Auf der Suche nach den ersten Spuren menschlichen Lebens im Gailachtal sind wir auf Vermutungen von Fachleuten angewiesen. Der große Historiker und Heimatforscher Dr. Winkelmann vermutet die ersten Menschen hier schon in der älteren Eisenzeit und schreibt ihnen die heute noch deutlich erkennbaren Steinwälle zu, die vom Raffelstein sich bogenförmig über den Schanzelbuck zum Burgberg erstrecken. Andere Wissenschaftler ordnen sie glaubwürdiger der Hallstattzeit zu. Sicherer ist jedenfalls, daß das Grafsloch bei Altendorf eine Höhlenwohnung der Steinzeit war. Ob auf dem Burgberg eine römische Befestigung war, ist nicht sicher; die Pflastersteine des Castells zu Pfünz stammen jedenfalls von den Hängen zwischen Mörnsheim und Mühlheim. Nach der Endung des Ortsnamens auf -heim, darf man Mörnsheim und Mühlheim in die karolingische Zeit zurückdatieren. Mühlheim ist 793 schriftlich erwähnt als Jagdplatz der Könige und als Besitz des hl. Sola und kam bei dessen Tod 794 an Fulda, Mörnsheim dagegen an die Bischöfe von Eichstätt. Der urkundlich 918 zum erstenmal genannte Ort Morinesheim, im bischöflichen Forstbann gelegen, war das heutige Altendorf.
Vermutlich um 1000 dürfte auf dem Burgberg schon eine Art Fliehburg bestanden haben, um die sich im Tal der heutige Ort Mörnsheim bildete, während das alte Dorf zu Altendorf wurde. 1228 ließ der Bischof von Eichstätt auf seiner alten Burg in Mörnsheim einen festen Turm erbauen. Zu den bischöflichen Gütern zählten um diese Zeit außer Mörnsheim noch Höfe auf dem Lichtenberg, in Altheim und Haunsfeld. Die Bischöfe wußten ihren Besitzstand zu erweitern und kauften 1282 vom Grafen von Truhendingen, dem Vogt des Klosters Solnhofen, den Ort Mühlheim mit den Höfen Bernbuch, Hagenau und Titingen. Diese Höfe bestehen heute nur noch als Flurnamen von Mühlheim. In einer dieser Kaufurkunden ist Mühlheim mit 1 Meierhof, 3 Mühlen und 20 Hofstätten beschrieben. Verwaltet wurde der bischöfliche Besitz von der Burg in Mörnsheim aus, auf der sich der Bischof (Reinboto) selbst des öfteren aufhielt. Sein Nachfolger Konrad II. umgab den Ort Mörnsheim 1297-1305 mit einer festen Mauer. In den folgenden Jahren, als sich der Bischof mit dem Grafen von Öttingen um das Hirschberger Erbe stritt, wurden Mühlheim und Mörnsheim weitgehend zerstört. Wegen Geldverlegenheit mußte der Bischof seine Vogteirechte über das Mörnsheimer Besitztum an den Ritter Seifried von Mörnsheim verkaufen. Erst sein Nachfolger Marquard I. konnte die verpfändete Burg mit den umliegenden Besitzungen wieder zurückkaufen.
Die wachsende Bedeutung Mörnsheims findet ihren Ausdruck in der Tatsache, daß Bischof Berthold 1354 von Kaiser Karl IV. für die stark befestigte Burg und den ummauerten Ort Mörnsheim das Halsgericht zugesprochen bekam. Mit dieser am 24. Juni 1354 ausgestellten Urkunde erhielt Mörnsheim auch das Recht zugesprochen, auf ewige Zeiten 4 Jahrmärkte und jeden Montag einen Wochenmarkt abzuhalten. Damit war Mörnsheim zum Markt geworden und zum Verwaltungs- und Gerichtsstand erhoben. Demzufolge wurde auch die Burg mehr ausgebaut und der Markt stärker ummauert. So entstand an der Südseite der Burg der beiderseits ausgemauerte Zwinger und an der Brücke über den Forellenbach ein schönes Absteigequartier für den Bischof (Vorläufer des Kastenhofes) und daneben 1404 der heutige Torturm. Schon 30 Jahre später erhielt die Burg einen tieferen Wallgraben und die in Resten heute noch teilweise sichtbaren 6 mächtigen Wehrtürme (um 1440). Um 1460 erfolgte der endgültige innere Ausbau mit einem 4-stöckigen Herrenhaus. Die Afra-Kapelle scheint älteren Datums zu sein. Das Osttor im Markt entstand 1494 und wurde 1901 abgebrochen.
Herr auf der Burg war über Jahrhunderte die Adelsfamilie derer von Morinesheim oder Mörnsheim. Ihr Adelsgeschlecht ist von 1138-1579 in ununterbrochener Folge nachgewiesen. Sie regierten als bischöfliche Burgvögte, später Pfleger genannt, und wohnten auf der Burg. Neben dem Pfleger amtierte der Kastner vom Kastenhof aus. Er besorgte die Eintreibung der Steuern und Abgaben und war auch Richter. Ihm standen 2 Bürgermeister und ein Ratskollegium zur Seite, die vom Bischof ernannt wurden und als Schöffen fungierten. Der Verwaltungsbereich umfaßte um 1500 die Orte Mörnsheim, Mühlheim, Altendorf, Lichtenberg, Schernfeld, Schönau, Ochsenhart, Sappenfeld und Ruppertsbuch. Die Ritter von Mörnsheim waren nie Besitzer der Burg, sondern nur Beauftragte des Bischofs. Sie gaben sich auch oft den Beinamen von Otting, was auf eine enge Verwandtschaft zu den Fürsten von Öttingen schließen läßt. Ihre eigenen Besitzungen umfaßten neben einem Haus in Mörnsheim Teile der Dörfer Tagmersheim und Blossenau. Während die Herren von Mörnsheim noch vor 1500 ihren Wohnsitz nach Aurach bei Herrieden verlegten, taucht die Familie der Ottinger um 1560 in Tagmersheim auf.
Obwohl das Halsgericht (1354) ursprünglich nur für den Ort Mörnsheim galt, richteten die Mörnsheimer bald in ihrem ganzen Verwaltungsbereich. An Urteilen und Vollstreckungen sind überliefert:
1444 Enthauptung eines Mannes namens Benlein aus Hagenau (Hof zwischen Mühlheim und Tagmersheim)
1520 Hinrichtung eines Diebes am Galgen
1527 Enderlein aus Mühlheim wegen Diebstahls von 2 Gulden ausgepeitscht und auf 10 Meilen verbannt
1540 Nach Ermordung des Kolbmüllers wird die Frau der Mittäterschaft überführt und kann aus dem Gefängnis fliehen
1614 Verbrennung einer Hexe namens Strobel.
Um 1600 zählt Mörnsheim 53 Häuser, darunter viele Handwerker, wie Leineweber, Schneider, Schmiede, Bäcker, Nadler, Löffelmacher, Müller. An Mühlen werden erwähnt: in Mühlheim die Schwammühle 1282, Kohlmühle 1304, Gröblmühle 1500, Marktmühle 1668. 1612 wird unter Bischof Konrad von Gemmingen der heutige Kastenhof errichtet, der noch zwei steinerne Wappen des Erbauers trägt.
Der 30-jährige Krieg brachte Mörnsheim herbes Leid. 1634 kam eine Abteilung des schwedischen Oberst Sperreuther nach Mörnsheim. Die Einwohner flohen in die feste Burg und verteidigten sie gegen jeden Ansturm des Feindes. Dafür wurde der Ort an 9 Stellen angezündet. Später mußten die Mörnsheimer dem siegreichen Sperreuter in Berching huldigen und harte Kriegslast zahlen. Als die Schweden nach Norden gezogen waren, kam kaiserlich-bayerische Einquartierung, die 1638 den Ort ausraubte und 40 Pferde mitnahm. 1639 folgte eine neue Brandschatzung durch die Kaiserlichen und die Einquartierungen in den wenigen noch verbliebenen Häusern dauerten bis 1648. Die Zustände nach dem Krieg schildert ein Chronist so: Da liegen die Felder unangebaut, alles Vieh, groß und klein ist hinweg, die Häuser sind zerrissen, Tür und Fenster, Kisten und Kasten zerschlagen und verwüstet, alles Gerät, Kleider und Gewand ausgeraubt und den armen Leuten nichts als das elende Leben, welches bitterer als der Tod selber ist, gelassen worden. Man sieht und findet fast nirgends mehr einen alten Mann, die jungen verschmachten vor Hunger und Kummer, sie gehen dahin wie Skelette und sehen dermaßen jämmerlich und gräßlich aus, als wenn sie in Rauch gedörrt wären. Die Not des Krieges konnte nur ganz allmählich überwunden werden. Weil der Ort verwüstet und auch die Burg stark beschädigt war, siedelte der Pfleger 1645 nach Dollnstein über. Die Burg wurde dem Verfall preisgegeben und lieferte im vorigen Jahrhundert billige Bausteine für Mörnsheimer Häuser und für den Erweiterungsbau der Pfarrkirche.
Bischof Marquard II. genehmigte 1661 eine Brauerei und Gastwirtschaft, anstoßend an den Pfarrstadel, mit Alleinverkaufsrecht für Brot und andere Wegzehrung. Ein Neuburger Hofmedicus versuchte vergeblich den gleichen Bischof zu bewegen, das alte Badehaus im Wildbad zu einem Wasser- und Luftkurort auszubauen. Dagegen wurde das Hammer- und Eisenwerk in Altendorf wieder in Betrieb genommen. Die wesentlichste wirtschaftliche Förderung aber erhielt Mörnsheim mit dem Beginn der Steinbrüche.
An Besonderheiten aus der neueren Zeit bleibt zu berichten, daß Mörnsheim 1704 von den Franzosen in Brand gesteckt wurde und im Spätsommer 1854 brach im Gailachtal die Cholera aus und raffte in wenigen Wochen 32 Menschen dahin.
Heute ist Mörnsheim ein Ort, der sich mit seinesgleichen wohl messen kann. Vor allem seit dem letzten Krieg hat sich sein Gesicht gewaltig gewandelt. Durch die Regulierung des Baches in den 60er Jahren wurde den häufigen Überflutungen Einhalt geboten. Die Kreis- und Gemeindestraßen sind voll ausgebaut. Die 1932 erbaute Wasserleitung wurde durch eine Neuanlage mit Tiefbrunnen ersetzt und auf das ganze Gailachtal ausgedehnt. Mittlerweile wurde im Jahre 1984 der Ortsteil Haunsfeld an die Wasserversorgung nach Mörnsheim angeschlossen. Die Kanalisation mit einer modernen Kläranlage kam dazu und die Flurbereinigung verbesserte die landwirtschaftliche Struktur in den 70er Jahren. Es blüht der Handel mit den in den im Tagebau gewonnenen Natursteinen in den Steinbrüchen oberhalb Mörnsheims.
Auch der Tourismussektor wurde in den vergangenen 30 Jahren forciert und ausgebaut, Fremdenverkehrseinrichtungen wie das Haus des Gastes, das Verkehrsbüro und der Informations- und Dokumentationsraum geschaffen. So bleibt der Markt Mörnsheim mit seinen Ortsteilen Mühlheim, Altendorf, Haunsfeld und Ensfeld mit seinem herrlichen Tal und seinen Steinbrüchen ein Ort besonderer Prägung, der auch dem Urlauber mehr bieten kann, als man auf den ersten Blick vermuten möchte.
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Zuletzt aktualisiert am 10.02.2017