Natürlich geschützte Höhenlagen wie der Schellenberg wurden in allen Abschnitten der Vorgeschichte zur Anlage von befestigten Siedlungen genutzt. In der Urnenfelderzeit (13.-9. Jh. v. Chr.) ist in ganz Mitteleuropa eine deutliche Zunahme der Siedlungstätigkeit auf isolierten Bergspornen festzustellen. Mit dem Beginn der Eisenzeit um 800 v. Chr. bricht diese Form des Befestigungsbaus zunächst ab, um dann in keltischer Zeit erneut aufzuleben.
Viele Jahrtausende hindurch wurde der Schellenberg immer wieder von Menschen aufgesucht. In das Blickfeld der Geschichte trat der Berg um 900 v. Chr., als eine Gruppe von Menschen, wohl eine bestehende Dorfgemeinschaft im Tal, eine Siedlung auf dem Berg errichtete und zu ihrem Schutz eine Befestigung anlegte.
Nach einigen Jahrzehnten, höchstens nach etwa 100 Jahren, wurde die Schellenburg nach einem Brand der Wehranlage wieder verlassen. Bei befestigten Höhensiedlungen der Urnenfelderzeit, wie der auf der Schellenburg, handelte es sich weder um reine Fluchtburgen für Notzeiten noch um ausschließlich militärische Festungen, auch nicht Fürstensitze, sondern um Siedlungen einer dörflichen Gemeinschaft. Ale Wirtschafts- und Machtzentren einer Kleinregion wurden sie von einer örtlichen Führungsschicht geleitet, die man an ehesten als lokalen Kriegeradel in einer nach Rang und Besitz abgestuften Gesellschaft bezeichnen kann.
Urnenfelderzeitliche Befestigungen wurden meist an Verkehrswegen errichtet, um den Fernhandel sichern und kontrollieren zu können. Auch an der Schellenburg führte damals ein wichtiger Handelsweg in Nord-Süd-Richtung vorbei. Auf ihm konnte man das Schwarzachtal aufwärts relativ bequem (vgl. die heutige Autobahn und ICE-Trasse) die Fränkische Alb überqueren, um in das Obermaingebiet und weiter nach Unterfranken oder Thüringen zu gelangen.
Warum gerade die Schellenburg für die Errichtung einer Siedlung ausgesucht wurde, hat einen naheliegenden Grund: Vom Plateau des steilflankigen Berges hat man eine weite Sicht und einen guten Einblick in die Taleinschnitte von Altmühl, Anlauter und Schwarzach. Aufgrund dieser beherrschenden Lage - die Täler waren ja die Straßen der Vorzeit - eignete sich die Schellenburg für die Kontrolle des Fernhandels hervorragend; vergleichbar dem Michelsberg bei Kipfenberg, der zur gleichen Zeit besiedelt war, aber weniger günstige Voraussetzungen bot.
130.000 v. Chr. | Altsteinzeit (Paläolithikum) | Mittelpaläolithikum | Hohler Stein bei Schambach |
35.000 v. Chr. | Jungpaläolithikum | Weinberghöhlen bei Mauern | |
10.200 v. Chr. | Mittelsteinzeit (Mesolithikum) | Talknoten Kinding, Ilbling | |
5.500 v. Chr. | Jungsteinzeit (Neolithikum) | Altneolithikum | Siedlung unter der Burg Nassenfels, Kindinger Klause |
4.700 v. Chr. | Mittelneolithikum | Beilngries, Ingolstädter Becken | |
4.000 v. Chr. | Jungneolithikum | Enkering, Kinding | |
2.800 v. Chr. | Endneolithikum | Silexbergwerk bei Schernberg | |
2.200 v. Chr. | Bronzezeit | Frühbronzezeit | Kinding |
1.600 v. Chr. | Hügelgräberbronzezeit | Grabhügel bei Irlahüll | |
1.300 v. Chr. | Urnenfelderzeit | Befestigung auf dem Schellenberg, Gräberfeld bei Titting / Ablassmühle | |
800 v. Chr. | vorrömische Eisenzeit | Hallstattzeit | Grabhügel bei Kinding |
450 v. Chr. | Latenezeit | Keltisches Oppidium von Manching | |
0 | römische Kaiserzeit | Limes Kinding, Limes Kipfenberg, Limes Denkendorf | |
400 n. Chr. | Völkerwanderungszeit | Kriegergrab bei Ilbing | |
500 n. Chr. | Frühmittelalter | Merowingerzeit | Reihengräber bei Kipfenberg, Enkering |
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Zuletzt aktualisiert am 19.02.2019