschiedenste Wespenarten, schillernde Käfer und anmutige Schmetterlinge tummeln sich in der Luft. Hunderte von Heuschrecken flüchten bei heraneilenden Schritten.
Von Natur aus würden wir die Blütenpracht der Magerrasen nur an wenigen extremen wärmebegünstigten Standorten wie z. B. Felsbändern und Felsköpfen antreffen. Erst durch die Siedlungstätigkeit des Menschen konnten die Magerrasen an Fläche gewinnen, da Waldflächen gerodet wurden und auf flachgründigen Hanglagen Weidehaltung betrieben wurde. Magerrasen sind also vor allem Teil unserer Kulturlandschaft und hier im Naturpark Altmühltal eine besonders Charakteristikum der Südlichen Frankenalb.
Auch große Teile des Kreuzberges wurden früher entweder mit Rindern, meist allerdings mit Schafen beweidet und so der Gehölzaufwuchs zurückgehalten.
Wenn die Beweidung ausbleibt, gewinnen Sträucher wie z. B. Schlehen die Überhand und beschatten die lichtliebenden Pflanzen. Auch wenn von angrenzenden Flächen Nährstoffe in den Magerrasen eingetragen werden, werden die typischen Magerrasenarten verdrängt. Natürlich werden viele sagen, es sei egal, welche Pflanzenarten wachsen. Wenn man aber weiß, daß die Magerrasen den gefährdetsten Lebensraumtyp in Bayern und ganz Deutschland darstellen, kann uns das verschwinden von Orchideen- und Schmetterlingsarten nicht egal sein.
Auch hier am Kreuzberg wurden im Rahmen von Landschaftspfegemaßnahmen Schlehen und unliebsamer Gehölzerwuchs zurückgedrängt, Triebwege freigeschnitten, um so wieder eine optimale Beweidung durchzuführen. Erst eine geregelte Beweidung dieses besonders wertvollen Magerrasen sichert ihn für die Zukunft und trägt so zum Naturgenuß dieses Landschaftsraumes bei.
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Zuletzt aktualisiert am 01.10.2018